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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Revolte anzetteln und sie die Reichen von Jerusalem, Jericho und Cäsarea ausplündern lassen. Müde und hungrig, die Augen von der gleißenden Sonne getrübt, folgten sie dem Mann in dem weißen Leinengewand. Sie brauchten die Hoffnung, und sie fanden Beweggründe für ihre Hoffnung. Sie sahen ihn bedeutendere Wunder wirken.
    Einmal predigte er zu ihnen von einem Boot aus, wie er es oft tat, und als er zu ihnen ans Ufer zurückkam, glaubten sie, ihn über das Wasser gehen zu sehen.
    Durch ganz Galiläa wanderten sie während des Herbstes und hörten von jedermann die Kunde von der Enthauptung des Täufers. Die Verzweiflung über Johannes’ Tod verwandelte sich in erneute Hoffnung und Glauben an den Propheten, der ihn gekannt hatte.
    In Cäsarea wurden sie von römischen Wächtern, die von den wilden Männern und ihren Weissagungen genug hatten, aus der Stadt getrieben.
    Auch aus anderen Städten wurden sie verbannt. Nicht nur die römischen Statthalter, sondern auch die Obersten unter den Juden waren nicht bereit, diesen neuen Propheten zu tolerieren, wie sie Johannes toleriert hatten. Das politische Klima änderte sich.
    Es wurde schwer, Nahrung zu finden. Sie lebten von den Früchten der Erde, und ihre Körper waren ausgemergelt wie die hungrigen Tiere.
    Er lehrte sie, wie man Hunger vergißt und sich Höherem zuwendet.
    Karl Glogauer, Hexenmeister, Quacksalber, Psychiater, Hypnotiseur, Messias.
    Manchmal war er schwankend im Glauben an die sich selbst auferlegte Rolle, und diejenigen, die ihm folgten, waren verwirrt, wenn er sich widersprach. Oft nannten sie ihn jetzt bei dem Namen, den sie gehört hatten. Sie nannten ihn Jesum den Nazarener oder Jesus Nazarenus. Meistens hielt er sie nicht davon ab, aber manchmal überfiel ihn die Wut, und er rief einen seltsam gutturalen Namen. »Karl Glogauer! Karl Glogauer!«
    Und sie sagten: »Fürwahr, er spricht mit der Stimme Adonias.«
    »Nennt mich nicht bei diesem Namen!« schrie er, und sie waren verwirrt und ließen ihn allein, bis sich sein Ärger gelegt hatte.
    Als sich das Wetter änderte und der Winter kam, kehrten sie nach Kapharnaum zurück, das inzwischen zur Festung seines Gefolges geworden war.
    In Kapharnaum verbrachte er den Winter und sprach in Prophezeiungen.
    Viele davon berührten ihn selbst und die, die ihm folgten.

    Darauf schärfte er den Jungem aufs strengste ein, niemandem zu sagen, daß er der Messias sei. Von da an begann Jesus seinen Jungem zu zeigen, er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten vieles leiden und getötet werden und am dritten Tage aufer weckt werden.
    (Matthäus 16:30-31)

    Sie saßen in ihrem Apartment vor dem Fernsehgerät. Monica aß einen Apfel. Es war zwischen sechs und sieben an einem warmen Sonntagabend. Monica deutete mit ihrem halbgegessenen Apfel auf den Bildschirm.
    »Schau dir diesen Quatsch an«, sagte sie. »Du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, daß dir das etwas bedeutet.« Es war eine religiöse Sendung über eine Pop-Oper in einer Kirche in Hampstead. Sie behandelte die Passion.
    »Pop-Sänger auf der Kanzel«, sagte Monica. »Was für ein Abstieg.«
    Er schwieg. Ihm kam die Vorstellung auf seltsame Art obszön vor. Er wollte nicht mit ihr streiten.
    »Jetzt fängt der Leichnam Christi wirklich zu verfaulen an«,
sagte sie mit Genugtuung in der Stimme. »Puh! Dieser Ge
stank!«
»Dann stell doch ab«, sagte er ruhig.
    »Wie heißt diese Gruppe? Die Lustigen Leichenwürmer?« »Sehr witzig. Ich stelle ab.«
    »Nein, ich will es sehen. Es ist ja zum Totlachen!« »Finde ich nicht.«
    »Die Imitation Christi – eine blutige Karikatur.«
    Ein farbiger Sänger, der Christus spielte und mit gequetschter Stimme zu einer einfallslosen Begleitung sang, gab lebloses, lyrisches Geseire über die Nächstenliebe von sich.
    »Wenn dieser Jesus Christus so geklungen hat, dann ist es kein Wunder, daß sie ihn angenagelt haben«, sagte Monica. Er stellte das Gerät ab.
    »Hör mal!« protestierte sie. »Mir hat das Spaß gemacht.« Später bekam sie plötzlich eine fast gerührte Stimme, was ihn sofort mißtrauisch machte.
    »Du bist ein komischer Kauz«, sagte sie. »Ein Jammer! Du hättest als ein John Wesley oder ein Calvin zur Welt kommen müssen. Heutzutage hat man als Messias nichts auszurichten. Schon gar nicht, wenn man den Messias so versteht wie du.«

    VI

    Der Prophet lebte im Hause eines Mannes mit Namen Simon. Der Prophet allerdings zog es vor, ihn

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