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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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sehen. Die meisten meiner Offiziere sind aufgrund besonderer Tugenden ausgewählt worden … Mut, Loyalität … und Bildung. Du scheinst sowohl Mut als auch Bildung zu besitzen. Deine Loyalität mußt du noch unter Beweis stellen. Hast du verstanden?« Simon nickte. »Natürlich, Herr.«
    »Also gut …« Alexander verstummte, als eine Tür zum Saal hinter Simon geöffnet wurde. Der Thraker drehte sich um. Ein Wesir mit langem, golddurchwirktem Gewand eilte herbei und trat an das Bett des Königs.
    »Sohn des Zeus«, flüsterte er. »Eine Botschaft.« »Geheim?«
    »Nein, Herr. Man sagt, jeder wisse schon Bescheid.«
    »Dann sprich. Was gibt’s?« Alexander richtete sich wieder auf.
    »Ein Massaker, Herr … in Lonarten … eine wildgewordene Truppe Eurer mazedonischen Reiter meuchelt Hunderte von Frauen und Kindern. Man spricht von Kannibalismus und frevelhaften Riten …« Der Wesir stockte, als ein Lächeln über Alexanders sinnliche Lippen huschte. »Das Volk verlangt Euer Eingreifen, eine Entschädigung.«
    Alexander lächelte erneut. Simon empfand Ekel bei diesem
    Anblick. Der König krallte die Finger ins Bettuch, und es schien, als ringe er um Selbstbeherrschung. Er stöhnte leise auf.
    Unter Mühen brachte er hervor: »Dem müssen wir Einhalt gebieten … wir müssen aufhören …« Dann warf er seinen hübschen Kopf in den Nacken und röhrte vor Lachen. Das Lachen war teuflisch, ein Ausdruck sadistischer Freude. Es schallte zu Simons Entsetzen dröhnend durch den Saal. »Ergreift die Kläger«, schrie Alexander. »Wir verkaufen sie als Eunuchen an türkische Harems. Sie sollen lernen, daß ein Gott andere Wege beschreitet als ein einfacher König … lehrt sie, daß die Worte und Taten von Zeus’ Sohn über jeden Zweifel erhaben sind!« Der Wesir verließ eilend den Saal.
    Simon beugte sich ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit vor und schrie in Alexanders verzerrtes Gesicht: »Ihr seid von Sinnen … um Eurer eigenen Sache willen, macht dem Massaker ein Ende. Die meuternden Truppen werden einen Aufstand anzetteln. Ihr werdet Euer Reich verlieren.« Alexander riß die Augen noch weiter auf. Eine Hand schnellte von den seidenen Kissen nach vorn und packte Simons Ohr. Die Lippen kräuselten sich, die Zähne kamen dahinter zum Vorschein, als er zischte: »Für dich werde ich einen Tod erfin den! «
    Simon versuchte, sich aus Alexanders Griff zu befreien. Er bebte am ganzen Körper und war wie benommen von der Kraft dieses vermeintlich kranken Mannes. Ihm wurde allzu deutlich, daß mehr als gemeiner Wahnsinn den König beherrschte. Was hatte den umgänglichen, nüchternen Soldaten in eine solche Ausgeburt des Bösen verwandelt? Wie konnten solche verschiedenen Wesen in einem Körper existieren? Schrecken vernebelte Simons Verstand. Er riß sich los und wich keuchend zurück.
    »Man hält Euch für die Brut des Ahriman … und ich habe es
    nicht geglaubt«, stammelte er.
    Alexander verzog das Gesicht zu einer Grimasse, schlug die Felle zur Seite, sprang auf den Boden und kam mit ausgestreckten Armen auf Simon zu.
    »Ich bin der Sohn des Zeus … von einem Gott und einer Sterblichen gezeugt, um die Welt zu regieren. Verhülle dein Gesicht, Lästerer. Ich habe die Macht, dich in den Hades zu schicken!«
    »Jeder Mensch hat diese Macht«, sagte Simon, drehte sich um und rannte auf das große Tor zu. Er riß es auf und floh, bevor ihm der Weg verstellt werden konnte, in blinder Hast die hallenden Flure entlang, verfolgt von den wütenden Schreien des Wahnsinnigen.
    Kaum, daß er Einzelheiten der Flucht registrierte. Er überwältigte zwei Wächter; dem ersten konnte er eine Waffe entreißen. Dann hetzte er in atemberaubender Jagd durch Babylons Gassen – mit Horden von Soldaten an den Fersen. Er hatte sich fast buchstäblich zu Tode gerannt, als ihn ein paar Häscher in einer Sackgasse stellten. Knurrend wie ein Tier nahm er die Verteidigung auf. Mit erhobenem Schwert sah er in gebückter Haltung ihrem vorsichtigen Angriff entgegen. Sie hatten nicht mit einem solch wütenden Widerstand gerechnet. Im Handumdrehn streckte er den ersten Soldaten zu Boden, dem zweiten rammte er das Schwert in den Arm. Vor seinen Augen, die Szene überlagernd, schwebte das Bild des breiten, sinnlichen Kopfes von Alexander. Er hörte immer noch sein gellendes, irres Lachen. Schon oft hatte Simon Erfahrung mit Wahnsinnigen gemacht; doch Alexander übertraf jeden Vergleich.
    Simon schlug mit dem Schwert, verfehlte das Ziel,

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