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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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auf ihre Antwort wartete. »Bei einem so großen Heer kann ich wenigstens beruhigt sein, dass dir kein Leid geschieht«, murmelte sie an seiner Schulter.
    Sie hob den Kopf und sah seine umwölkte Stirn. »Sorgst du dich?« fragte er barsch. »Sorgst du dich wirklich, Ceidre?«
    »Ja!« rief sie verzweifelt und aufrichtig. Aber es gab so viele Lügen und Halbwahrheiten, und wieder schwammen ihre Augen in Tränen.
    Er zog sie an sich und zermalmte sie unter sich. Sein Mund nahm den ihren in Besitz mit all der Leidenschaft, die seine Liebkosung einen Moment zuvor noch hatte vermissen lassen. Sein Kuss war so gewaltsam, dass ihre Lippe aufsprang. Ceidre bemerkte es nicht. Sie hieß seine grobe Liebkosung willkommen, hieß ihn mit all ihrem Gefühlsaufruhr willkommen.

Kapitel 52
    Am nächsten Tag verließ Rolfe das Zelt erst gegen Mittag, um mit dem König zu speisen. Den ganzen Morgen bemühte Ceidre sich, ihre Besorgnis zu verbergen, und ihr Liebhaber schien nichts von ihrer aufgewühlten Stimmung zu bemerken.
    Sobald er gegangen war, eilte Ceidre ins Dorf. Diesmal war sie vorsichtiger als beim ersten Mal, bemerkte aber niemanden, der ihr gefolgt wäre. Die Wachen grüßten höflich, als sie die Burgmauern verließ. Sie hatte sich von Rolfe Münzgeld geben lassen, das sie nun dem Sohn des Schmieds überreichte und ihn bat, Hereward dem Wachen, der sich in den Wäldern um das walisische Dorf Cavlidockk versteckt hielt, wie sie von Rolfe erfahren hatte, eine Nachricht zukommen zu lassen.
    »Reitet Ihr weit?« hatte sie ihn gefragt. »Nur bis Cavlidockk«, hatte er geantwortet. »Ich vertraue dir, Ceidre«, hatte er hinzugefügt und ihr forschend in die Augen geblickt. Sie hatte ein Lächeln zustande gebracht und hastig das Gesicht abgewandt, damit er ihr Erröten nicht sah.
    Was blieb ihr anderes übrig? Sie musste Hereward vor der drohenden Gefahr warnen. Sonst würde es ein Blutbad geben.
    Am nächsten Tag im Morgengrauen verabschiedete sich Rolfe. Es war noch kühl, doch das war nicht der einzige Grund, warum Ceidre unter dem hastig übergeworfenen Umhang zitterte. Rolfe war zur Schlacht gerüstet, im eisernen Kettenhemd und Beinröhren, den schwarzen Mantel um die breiten Schultern gelegt; die großen Goldtopas funkelte an seiner Brust. Seine Hände hielten ihre Arme umfangen.
    »Gott schütze dich, Mylord«, sagte sie leise, ohne den Blick von seinen strahlendblauen Augen zu wenden.
    In seiner Wange bewegte sich ein Muskelstrang. »Kannst du mich nicht wenigstens einmal beim Namen nennen?«
    Sie befeuchtete ihre Lippen. »Gott schütze dich, Rolfe.«
    Er zog sie in die Arme, Ceidre klammerte sich an ihn.
    »Gott schütze dich, Ceidre«, murmelte er und küsste sie innig.
    Mit einem letzten Blick löste er sich von ihr, machte kehrt und war fort. Ceidre trat nicht vors Zelt, um ihm zum Abschied nachzuwinken. Unglücklich rollte sie sich auf der Pritsche zusammen, zog die Decke über den Kopf und rührte sich erst wieder, als die Sonne hoch am Himmel stand.
    Betrübt und lustlos wusch sie sich, kleidete sich an und aß. Irgendwie würde sie die Tage bis zu seiner Rückkehr überstehen – in einer Woche, hatte er versprochen. Sie musste ihre lähmende Furcht überwinden, ihre Angst um ihn, ihre Angst um ihre Brüder, um Hereward, um all die Männer, die in den blutigen Krieg ziehen mussten.
    Gütiger Himmel, dachte sie, mir liegt an ihm, mir liegt an dem Normannen, und das darf nicht sein! Ich darf es nicht zulassen! Er ist unser Feind, er hat Aelfgar an sich gerissen, er ist der Ehemann meiner Schwester! Ich bin nur seine Buhle, und ich will und muss meinen Brüdern die Treue halten!
    Verzweifelt verließ sie die Burg, schlenderte ziellos umher, um ihre Befürchtungen abzuschütteln, Befürchtungen, die zur bitteren Erkenntnis geworden waren. In einem verkohlten Obstgarten, dessen Bäume als schwarze Strünke in den Himmel ragten, mahnendes Überbleibsel der Brandschatzung von York vor wenigen Monaten, verweilte sie, kauerte sich auf die verbrannte Erde und weinte bitterlich. Als sie den Kopf hob, sah sie die Gestalt eines jungen Mädchens nahen. Ceidre kam auf die Füße und wischte sich die Tränen vom Gesicht.
    Das Mädchen war ein schüchternes, ansehnliches Ding, dem Ceidre auf ihren Streifzügen durch die Stadt schon begegnet war. »Verzeih, Herrin«, sprach sie Ceidre an und errötete verlegen, als sie deren Tränen bemerkte. »Ich muss mit dir reden, aber ich komme ein anderes Mal wieder.« Sie wandte sich

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