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Der Erdsee Zyklus Bd. 3 - Das ferne Ufer

Der Erdsee Zyklus Bd. 3 - Das ferne Ufer

Titel: Der Erdsee Zyklus Bd. 3 - Das ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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hätte aufrechterhalten können. Aber ich mußte diesen und jenen aufspüren, und als ich endlich erfuhr, daß das Sklavenschiff schon vor Sonnenaufgang ausgelaufen war, riß mir die Geduld. Ich machte die Weitblick los und rief einen Wind in die Segel, gerade als sich auf der ganzen Bucht kein Windchen rührte und alles still in der Hitze brütete, und dann sorgte ich noch dafür, daß die Ruder auf jedem Schiff in den Dollen steckenblieben – wenigstens eine Zeitlang. Wie sie sich das erklären werden, wenn Zauberei nichts als Luft und Lügen sein soll, weiß ich nicht, aber das ist ihre Sache. Doch in meiner Hast und in meinem Zorn überholte ich Egres Schiff, das sich östlich vom üblichen Südkurs hielt, um den Untiefen auszuweichen. Alles ging schief an diesem Tag! Hort ist keine Stadt, die Glück verheißt … Na ja, und dann habe ich einen Findezauber gewoben, und in der Dunkelheit fand ich es. Willst du jetzt nicht schlafen?«
    »Ich bin wieder in Ordnung. Es geht mir wieder viel besser.« Sein Frösteln war in ein leichtes Fieber übergegangen, und er fühlte sich wirklich besser, seine Glieder waren zwar noch ermattet, doch sein Gehirn arbeitete wieder emsig, und er wollte alles wissen, was sich zugetragen hatte. »Wann sind Sie aufgewacht? Was ist mit Hase passiert?«
    »Als ich aufwachte, war es bereits Tag, und Gott sei Dank habe ich einen harten Kopf, hinter dem Ohr habe ich eine Beule, so groß wie eine Gurke, und die Haut ist aufgeplatzt. Hase schlief noch in seinem Drogenrausch, als ich ihn verließ.«
    »Ich war kein guter Posten …«
    »Aber nicht, weil du eingeschlafen bist.«
    »Nein«, sagte Arren zögernd. »Es war … ich war …«
    »Du liefst mir voraus, ich habe dich gesehen«, sagte Sperber, und seine Stimme klang merkwürdig. »Und deswegen konnten sie sich hereinschleichen und uns Schläge auf den Kopf versetzen wie Lämmern an der Schlachtbank, uns unser Gold und unsere gute Kleidung wegnehmen und den Sklaven fangen, der eine Stange Geld bringen würde. Denn sie wollten dich, mein Junge! Du wärst auf dem Markt von Amrun einen Bauernhof wert gewesen.«
    »Mir haben sie keinen harten Schlag gegeben. Ich bin aufgewacht. Ich bin ihnen davongelaufen. Und ich habe ihre Beute über die ganze Straße ausgeschüttet, bevor sie mich in einer Sackgase fingen.« Arrens Augen funkelten.
    »Du bist aufgewacht, als sie noch da waren – und bist fortgelaufen? Warum?«
    »Um sie von Ihnen wegzulocken.« Die Überraschung, die in Sperbers Stimme gelegen hatte, schürte Arrens Stolz, und er fügte triumphierend hinzu: »Ich dachte, sie wären hinter Ihnen her. Ich fürchtete, daß die Räuber Sie töten würden. Ich nahm ihnen den Beutel mit dem Gold weg und schrie und rannte davon, damit sie mir nachliefen. Und sie sind mir gefolgt!«
    »Gewiß – gewiß sind sie dir gefolgt!« Sperber sagte nichts weiter, kein Wort der Anerkennung folgte, doch er saß und grübelte lange vor sich hin. Dann sagte er: »Hast du nicht daran gedacht, daß ich schon tot sein könnte?«
    »Nein.«
    »Erst töten, dann rauben, dann kann nichts schiefgehen.«
    »Daran habe ich nicht gedacht. Ich wollte sie nur weglocken von Ihnen.«
    »Warum?«
    »Weil Sie uns beide verteidigen und retten können, wenn Sie Zeit dazu haben. Oder wenigstens sich selbst hätten Sie retten können. Ich war der Wächter, und ich habe in meiner Wachsamkeit versagt. Ich wollte das wieder wettmachen. Ich hatte auf Sie aufzupassen. Auf Sie kommt es an. Ich kam ja nur, um zu wachen und um andere Dienste zu verrichten … Sie sind der Führer, Sie können uns dorthin bringen, wo wir hingehen müssen, wo immer das nun sein mag, und nur Sie können alles wieder in Ordnung bringen.«
    »Meinst du?« sagte der Magier. »Das habe ich auch gemeint – bis gestern abend. Ich glaubte, ich hätte einen bei mir, der mir folgt, aber ich bin derjenige, der folgt, mein Junge.« Seine Stimme klang kühl und etwas ironisch.
    Arren wußte nicht, was er sagen sollte. Er war nun wirklich ganz durcheinander. Er hatte geglaubt, daß er seine Pflichtvergessenheit, sein Einschlafen oder seine Trance während der Wache kaum dadurch, daß er die Aufmerksamkeit der Räuber von Sperber auf sich lenkte, sühnen könne. Aber es sah nun so aus, als sei dies ziemlich dumm gewesen, wohingegen seine Trance im richtigen Augenblick ganz geschickt gewesen war.
    »Es tut mir leid …«, sagte er und preßte seine Lippen fest zusammen, denn die Tränen stiegen ihm wieder in die

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