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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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überschütten. Vor allem hatte er bei ihr nicht das Gefühl, seine Gegenwart sei ihr unangenehm. Sie gehörte nicht zur Familie und vermutlich betrachtete sie aus diesem Grund die Angelegenheiten der Clausings aus einer gewissen Distanz, ohne übermäßig Emotionen ins Spiel zu bringen.
    „Hat dir mein Schlummertrunk geholfen?“
    „Danke, er war wirklich gut.“
    „Und? Die erste Nacht im … “ Das Rot ihrer Wangen vertiefte sich, als sie sich unterbrach. „Unsinn, es ist ja kein fremdes Bett gewesen. Gut geschlafen und geträumt?“
    „Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich tatsächlich bis eben … im Bett gelegen habe. Solch einen Schlendrian hätte ich mir mal an Bord erlauben sollen! Aber … wahrscheinlich …“
    „Meine Güte, Manuel, es ist gerade mal … nicht mal acht Uhr. Niemand käme auf die Idee, dir einen Vorwurf zu machen, weil du etwas länger als normal geschlafen hast.“ Sie blickte ihn ernst an und er hatte das Gefühl, als hätte sie seine Lüge durchschaut. „Irgendwann nimmt sich der Körper, was er braucht. Raubbau rächt sich früher oder später.“
    D ie Traurigkeit in ihren türkisfarbenen Augen gab ihm wortlos zu verstehen, dass sie wusste, wovon sie sprach, allerdings nicht im Geringsten daran interessiert war, sich weiter zu diesem Thema zu äußern.
    „ Leisten wir uns gegenseitig Gesellschaft beim Frühstück?“ Er hielt ihr galant die Tür auf.
    „Sehr gern. Kaffee für dich?“, erkundigte sie sich und nahm die Kanne von der Anrichte mit hinüber an den Esstisch. „Oder bist du in dieser Beziehung eher der typische Ire und bevorzugst deinen Earl Grey ?“
    „ Kaffee, bitte. Als Teetrinker hätte ich an Bord deutscher Schiffe einen ziemlich schweren Stand gehabt – von wegen Weichei und Sitzpisser. Oder noch Schlimmeres.“
    „ Als was fährst du eigentlich?“
    „ Technischer Offizier.“
    „ Kein Nautiker wie Matthias?“
    „ Um mich mein Leben lang mit ihm vergleichen zu lassen? Nein, danke.“
    Unter gesenkten Lidern beobachtete er ihre schlanken Hände und die langen Finger, die mit sparsamen, flinken Bewegungen ein Brötchen aufschnitten und mit Butter bestrichen.
    „W ie konnte es passieren, dass euer Schiff untergegangen ist?“
    Ein Schweigen, so tief wie der Grand Canyon, senkte sich über sie. Er hatte die Katastrophe noch nicht verarbeitet, konnte sich selbst kaum erklären, wie alles im Einzelnen abgelaufen war, geschweige denn Fremden davon erzählen.
    Sie sah, wie sich die kleinen Rädchen in seinem Kopf drehten, wie fieberhaft er überlegte, wie er mit möglichst wenigen, unverfänglichen Worten auf ihre Frage reagieren konnte. Wenn er so weiter machte, würde Rauch aus seinen Ohren aufsteigen.
    „Wenn du nicht darüber reden möchtest …“
    „ Oh, kein Problem“, winkte er mit lässiger Geste ab. „Nein, wirklich nicht. Es ist bloß so … nun, ich weiß nicht allzu viel. Als Ölfuß kannst du die auf der Brücke getroffenen Entscheidungen oftmals nicht nachvollziehen. Du bist lediglich Ausführender und kannst nichts anderes tun, als darauf vertrauen, dass die da oben alles im Griff haben. Und deine eigene Arbeit ordentlich erledigen.“
    Alicia beobachtete, wie sich sein Gesicht bei diesen Worten rötete. Ob er je bereut hatte , Matthias zum Trotz Technischer und nicht Nautischer Offizier geworden zu sein? Beinahe hatte es den Anschein, dass er viel lieber selbst das Ruder in der Hand gehabt hätte.
    „ Du hast schon Recht, irgendwann muss man sich dieser Frage stellen. Warum sollte ich also nicht laut darüber nachdenken? Fakt ist, wir gerieten vor der französischen Atlantikküste in einen schweren Sturm. Aus welchem Grund, das muss die Seeamtsverhandlung ans Licht bringen, jedenfalls hatten wir eine Grundberührung, das Wasser lief in den Doppelbodentank und in den Kofferdamm, ein Hilfsdiesel fiel aus und … Nun, die technischen Details kann ich mir wohl sparen, da sie dich höchstens langweilen würden. Auf jeden Fall lief der Kahn in den folgenden dreizehn Stunden voll Wasser, ehe er sank und auf hundert Meter Wassertiefe liegen blieb.“
    Natürlich war das lediglich die stark zensierte Version der Geschichte, die sein Leben nachhaltig verändert hatte, und Alicias skeptischem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schenkte sie der Leichtigkeit in seiner Stimme keinerlei Glauben.
    „Aber es haben doch alle überlebt?“
    „Genug Zeit wäre uns weiß Gott geblieben. Mit den richtigen Manövern hätten wir es sogar schaffen

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