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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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Junkie gekauft, für 15 Kronen das Stück. Auch der Rest war erstaunlich billig gewesen. Handschellen, Fußketten, Knebel mit Kopfgurt und die Schnur mit den glänzenden Analkugeln hatten zu einem sogenannten Einsteigerpaket gehört, das er im Internet unter spielsachen.com für 599 Kronen bestellt hatte.
    Die Decke lag auf dem Boden, und Christos Kopf glühte im Schein der Kerzen, die Tore ringsherum im Zimmer aufgestellt hatte. Christos Körper zeichnete ein Y auf die weißen Laken. Seine Hände waren an das Kopfgitter von Tores solidem Messingbett gekettet, während die Füße an die hinteren Bettpfosten gefesselt waren. Tore hatte ein Kissen unter Christos Bauch geschoben, um seinen Po ein wenig anzuheben.
    Tore schraubte den Deckel vom Vaselinetopf, nahm etwas mit dem Zeigefinger der einen Hand heraus und spreizte mit der anderen Christos Pobacken. Und er dachte wieder das Gleiche. Dass das eine Vergewaltigung war. Anders konnte man es wohl kaum nennen. Und allein der Gedanke, allein das Wort »Vergewaltigung« ließ ihn geil werden.
    Dabei war er sich gar nicht so sicher, ob Christo Stankic überhaupt etwas gegen ein Spielchen gehabt hätte. Seine Signale waren diffus gewesen. Aber wie auch immer: Es war gefährlich, mit einem Mörder zu spielen. Aufreizend gefährlich. Aber nicht kopflos. Der Mann unter ihm sollte schließlich lebenslänglich hinter Gitter.
    Er blickte auf seine eigene Erektion hinab. Dann nahm er die Analkugeln aus der Schachtel und zog fest an beiden Enden der dünnen, aber soliden Nylonschnur, auf der die Kugeln wie bei einer Perlenkette aufgereiht waren. Die vorderen Kugeln waren klein, wurden nach hinten aber größer, und die letzte hatte den Umfang eines Golfballs. Laut Gebrauchsanweisung mussten die Kugeln in die Analöffnung eingeführt und dann langsam wieder herausgezogen werden, um die Nerven rings um die sensible Analöffnung maximalzu stimulieren. Sie hatten unterschiedliche Farben, und wusste man nicht, was Analkugeln waren, hätte man sie leicht für etwas ganz anderes halten können. Tore lächelte seinem verzerrten Spiegelbild auf der größten Kugel zu. Sein Vater würde sich vermutlich wundern, wenn er das Weihnachtsgeschenk von Tore auspackte, der aus Kapstadt grüßte und seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass sein Geschenk sich am Weihnachtsbaum gut machen würde. Aber keiner seiner Familie in Vegårdshei würde auch nur die geringste Ahnung haben, was das für Kugeln waren, die da vor ihnen glänzten, während sie singend um den Weihnachtsbaum tanzten und sich pflichtbewusst bei den Händen hielten. Oder wo sich diese Kugeln schon überall befunden hatten.
     
    *
     
    Harry führte Beate und ihre zwei Assistenten, einen Mann und eine junge Frau – eine Neue, deren Namen Harry gerade mal drei Sekunden behalten hatte –, über die Treppe in den Keller, wo ihnen der Hausmeister den Müllraum aufschloss.
    »Da oben«, sagte Harry. Die drei anderen traten in ihren weißen, wie Imkerkostüme aussehenden Schutzanzügen unter die Öffnung des Schachts und sahen nach oben. Das Licht ihrer Stirnlampen verschwand im Dunkel. Harry musterte Beates neue Assistentin. Er wartete auf eine Reaktion in ihrem Gesicht. Als sie kam, musste Harry unwillkürlich an Seeanemonen denken, die sich ruckartig zusammenziehen, wenn sie von den Fingern eines Tauchers berührt werden. Beate schüttelte beinahe unmerklich den Kopf, wie ein Klempner, der nüchtern einen mittleren Rohrbruch betrachtet.
    »Enukleation«, sagte sie. Ihre Stimme hallte im Schacht wider. »Notierst du, Margaret?«
    Die Assistentin atmete heftig, während sie in der Innentasche ihres Imkeranzugs nach Stift und Notizbuch suchte.
    »Was für’n Ding?«, fragte Harry.
    »Der linke Augapfel ist entfernt worden. Margaret? «
    »Ich bin so weit«, sagte die Assistentin und notierte.
    »Die Frau hängt mit dem Kopf nach unten, vermutlich hat siesich im Schacht verkeilt. Es tropft etwas Blut aus der Augenhöhle und auf der Innenseite kann ich weiße Streifen erkennen, vermutlich das Schädelinnere, das durchs Gewebe schimmert. Dunkelrotes Blut, es muss also schon eine Weile her sein, dass es koaguliert ist. Der Gerichtsmediziner wird Temperatur und den Grad der Totenstarre überprüfen, wenn er kommt. Zu schnell?«
    »Nein, ist in Ordnung«, sagte Margaret.
    »Wir haben Blutspuren an der Luke im dritten Stock gefunden, das ist die Etage, auf der das Auge gefunden wurde. Wahrscheinlich ist der Leichnam dort in den Schacht gedrückt

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