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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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warf ihm einen Blick über die Schulter zu und registrierte noch, wie er sich hastig an der Nase zupfte, um damit sein schadenfrohes Feixen zu verbergen.
    „ Möglich, dass er den Sattel nicht fest genug gezogen hat.“
    Damien wand sich innerlich, als er die deutlichen Zweifel an dieser Behauptung in der Miene seiner Mutter bemerkte.
    „Es ist immerhin zehn Jahre her, seit er zuletzt ein Pferd gesattelt hat . Wenn ich mal davon ausgehe, dass er keines mit an Bord geschmuggelt hatte“, versuchte er es noch einmal kleinlaut.
    Suse wirbelte herum und piekte Ean mit dem ausgestreckten Zeigefinger in die Brust. „Du brauchst gar nicht so selbstzufrieden zu grinsen, a cheann rua !“, stieß sie anklagend hervor.
    „Du hättest ihm als Kind öfter mal den Allerwertesten versohlen sollen, damit er lernt, auf die Meinung anderer zu hören.“
    „ Glaubst du allen Ernstes, er hat in der Zwischenzeit verlernt, ein Pferd zu satteln?“, mühte sich Susanne, von ihren offensichtlichen Versäumnissen in der Vergangenheit abzulenken.
    „Könnte d urchaus sein.“ Damien schaute sie nicht an, doch seine Ohren waren vollkommen rot geworden. „ Mam , ich habe keinen blassen Schimmer, wie das passieren konnte. Du weißt, dass sich An draíocht Fremden gegenüber wie eine Diva benimmt, und selbst uns lässt sie bloß dann an sich rankommen, wenn sie gute Laune hat. Wenn mein werter Bruder allerdings besser weiß, wie man mit Pferden umgeht … bitteschön.“
    „ Du darfst ihm keine Vorwürfe machen, Susanne“, bat jetzt ebenfalls Alicia um gut Wetter für Damien. „Er war die ganze Zeit mit dem Amerikaner und Driseog beschäftigt. Und du weißt, Noel konnte diesen Termin in Limerick nicht verschieben.“
    „Und ich habe verschlafen“, entschuldigte sich Ean .
    Susanne musterte ihn scharf und sein mit einem Mal unnatürlich ausdrucksloses Gesicht sagte ihr mehr, als sie wissen wollte.
    „ Manuel hat sich aus dem Staub gemacht, ehe ich mich ihm in den Weg stellen konnte. Ich hatte ihn gewarnt, aber du kennst ihn ja.“
    „ Natürlich. Ich habe einfach überreagiert. Selbstverständlich musst du dich vor mir nicht rechtfertigen, Damien. Niemand von euch. Manuel hat sich noch nie von jemandem etwas sagen lassen. Sollte ich das nicht am besten wissen?“
    „ Nun, ich könnte ja mal einen kleinen Spaziergang vor dem Essen machen“, schlug Alicia mit völlig durchschaubarer Gleichmütigkeit vor und wandte sich zum Gehen.
     
    Er stöhnte laut vernehmlich und legte allen Zorn in seine Frage, obwohl ihm klar war, dass er damit niemanden in die Flucht schlagen würde. „Hat Damien die Geschichte meiner Heldentat inzwischen über ganz Irland verbreitet? Ich sollte Eintrittsgeld verlangen.“
    Brudermord war auf d ieser Insel legal, oder? Wenn nicht, sollte das schleunigst geändert werden.
    „Könnt ihr mich nicht wenigstens eine Minute in Ruhe lassen?“
    „Was hast du Holzkopf dir bloß dabei gedacht, An draíocht alleine nach Hause laufen zu lassen? Sie war völlig aufgeregt. Wie leicht hätte sie sich im Gelände verletzen können! Hat dir Damien nicht erklärt, wie wertvoll sie ist? Sie ist schnell und stark und ausdauernd, aber leider Gottes noch lange nicht soweit, Gefahren vernünftig einzuschätzen. Wir müssen von Glück reden, dass sie heil in den Stall gefunden und sich nicht auf ein Kräftemessen mit dem nächstbesten Fahrzeug eingelassen hat.“
    Ihre Sorge galt also diesem verfluchten Klepper und nicht ihm!
    „ Ihr geht es doch gut oder etwa nicht?“, ballerte er zurück, wenngleich ihm bewusst war, dass es ihm bereits in der nächsten Sekunde leidtun würde.
    Alicia trat vor Manuel und er bemerkte, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. Sie ging neben ihm in die Hocke, Besorgnis im Blick. „Demnach wolltest du also dich umbringen? Was ist mit deinem Bein?“, fragte sie mit der sanften Stimme einer Samariterin.
    „Was?!“, fauchte er , der nichts weniger als Mitleid ertragen konnte. „Was soll schon damit sein?“
    „Hast du dich verletzt?“
    „Nein! Höchstens … na ja, ich … ähm … meine Schulter“, fügte er kleinlaut an. „Tut verdammt weh.“
    Sie horchte auf Manuels Stimme und den weichen Singsang der irischen Sprache, den er selbst im Deutschen nicht völlig unterdrücken konnte. Er ließ das „r“ rollen wie kleine Wellen über warmen Strand und Alicia glaubte beinahe, den frischen Seewind auf ihrer Haut zu spüren. Und wenn er, wie in diesem Moment, ärgerlich war, verstärkte sich

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