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Der Erl�ser

Titel: Der Erl�ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesb�
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räusperte sich, und sein Mund klappte auf wie bei einer Marionette: »Mads wollte sich bedanken, dass Sie eingewilligthaben, uns hier zu treffen. Wir dachten, dass Ihnen das Präsidium vielleicht lieber gewesen wäre.«
    »Und ich dachte, dass es Ihnen zu dieser späten Stunde vielleicht angenehmer gewesen wäre, uns bei Ihnen zu Hause zu empfangen«, sagte Harry an den Sohn gerichtet. Mads blickte unsicher zu seinem Vater. Erst als er die Andeutung eines Nickens zu sehen glaubte, antwortete er:
    »Ich kann jetzt nicht da sein. Es ist so … leer. Ich hab heute Nacht daheim geschlafen.«
    »Bei uns«, fügte der Vater erklärend hinzu und sah Mads mit einem Blick an, in dem Harry Mitgefühl vermutete. Es sah jedoch eher nach Verachtung aus.
    Sie setzten sich. Vater und Sohn schoben Harry und Halvorsen ihre Visitenkarten zu. Halvorsen antwortete mit zwei Exemplaren der seinen. Gilstrup senior sah Harry fragend an.
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen, meine drucken zu lassen«, sagte Harry. Eine Aussage, die durchaus der Wahrheit entsprach, und zwar seit Jahren. »Aber Halvorsen und ich arbeiten im Team, es reicht also, wenn Sie ihn anrufen.«
    Halvorsen räusperte sich. »Wir haben ein paar Fragen.«
    Halvorsen versuchte mit seinen Fragen, Ragnhilds Bewegungen am Morgen des Tages nachzuvollziehen, eine Erklärung dafür zu finden, was sie in Jon Karlsens Wohnung wollte, und zu ermitteln, ob sie Feinde hatte. Doch er erntete nur ratloses Kopfschütteln.
    Harry sah sich nach Milch für den Kaffee um. Das hatte er sich erst vor Kurzem angewöhnt. Ein sicheres Zeichen, dass er langsam alt wurde. Vor ein paar Wochen hatte er das über alle Zweifel erhabene Beatles-Meisterwerk »Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band« aufgelegt und war enttäuscht gewesen. Auch diese Platte war alt geworden.
    Halvorsen las die Fragen vom Notizblock ab und notierte, ohne Augenkontakt zu suchen. Er fragte Mads Gilstrup nach einem Alibi für die Zeit zwischen neun und zehn Uhr morgens, dem vom Arzt veranschlagten Todeszeitpunkt.
    »Er war hier«, sagte Albert Gilstrup. »Wir zwei haben den ganzen Tag hier gearbeitet. Wir sitzen an einer größeren Transaktion.«Er wandte sich an Harry. »Wir waren auf diese Frage vorbereitet. Ich habe gelesen, dass der Ehemann immer der Erste ist, den die Polizei bei einem Mord verdächtigt.«
    »Mit gutem Grund«, sagte Harry. »Statistisch gesehen.«
    »In Ordnung«, Albert Gilstrup nickte. »Aber hier geht es nicht um die Statistik, junger Mann. Hier geht es um die Wahrheit.«
    Harry begegnete Albert Gilstrups knisterndem blauem Blick. Halvorsen sah zu Harry, als graute ihm vor etwas.
    »Bleiben wir also bei der Wahrheit«, sagte Harry. »Und deswegen schütteln wir jetzt ein bisschen weniger die Köpfe und erzählen ein bisschen mehr. Mads Gilstrup? «
    Mads Gilstrups Kopf schnellte nach oben, als wäre er eingeschlafen. Harry wartete, bis er Augenkontakt hergestellt hatte. »Was wussten Sie von Jon Karlsen und Ihrer Frau?«
    »Stopp!«, kam es aus Albert Gilstrups Holzpuppenmund. »Diese Art von Frechheiten können Sie sich vielleicht bei Ihrer üblichen Klientel erlauben, aber nicht hier.«
    Harry seufzte. »Herr Gilstrup, Ihr Vater darf gerne hier bei uns sitzen, wenn Sie das wollen. Aber wenn ich muss, werfe ich ihn raus.«
    Albert Gilstrup lachte. Es war das Lachen des Siegessicheren, der endlich einen würdigen Gegner gefunden hat. »Sagen Sie mir, Herr Hauptkommissar, muss ich wirklich meinen Freund, den Kriminalchef, anrufen und ihn darüber aufklären, wie seine Leute mit Menschen umgehen, die gerade ihre Frau verloren haben?«
    Harry wollte antworten, wurde aber von Mads unterbrochen, der in einer seltsam graziösen, langsamen Bewegung die Hand hob. »Lass ihn Vater, wir müssen versuchen, ihn zu finden. Wir müssen einander helfen.«
    Sie warteten, aber Mads hatte seinen Blick wieder auf die Glaswand gerichtet und sagte gar nichts mehr.
    »All right« , sagte Albert Gilstrup mit englischer Aussprache. »Wir reden, aber unter einer Bedingung. Dass wir das mit Ihnen unter vier Augen besprechen, Hole. Ihr Assistent kann draußen warten.«
    »So arbeiten wir nicht«, sagte Harry.
    »Wir versuchen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Hole, aber diese Forderung steht nicht zur Diskussion. Die einzige Alternativewäre, über unseren Anwalt zu kommunizieren. Verstanden?«
    Harry wartete darauf, dass die Wut in ihm hochkochte. Und als sie tatsächlich ausblieb, wichen die letzten Zweifel von ihm: Er wurde

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