Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
muskulösen Körper.
Danilo schmunzelte, als er den Pferden leichte Fesseln um die Vorderbeine legte, sodass sie grasen, aber sich nicht allzu weit von ihnen entfernen konnten. Dann ließ er sich neben Alicia auf der Wiese nieder.
„Man möchte meinen, du flirtest mit mir.“
„Mmmh, das erscheint mir kein so abwegiger Gedanke.“ Sie blinkerte kokett mit den Wimpern. „Würde Karo mir das sehr übel nehmen? Sie muss sich doch des Risikos bewusst gewesen sein, als sie damals ‚Ja’ zu dir Prachtkerl gesagt hat.“
Sie musterte ihn von der Seite und bemerkte, wie sich seine Ohrenspitzen leicht röteten. „Du hast also Neuigkeiten von deinem Freund?“, half sie ihm aus der Verlegenheit. „So schnell hatte ich nicht damit gerechnet.“
„ Eins sollst du wissen, mein Mädchen: Bei ihm handelt es sich um jemanden, der sich nie aus der Ruhe bringen lässt. Durch nichts und niemanden, wirklich wahr. Dieses Mal allerdings hat er mich ausdrücklich davor gewarnt, in dieser Akte zu wühlen. Wirst du dabei erwischt, werden sie dich bis ans Ende der Welt jagen. Egal, wer du bist, was oder wie viel du weißt, sie werden dich zum Schweigen bringen und danach erst fragen, warum dich ein Mann wie Peters interessiert. Brisanteres Material wirst du kaum finden und deswegen …“
„ Kommen sie mir auf die Spur, stecken du und dein Freund ebenso tief wie ich in der Scheiße, Danilo, da sie bloß zwei und zwei zusammenzählen müssen, um herauszufinden, von wem ich die Informationen habe. Offenbar habt ihr euch entschieden, dieses Risiko einzugehen. Also gib mir einen Namen und ich verspreche dir, dass sie mich nicht erwischen werden.“
„Kannst du so etwas versprechen?“
„Selbstverständlich nicht“, kam ihre Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Aber ich werde alles tun, was in meinen Möglichkeiten steht, um das zu verhindern. Wenn ich auffliege, dann habe ich meinen Job nicht ordentlich gemacht und es vermutlich nicht besser verdient, als aus dem Verkehr gezogen zu werden. Danilo, ich will wissen, wer dieser Frithjof Peters ist. Wer könnte ein größeres Interesse daran haben als ich? Manchmal habe ich mir sogar eingeredet, er selber könnte die Flucht von Adrian und meiner Mutter vereitelt haben – aus welchem Grund auch immer. Möglicherweise ist er der einzige Überlebende. Du verstehst, dass ich alles versuchen muss, um diese Fragen zu beantworten. Und sollte Peters tatsächlich am Leben sein, werde ich noch eine ganze Menge mehr an Fragen für ihn haben.“
Er verstand wirklich. S eit ihm das Ergebnis des DNA-Vergleichs vorlag, schwankten seine eigenen Gefühle zwischen Rache und Gerechtigkeit, die er für seinen getöteten Bruder wollte. Angels Mörder hatte mit den Befunden einen Namen und ein Gesicht bekommen. Seitdem rang er mit sich um eine Entscheidung, was er mit diesem Wissen anfangen sollte.
„ Die Krankenstation in Gabun ist nach wie vor in Betrieb. Es gibt zwei Ambulanzflieger, die regelmäßig zwischen Belenga und Europa und Amerika pendeln, sowie vier Besatzungen, ausgewählte Männer mit militärischer Ausbildung, die zu jeder Zeit einsatzbereit sind. Die Zentrale befindet sich seit dem Tod des Marquess’ in Paris. Vor jedem Flug wird wenigstens ein Telefonanruf zu einer Geheimnummer geführt. Die wird zwar mit schöner Regelmäßigkeit verändert, aber es ist Paris.“
Alicia rupfte einen Grashalm aus und ließ ihn spielerisch zwischen ihren Fingern rotieren.
„Es handelt sich um den Anschluss von Doktor Sebastian Michel Ferrard, dem früheren Chefarzt der Klinik St. George. Er transplantierte unter anderem meinen Vater. Wie wir wissen, kam das Geld für den Unterhalt der Krankenstation von Stojan Stojkow. Ich habe mir Zugang zu seinen Konten verschafft.“ Alicia zuckte in typisch französischer Manier mit der Schulter. „Zu seinen schwarzen Konten. Solltest du das Erbe annehmen, wirst du wahrscheinlich erst einmal geraume Weile mit einer Bestandsaufnahme der ordentlichen Konten beschäftigt sein, sodass ich mich – dein Einverständnis kurzerhand vorausgesetzt – ausschließlich auf die anderen konzentriert habe.“
„ Du bist ein Genie, Kleine. Was hast du gefunden?“
„ Der Auftragsmord an den beiden Pariser Journalisten, übrigens eine ziemlich kostspielige Angelegenheit, ist darin genauso aufgelistet wie Pierre Germeaux’ Zahlung für die Spenderniere für meinen Vater. Die Bezahlung für manche Organlieferungen wurde durch drei geteilt, andere wiederum
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