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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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mit handgemalten Rosen. Ein Talisman aus Jade hing an einer silbernen Kette um seinen Hals. Er hielt die weiße Stratocaster in den Händen. Seine Augen waren geschlossen, als er darauf spielte. Mo glaubte spontan, auf ein Poster zu blicken.
    Dave zählte fünfzig Mandies in ein Aspiringlas ab. Mo griff in die Jeanstasche und fand etwas Geld. Er gab Dave eine Fünfpfundnote und nahm das Fläschchen in Empfang, das er gleich öffnete, eine Handvoll Pillen ausschüttete und sie auf einmal in den Mund stopfte. Sie wirkten nicht sofort, aber Mo fühlte sich gleich besser. Er stand auf. »Bis dann, Alter.« »Bis dann«, sagte Dave. »Heute abend in Finch’s vielleicht.« »Yeah.«

    8. Kapitel

    Mo konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie die Schlägerei angefangen hatte. Er hatte friedlich in einer Ecke der Kneipe mit einem Pint Dunkelbier gesessen, als ein fetter Klotz und notorischer Streithammel beschloß, auf ihm herumzuhacken. Mo wußte noch, wie er aufgestanden und auf den feisten Sacklosgegangen war. Nach einem kurzen turbulenten Handgemenge hatte er einen Treffer landen können, der den Dicken über den Tresen schickte. Ein paar Bekannte zerrten Mo darauf nach draußen und führten ihn in eine Kellerwohnung in den Oxford Gardens, wo sie Musik auflegten. Die Band of Gipsies ließ Mo wieder aufwachen. Er hörte Machine Gun und stellte plötzlich fest, daß er das Stück nicht mochte. Aus einem Plattenstapel fischte er andere Hendrixplatten heraus. Er spielte Are You Experienced , Jimis erstes Album, und später Electric Ladyland , was ihm wesentlich besser gefiel. Dann legte er wieder die Band of Gipsies auf.
    Mo sah sich in dem dunklen Zimmer um. Alle schienen völlig ausgeklinkt zu sein.
    »Er starb zum richtigen Zeitpunkt«, sagte er. »Er war am Ende, versteht ihr. Jimi hätte nicht zurückkommen dürfen.« Er griff in die Tasche nach dem Mandiesfläschchen. Es waren nur wenig Pillen übriggeblieben. Vielleicht hatte sich jemand in der Kneipe bedient. Er schluckte ein paar, langte nach der Weinflasche auf dem Tisch und spülte sie herunter. Dann legte er wieder Are You Experienced auf den Plattenspieler und lehnte sich zurück. »Die Scheibe war wirklich groß«, sagte er und schlief ein. Seine Glieder zuckten leicht. Der Atem wurde immer heftiger. Als er im Schlaf anfing zu kotzen, bemerkte es keiner. Alle hatten inzwischen die Lampe voll. Mo röchelte leise, dann war er still.

    9. Kapitel

    Etwa eine Stunde später betrat ein schwarzer Mann das Zimmer. Er war groß, elegant und sprühte vor Energie. Er trug ein weißes Seidenhemd und weiße Jeans. Die Füße steckten in polierten, maßgeschusterten Stiefeln. Ein Mädchen wachte auf, als er ins Zimmer kam. Sie sah ihn belustigt an.
    »Hey«, sagte der Fremde. »Ich suche Shakey Mo. Wird Zeit, daß wir weiterfahren.« Er warf einen Blick über die Schläfer und entdeckte schließlich eine Gestalt, die abseits von den anderen lag. Erbrochenes klebte auf Gesicht und Hemd. Die Haut war eklig grün. Der schwarze Mann stiefelte über die anderen hinweg, kniete neben Mo nieder und fühlte Herz und Puls. Das Mädchen gaffte. »Was ist los mit ihm?«
    »Überdosis«, sagte der Fremde leise. »Er ist hin. Willst du
nicht mal einen Arzt holen, Herzchen?«
»Oh, mein Gott«, sagte sie.
Der Schwarze stand auf und ging zur Tür.
»Hey«, sagte sie. »Du siehst aus wie Jimi Hendrix, weißt du
das?«
»Klar.«
    »Aber das kann doch nicht … du bist nicht etwa … oder? Jimi ist doch tot.«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte in seiner üblichen Art. »Shit, Lady. Jimi ist nicht kleinzukriegen.« Er lachte und verschwand.
    Das Mädchen starrte auf den kleinen, mit Kotze verschmierten Körper. Sie schwankte ein wenig und rieb sich über die Schenkel. Sie runzelte die Stirn, sprang dann auf und stürzte mit fliegendem Kleid hinaus auf die Straße. Es dämmerte schon, und die Luft war kalt. Einer großen Gestalt in weißen Jeans und weißem Hemd schien die Kälte nichts auszumachen. Sie ging auf einen Mercedesbus zu, der am Straßenende parkte. Das Mädchen rannte hinter dem schwarzen Camper her, der inzwischen losgefahren war, aber an einer roten Ampel vor der Ladbroke-Grove-Kreuzung anhalten mußte. »Warte«, schrie sie. »Jimi!«
    Aber der Bus startete durch, bevor sie ihn erreichen konnte.
    Sie sah ihn in Richtung Kilburn nach Norden davonfahren.
    Das Mädchen wischte sich den kalten Schweiß vom Gesicht.
    Es hielt sich für übergeschnappt und hoffte, auch den

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