Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
höhnisch darauf hinwies, dass er längst dazu gehörte, liebte er doch ausgerechnet die Tochter dieser Frau.
Von wegen, sein Vater hätte sich gewünscht, er würde Beates Tagebuch lesen! Dass er sich womöglich anstecken ließ von ihrem Verlangen, Mörder zu verfolgen. Es war ausgeschlossen, dass sich sein Vater und Alain auf dem Zauberhügel von Sean Garraí begegnet waren. Adrian Ossmann war seit seiner Kindheit nicht mehr in Killenymore gewesen.
Vielleicht sollte er mit seiner Mutter darüber reden, grübelte er, so sie denn eines Tages wieder von ihrer Umlaufbahn um Karo zurück sein würde. Alicia dagegen hatte er auffällig oft mit Danilo zusammen gesehen. Oder tagelang gar nicht. Sie hatte sich schnell darüber hinweggetröstet, dass er, Manuel, ihr aus dem Weg ging. Undankbares Weib! Eigentlich sollte er froh sein, dass sie seinen Rückzug so gefasst hinnahm. Die Herzlichkeit, die noch vor kurzem ihre Bezie-hung geprägt hatte, die Intimität, die Freundschaft, das alles war zu Ende, genau wie er es sich gewünscht hatte. Dennoch vermisste er sie, ihre Liebenswürdigkeit, ihr Lächeln.
Er würde das Tagebuch für Alicia aufheben . Oder einfach vergessen.
Mit einem wütenden Schubs ließ er es in der Bibliothek hinter einen Reiseführer von Florida fallen, um es außer Sichtweite zu bringen.
Wenn er bloß wüsste, was Alicia vorhatte! Unvorstellbar, dass sie …
Sollte sie allen Ernstes vorhaben, was ihr … was dieser Kerl behauptete? Dann sollte sie besser ihr Hirn neu justieren lassen.
„Wie oft soll ich eigentlich noch wiederholen, dass An draíocht von niemandem außer mir höchst persönlich geritten wird?“ Knallrot im Gesicht riss Damien die Tür zur Sattelkammer auf, steckte kurz seinen Kopf hinein und schmiss die Tür genauso heftig wieder zu. „Wo ist dieser elendige Narr? Dieses Mal, oh, das schwöre ich euch, werde ich ihm die Gurgel umdrehen! Der soll mir bloß nicht unter die Augen treten, sonst werde ich ihn teeren und …“
„ Wofür soll ich hängen, Brüderchen?“, erkundigte sich Manuel fröhlich, als er in dieser Sekunde gestiefelt und gespornt den Stall betrat.
„Ich dachte, du wärst … unterwegs. Mit An draíocht .“
„ Ich?! Auf diesem durchgeknallten Biest? Um Gottes Willen, bin ich lebensmüde? Nichts gegen die Fortschritte, die du in letzter Zeit mit ihr gemacht hast, aber … nee, wirklich nicht. Mir tut die Schulter noch vom letzten Mal weh. Von starrsinnigen Weibern habe ich momentan die Nase voll, das kannst du mir glauben. Wie kommst du überhaupt auf die Idee?“
„Weil sie nicht hier ist! Verschwunden! Weg!“
„So lch ein Tier geht nicht einfach verloren. Oder ist euch schon öfter eines abhanden gekommen?“ Mit wenigen großen Schritten war Manuel an der leeren Box der Stute. „Vielleicht ist jemand mit ihr unterwegs. Éamonn …“
„Ist vor einer Stunde mit dem Jeep ins Dorf gefahren und frühestens in zwei Stunden zurück. Ich habe eben mit ihm telefoniert. Herrgott, ihr wisst, dass ihr euch nicht an ihr zu vergreifen habt! Sie ist weder im Stall noch auf der Koppel. Niemand hat sie gesehen.“
„Was ist mit Alicia und Danilo? Die beiden hängen die ganze Zeit zusammen wie Kletten, zumeist bei den Pferden.“
„Sie haben Méaracán und Liagóir . Manuel, es wäre mir recht, wenn du mich begleiten würdest. Nicht auszudenken, wenn unserem Prachtstück etwas passiert. Oder demjenigen, der sie sich ausgeliehen hat.“
„Wohin sind Alicia und Danilo geritten?“
„Hinüber zum Dolmen.“
„Dann sollten wir die entgegengesetzte Richtung absuchen.“
„ Ich habe Neuigkeiten von meinem Freund. Du wolltest den Namen eines Zugangsberechtigten für die Akte Peters.“ Danilo lächelte leicht. „Dieses Anliegen hat ihn ziemlich ins Schwitzen gebracht. Wie du dir bestimmt denken kannst, ist die Rekrutierungsdatei eines Geheimdienstes eine der am besten gesichertsten. Und das aus gutem Grund. Es gibt überhaupt nur drei Personen, die Zugang dazu haben. Alicia?“
Danilo Iwanow brachte Liagóir zum Stehen und hievte sich ächzend aus dem Sattel. „Lass uns hier einen Moment rasten. Diese Art von Frühsport bin ich nicht gewohnt. Werde wohl alt.“
„Aber mit Ena jeden Tag zwei Stunden Karate trainieren!“, lachte Alicia und stupste ihn in die Seite. „Einer wie du wird nie alt. Ich meine, du kannst hundert sein und siehst immer noch aus wie …“ Sie schnalzte mit der Zunge und betrachtete unverhohlen genüsslich seinen
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