Der Eroberer
entstanden aus ihrer Liebe zu ihm. All ihre Zärtlichkeit wandte sich dem Ungeborenen zu, gab ihr Kraft, Heiterkeit und Zufriedenheit. Das Kind konnte nur in der Brautnacht gezeugt worden sein. Die Hochzeit mit Guy lag nun sechs Wochen zurück, ihre Brüste schwollen bereits, und auch die anhaltende morgendliche Übelkeit ließ darauf schließen, dass sie bereits in der ersten wunderbaren Nacht mit Rolfe empfangen hatte. Diese Erkenntnis erfüllte ihr Herz mit großer Freude.
Die Mahlzeitenwaren für sie zwar ausreichend, aber nun musste sie mehr essen. Sie bat Mary um mehr Brot und Käse, doch die Magd fürchtete den Unmut ihrer Herrin und weigerte sich, Ceidre die Bitte zu erfüllen.
»Ich kann nicht, Ceidre«, jammerte sie. »Sie lässt mich auspeitschen, wenn ich das tue! «
Ceidre aber brauchte Nahrung für ihr ungeborenes Kind. »Mary, bitte! «
Marys Angst wurde nur schlimmer. »Ich kann nicht! Ihr wisst so gut wie ich, dass Lady Alice mich umbringen würde!« Sie wandte sich zum Gehen.
»Warte!« rief Ceidre ihr verzweifelt nach. Mary zögerte. »Mary, bitte.« Ceidre war unschlüssig, doch ihr Ungeborenes ausreichend mit Nahrung zu versorgen war wichtiger als alles andere. Alice würde von ihrer Schwangerschaft ohnehin erfahren, wenn ihr Leib wuchs. Also zählte es nicht, ob sie jetzt schon -durch die Magd von ihrem Zustand erfuhr.
»Mary, ich bin schwanger – du musst mir mehr zu essen bringen! «
Mary bekam runde Augen, der Mund blieb ihr offen stehen. Und dann rief sie, es sie kein Wunder, dass Ceidre erblühe wie eine Rose im Frühling trotz ihrer Gefangenschaft. Die Magd willigte ein, mehr Brot und Käse zu bringen, dazu genügend Wasser, damit sie sich täglich waschen konnte. Ceidre war zufrieden. Sie trug Rolfes Kind unter dem Herzen, und das konnte ihr niemand nehmen.
Einen Tag nach ihrem Geständnis stürmte Alice in ihre dämmrige Kammer, in die das Tageslicht nur durch zwei schmale Schlitze drang. Ceidre, die auf ihrem Strohsack eingedöst war, richtete sich auf. Sie hatte den Besuch ihrer Schwester erwartet, dennoch spannte sich jede Faser in ihr.
Alice starrte feindselig auf sie herab. »Mary sagt, du wirst mit jedem Tag schöner, und ich konnte es nicht glauben.
Und dann rückte sie damit heraus, dass du ein Kind bekommst. Stimmt das?« verlangte sie zu wissen.
Mitleid für Alice stieg in ihr auf, deren Gesicht, vor Eifersucht und Missgunst verzerrt war. »ja, ich bin schwanger, Alice«, antwortete sie mit einem schwachen Lächeln.
»Das Kind ist von Guy!« schrie Alice gellend.
Ceidre schüttelte den Kopf. »Ich schenke dem Normannen einen Sohn, Alice.«
»Nein!« kreischte sie. »Du lügst! Denkst du, du kannst mich täuschen? Ihn täuschen?«
Ceidre blieb erstaunlich gelassen. Denn die Wahrheit konnte Alice nicht ändern. »Nein. ' Guy hat mich nie angefasst. Rolfe ist der Vater. Wir werden einen schönen, goldblonden Knaben bekommen. Das weiß ich! «
Alice keuchte schwer, ihr Gesicht verzerrte sich noch mehr. »Du Hexe!« kreischte sie. »Sein Same ist für mich bestimmt, du darfst kein Kind von ihm bekommen! Ich lasse es nicht zu! «
In rasendem Zorn stürzte Alice sich auf Ceidre, die zu verdutzt war, um zu reagieren, krallte die Hände um ihren Hals und drückte zu. Ihr blinder Hass verlieh ihr übermenschliche Kräfte. Der kräftigeren Ceidre gelang es nur mit Mühe, sich hustend und nach Luft ringend aus dem tödlichen Würgegriff zu befreien, doch den Schlag sah sie zu spät kommen. Alice zertrümmerte die Wasserschüssel aus Ton auf ihrem Schädel. Vor Ceidres Augen tanzten grelle Sterne, sie kämpfte verzweifelt darum, das Bewusstsein nicht zu verlieren. Schwindel und Übelkeit befielen sie. Alice hatte sie bereits beim Arm gepackt und zerrte sie aus ihrem Gefängnis. Ceidre schüttelte benommen den Kopf, um die schwarzen Flekken, die ihr die Sicht trübten, zu vertreiben, stolperte .willenlos hinter Alice her in das angrenzende Schlafgemach. Sie hörte, wie Mary erschrocken aufschrie.
Ihr Kopf wurde ein wenig klarer, als Alice sie zwang, sich auf den Steinsims zu setzen. Ceidre kauerte benommen am offenen Fenster, und Alice versetzte ihr einer harten Stoß.
Ceidre verlor beinahe den Halt, umklammerte mit einer, Hand den Sims und starrte in die Tiefe, die ihren sicheren Tod bedeuten würde, wenn Alice es schaffte, sie aus dein Fenster zu stoßen. Marys gellende Angstschreie drangen gedämpft an ihr Ohr. Immer noch trübten schwarze Wolken ihr Gesichtsfeld,
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