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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sein gälischer Akzent sogar noch. Sie schmunzelte und ihr Herz klopfte schneller. Er würde es nie zugeben, doch dieses Land war bereits wieder dabei, Besitz von ihm zu ergreifen.
    „Aber du bist natürlich nicht verletzt!“, äffte sie seinen arroganten Tonfall nach, während sie vorsichtig seine Jacke von der Schulter zupfte. Sie keuchte auf, als sie den monströsen Höcker und den unmöglich verdrehten Arm erblickte.
    „ Den hast du dir sauber ausgerenkt. Herrgott nochmal, du musst den Verstand verloren haben!“, explodierte sie. „Du hättest dir den Hals brechen können!“
    „Das hätte ein brennendes Problem auf Sean Garraí auf einfache Art und Weise gelöst. Beim nächsten Mal werde ich mir mehr Mühe geben, euch diesen Gefallen zu tun.“
    „Idiot! Auf dieses hinterhältige Aas habe noch nicht mal ich mich gewagt.“
    „Und was soll das heißen?“
    „Dass du tatsächlich verrückt geworden bist. Und jetzt leg dich flach hin und versuche, nicht allzu laut zu schreien.“
    Er blickte sie aus großen Augen verw irrt an. „Weshalb sollte ich schreien?“
    Alicia seufzte ergeben und bewunderte insgeheim die Ruhe, die er trotz seiner offensichtlichen Schmerzen ausstrahlte.
    „Nun mach schon, ich weiß, wie man Glieder einrenkt. Oder ist dir lieber, wenn Susanne dir Ray … Doktor Gaughan auf den Hals hetzt?“
    „Alles, bloß das nicht! Und sag vor allem mam nichts davon.“ Die Schmerzen raubten ihm den Rest seines Stolzes, sodass er ein schändliches „Bitte“ hinzufügte.
    Bitte . Alicias Augenbrauen zuckten in die Höhe. Der Herr hatte es allen Ernstes übers Herz gebracht, um etwas zu bitten!
    „Niemandem, versprochen. Vertrau mir, ich tue nichts, was dir schaden könnte. Es wird für einen Moment höllisch wehtun und morgen wird deine Schulter in sämtlichen Regenbogenfarben schillern, aber wenn du sie ordentlich kühlst und wir sie richtig bandagieren, dann …“
    Der Rest ihrer Worte ging in seinem wolfsähnlichen Geheul unter, als sie resolut seinen Arm packte, ihn streckte und die andere Hand gegen seine Schulter stemmte, bis das Gelenk wieder zurück in die Pfanne sprang.
     

9. Kapitel
     
    Dicke Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheibe. Genau wie Ean prophezeit hatte, tobten seit zwei Tagen satte Frühjahrsstürme um Sean Garraí , sodass seine Bewohner gezwungen waren, den größten Teil des Tages im Haus auszuharren. Lediglich die Kinder hatten sich mit Éamonn und Noel nach draußen gewagt, um die Pferde zu versorgen, die allmählich ebenfalls von Unruhe erfasst wurden.
    Alicia hoffte inständig, der Wetterbericht würde Recht behalten mit seiner Vorhersage, spätestens am nächsten Abend sei mit einer Besserung zu rechnen. Sie ließ sich wieder in die Kissen sinken und schloss mit einem leisen Seufzer die Augen.
    Was sich als keine sonderlich gute Idee herausstellte, drängten sich ihr doc h jedes Mal aufs Neue beunruhigende Bilder auf. Noch immer hörte sie den besorgten Ton in Susannes Stimme, als sie ihre Vermutung geäußert hatte, An draíocht könnte Manuel abgeworfen haben. In jenem Moment hatte sie das Gefühl gehabt, von einer Sekunde auf die nächste um Jahre zu altern. Und so war sie in der Zeit, die sie benötigt hatte, um Manuel zu finden, mindestens tausend Tode gestorben.
    Sie sah ihn vor sich, wie er reglos im Gras lag. Einen schrecklichen Augenblick lang hatte sie geglaubt, er sei ernsthaft verletzt. Dann jedoch hatte sie der Zorn übermannt. Wie konnte er bloß dermaßen dumm sein? Wem hatte er etwas beweisen wollen? An draíocht zu beherrschen, würde ihm allein mit seinem Dickschädel nicht gelingen. Ihr Reiter musste sie verstehen, um sie führen zu können, Geduld haben und ihr seine Seele öffnen. Er dagegen hatte sich wie ein blutiger Anfänger benommen.
    Sie setzte sich auf und ließ ihre Füße unter der Bettdecke hervor gleiten. Sie schüttelte sich, als ihre nackten Zehen den kalten Boden berührten. Zitternd griff sie nach ihrem Morgenmantel, der zwar alt und alles andere als schön war, dafür aber ordentlich wärmte.
    Und er hatte ihrer Mutter gehört. Zu einer Zeit, als diese jünger noch als sie heute war und ihren Vater gerade in Paris kennengelernt hatte. Hals über Kopf war Beate Schenke nach einem verpatzten Studium der Schiffselektronik aus Deutschland geflüchtet, um in der Stadt der Liebe zur Ruhe zu kommen und ihre weitere Zukunft zu überdenken. So in etwa hatte sie es ihrer kleinen Tochter später erzählt. Und dann hatte sie

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