Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
langsam richtete sie sich auf und stellte vorsichtig die Füße auf den Teppich.
Wenn sie noch immer Zweifel gehabt hätte, konnte sie s pätestens seit heute Morgen sicher sein, dass sie ein Kind erwartete. Nach einer halben Stunde, die sie würgend vor dem Toilettenbecken zugebracht hatte, war sie völlig erschöpft zurück ins Bett gekrochen und hatte bis eben noch einmal tief und fest geschlafen. Nichtsdestotrotz fühlte sie sich schrecklich und ein Blick in den Badspiegel sagte ihr mehr, als sie jemals über schwangerschaftsbedingte Morgenübelkeit wissen wollte.
Während sie unter der Dusche die Müdigkeit aus ihrem Körper vertrieb, rang sie mit sich, ob sie mit Lisa reden sollte. Es machte keinen Sinn, damit zu warten, da es bei ihrem momentanen Aussehen ohnehin nicht lange dauern würde, dass eine der Frauen von alleine hinter ihr Geheimnis kam.
Nach dem zweiten Klopfen an die Wohnung von Damien und Lisa wurde geöffnet und Damien steckte seinen zerzausten Kopf durch die Tür. Sein Oberkörper war nackt und die Hose hing ihm gefährlich tief auf den Hüften, weil er vergessen hatte, den Knopf zu schließen.
„Alicia?“ Er grinste sie fröhlich an. „Hi.“
„Ich wollte eigentlich … zu Lisa. Guten Morgen, Damien, tut mir leid, ist nicht so wichtig … Wir sehen uns später.“
„Nein, warte. Kein Problem, ich sage ihr Bescheid. Sie wird gleich kommen.“
Er verschwand und albernes Lachen drang aus dem Zimmer zu Alicia. Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie Manuel noch nie auf eine derart unbekümmerte Weise hatte lachen hören. Im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern nahm er das Leben viel zu ernst und gestattete sich nur selten ein Vergnügen ausschließlich um seiner selbst willen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, als hätte er sich diese Humorlosigkeit als Buße auferlegt für die Jahre, die er in relativer Unbekümmertheit auf See verbracht hatte.
„Guten Morgen, Große.“ Lisa befand sich in einem ähnlich ramponierten Zustand wie ihr Gatte und strahlte mindestens wie er vor Glückseligkeit, als sie ihren Kopf durch die Tür steckte und Alicia grüßte. „Ich weiß, ich weiß, es ist schon ziemlich spät am Tag und ich könnte es auf den Murkel schieben“, sie deutete auf ihren Bauch, „dass ich in der Nacht nicht viel Schlaf bekommen habe, aber das würdest du mir jetzt vermutlich nicht mehr abnehmen. Hast du mit dem Frühstück auf mich gewartet?“ Sie hielt kurz inne und musterte Alicia mit zusammengekniffenen Augen. „He! Was gibt’s? Irgendwas is’ doch.“
„Ich war ebenfalls nicht frühstücken , weil ich nämlich den ganzen Morgen … über der Kloschüssel gehangen habe. Könntest du mir vielleicht mit deinen Tabletten gegen morgendliche Übelkeit aushelfen?“
Lisas Augen weiteten sich. „Nein! Grundgütiger, soll das heißen …“
Sie flog ihrer Freundin regelrecht an den Hals und umarmte sie derart stürmisch, dass Alicia beinahe das Gleichgewicht verlor.
„Also, das musst du mir ganz genau erzählen. Bin gleich soweit. Treffen wir uns … Um ehrlich zu sein, könnte ich schon was zu essen vertragen.“
„Ich inzwischen auch. Dann sehen wir uns also in der Küche.“
Wenig später kam Lisa durch die Tür gefegt, ließ sich ächzend auf einen Stuhl sinken und schob eine Tablettenschachtel über den Tisch. Alicia, einen Teller mit einem unangetasteten Toast vor sich und vorsichtig an einer Tasse Kräutertee nippend, legte mit einem verlegenen Lächeln ihre Hand darauf.
„ So, lass hören.“
„Nun ja … ja, es hat geklappt. Es ist passiert“, verbesserte sie sich.
„Einfach so?“
„Wie sonst? Du solltest eigentlich am besten wissen, wie das geht. Es war nicht geplant. Um Gottes Willen, bloß das nicht! Aber manchmal … tja, einfach so.“
„Willst du es? Was sagt Manuel dazu? Oder ist es …“
„Von Manuel.“
„Mmmh. Kann es sein, dass du mir eine ganze Menge zu erzählen hast?“
„Besser dir als Susanne. Bitte, Lisa, du musst mir versprechen , ihr noch nichts zu verraten. Manuel will es seiner Familie selber verkünden und ich will ihm da nicht dazwischenfunken. Nicht auch noch darein.“
„Du weißt selber , wie schnell sich solch frohe Kunde herumspricht, auch ohne dass ich nachhelfe. Und Suse ist nicht mit Blindheit geschlagen, schließlich war sie selber oft genug schwanger.“
„Bitte !“
„Na schön. Also, was sagt Manuel?“
„Er will mich heiraten. Und ich werde selbstverständlich meine Arbeit und Fontenay aufgeben, um
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