Der Eroberer
Alexanders erreichte, blieb er stehen und staunte vor Bewunderung. Hunderte von Fackeln, die meisten auf hohen Stangen rund um den Palast befestigt, beleuchteten den Ort. Andere loderten auf den zahlreichen Befestigungsanlagen.
Zwei Wachen traten vor. Es waren Babylonier mit hohen Helmen und geöltem Haupt- und Barthaar. Ihre Wurfspieße zielten auf Simon.
In holprigem Babylonisch sagte Simon: »Ich komme, um König Alexander zu sehen … und bringe ein Geschenk und einen Brief.«
Sie behandelten ihn mit gewissem Respekt, nahmen jedoch sein Schwert und führten ihn vor das Hauptportal, das er nach kurzer Unterredung passieren durfte.
Weitere Male wurde er von Wesiren und Soldaten des Königs aufgehalten, durchsucht und befragt. Schließlich führte man ihn in einen großen Saal.
Durch hohe Fenster flackerte das Licht der Fackeln. In der Mitte des Saales stand ein großes, mit Seide und Fellen gepolstertes Bett aus Kupfer, Silber und Gold.
Alexander saß aufrecht im Bett. Simon sah, daß er in Schweiß gebadet war. Seine Nase machte dieselbe Feststellung. Der Gestank war unangenehm, viel schlimmer als gewöhnlicher Schweiß.
Leicht nervös näherte sich Simon dem riesigen Bett.
König Alexander grinste plötzlich und streckte eine gepflegte, schöne Hand aus. »Du hast einen Brief für mich, wie ich hörte … und ein Geschenk?«
»Ja, Herr.« Simon überreichte den Brief sowie den kleinen Talisman und studierte dabei das eigentümliche Gesicht des Königs. Es sah auf eine Weise bübisch aus, doch gleichzeitig verlebt und sinnlich. Er hatte eine lange Nase, volle Lippen, große Augen unter schweren Lidern und braunes, gelocktes Haar. Simon wunderte sich über die zeremonielle Nachlässigkeit des Königs, über sein freundliches Lächeln. War dies der Gottkönig? Die Brut des Bösen? Alexander überflog den Brief und nickte.
»Hat Hano dir von meiner Schuld ihm gegenüber erzählt?« »Nein, Herr«, sagte Simon diplomatisch.
»Er kennt viele Geheimnisse … aber als alter, großzügiger Mann behält er nur wenige für sich, wie ich gehört habe.« »Auf mich macht er einen übertrieben verschlossenen Ein druck, Herr«, entgegnete Simon, besorgt um das Leben des Freundes. »Selbst mir, der vor langer Zeit in Theben sein Leben gerettet hat, antwortet er auf neugierige Fragen nur ausweichend.«
Alexander blickte auf und starrte Simon aus merkwürdig geweiteten Pupillen an. »Du willst also meiner Armee beitreten. Hano empfiehlt dich als tapferen Kämpfer … schlägt vor, ich möge dich in meine Garde aufnehmen. Ich wähle meine Offiziere sehr sorgfältig aus, Simon von Byzanz.«
»Nur auf Probe, Herr. Mehr wünsche ich nicht.«
»Die sollst du haben.«
Alexander las den Brief noch einmal.
»Du bist aus Byzanz, wie ich sehe. Die Stadt konnte vor etlichen Jahren dem Angriff meines Vaters standhalten. Das soll nicht heißen, daß auch ich Groll gegen sie hege … im Gegenteil. Man weiß, daß ich ihn nie mochte. Aus diesem Grund bewundere ich eine Stadt, die meinem Vater das Nachsehen gab.«
Alexander lächelte wieder. »Gegen den Sohn Philipps war
sie allerdings machtlos, nicht wahr?«
»Ja, Herr.«
Trotz seiner fast spürbaren Vitalität hatte es den Anschein, als fühle sich Alexander nicht wohl. Simon ahnte, daß dieses Unwohlsein nicht allein auf den Körper beschränkt war. Alexander spielte mit dem kleinen Amulett und grübelte.
»Ich brauche noch einen Herold … einen Mann, der die Verbindung hält zwischen meinem jeweiligen Aufenthaltsort und der Hauptstadt von Mazedonien.«
»Ich dachte, Persien sei Euer derzeitiger Hauptsitz, Herr.«
»Das hast du wohl von den griechischen und mazedonischen Beckmessern gehört. Sie sagen, ich würde mein Land für Ruhm und Fleischtöpfe im Osten im Stich lassen. Nichts als Lügen. Der Weg nach Pela ist zu weit, um ständig dorthin zurückreisen zu können. Persien eignet sich besser als Standort für meine Feldzüge. Es gibt noch ein paar Flecken auf der Welt, die von mir zu erobern sind, Simon … und die liegen im Osten.«
Alexander sank in die Seidenkissen zurück und musterte den Thraker.
»Du wirst meiner Mutter und mir als Botschafter dienen.«
Simon führte die Hand an die Lippen und sagte ehrerbietig: »Ich hatte darauf gehofft, in Eurer Armee dienen zu dürfen, Herr.«
Alexander hob die Brauen ein wenig: »Das wirst du natürlich. Du wirst genug Gelegenheit haben, zu kämpfen … und hinzuzulernen. Es freut mich, in dir einen gebildeten Mann zu
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