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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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sah er es nicht gern, dass sie allein durch die Gegend streifte. Rolfe gab seinem Pferd die Sporen und jagte hinter ihr her.
    Aus der Ferne beobachtete er ihre Begegnung mit einem hochgewachsenen, dunkelhaahgen Mann. Es war ein freudiges Wiedersehen. Verdutzt beobachtete er, wie sie in die Arme des Geliebten eilte. Dann redeten die beiden ernsthaft, eindringlich miteinander. Rolfe unterdrückte seinen Zorn und brachte sein Pferd näher, doch nicht nahe genug, um hören zu können, was sie redeten. Und dann lachte der Mann und schloss sie wieder in die Arme.
    Ceidre barg ihr Gesicht an seiner Brust. Der Mann wiegte sie zärtlich.
    Rolf zog das Schwert und galoppierte mit einem Kriegsruf auf die Lichtung.
    Ceidre schrie gellend, als Morcar sie beiseite stieß, sein Schwert zog und sich dem Angreifer stellte. Morcar verfügte über blitzschnelle Reflexe, hatte aber kaum das Schwert gezogen, als Rolfe schon mit der Waffe auf ihn ein hieb. Die Klingen schlugen klirrend aneinander. Morcar wurde durch die Wucht von Rolfes Angriff zu Pferd auf den Erdboden geworfen, doch er hielt sein Schwert mit festem Griff. Geschmeidig wie eine Katze kam er wieder auf die Beine und ging in Kampfstellung.
    Rolfe zügelte sein Ross und sprang aus dem Sattel, die Waffe hoch erhoben. Seine Augen weiteten sich. »Morcar!«
    Morcar lächelte grimmig. »Was für ein Vergnügen, Normanne«, knirschte er. »Von diesem Tag habe ich geträumt!«
    »Aufhören!« schrie Ceidre gellend, die wusste, dass einer der beiden in diesem Zweikampf sterben würde. »Hört bitte auf. Himmlischer Vater, bitte hört auf!«
    »Kommt nur näher, Sachse«, drohte Rolfe leise; Morcar stieß zu; Rolfe parierte. Die Klingen sausten sirrend durch die Luft, kreuzten sich und schlugen klirrend aufeinander. Das Echo der Kampflärms hallte von den Felsen wider.
    Die Gegner belauerten einander, griffen an, zogen sich zurück, parierten und stießen zu. Rolfes Schwertspitze schlitzte den Ärmel von Morcars Tunika auf und fügte ihm eine Wunde am Unterarm zu. Morcars Klinge traf Rolfe über dem rechten Auge. Beide bluteten. Unablässig umkreisten sie einander lauernd. Rolfe griff an und traf Morcars Schenkel. Morcar antwortete mit einem blitzschnellen Stoß, mit dem er Rolfe in die Defensive zwang; der wich nach hinten aus, bis er mit einem Täuschungsmanöver vorgab zu stolpern, den Spieß umdrehte und seinen Widersacher gnadenlos vor sich her trieb.
    Auf der Lichtung war nur das Klirren und Singen des Eisens und das Keuchen der Kämpfenden zu hören. Beiden Männern lief der Schweiß in Strömen herab, ihre Hemden klebten an ihren muskelbepackten Körpern. Rolfe tropfte das Blut ins Auge, doch er wischte es nicht weg. Allmählich erlahmten ihre Kräfte. Ihre Bewegungen wurden langsamer, schwerfälliger. Morcar schwang die Klinge, Rolfe wehrte den Stoß ab. Die Gegner waren einander ebenbürtig.
    Ceidre beobachtete den Zweikampf in gebanntem Grauen. Sie konnte nicht dazwischen gehen, es hätte Morcars Ende bedeutet. Ihr Bruder musste siegen, um zu entkommen. Und dann holte der Normanne seine letzten Kraftreserven aus sich heraus und war überlegen.
    Morcars Fuß verfing sich in einer Wurzel. Er taumelte, und der Normanne zielte auf sein Herz. Ceidre schrie gellend, in Todesangst. Morcar, mit einem Knie auf dem Boden, erstarrte, als Rolfes Klinge sich gegen seine Brust drückte. Doch der Normanne stieß nicht zu.
    »Warum zögert Ihr, Normanne?« keuchte Morcar, der immer noch sein Schwert in der Hand hielt, zu ungünstig freilich, um es gegen den Feind richten zu können. Es wäre sein sicheres Ende gewesen. »Ich fürchte mich nicht vor dem Tod.«
    »Lasst das Schwert fallen, Sachse«, befahl Rolfe keuchend. »Lasst es fallen, oder Eure letzte Stunde hat geschlagen.«
    »Nein«, schrie Ceidre und rannte herbei. »Bitte, Herr, durchstoßt ihm nicht das Herz.«
    Rolfe schenkte ihr keine Beachtung. »Lasst die Klinge fallen, wenn Euch Euer Leben lieb ist. Sonst stoße ich zu.«
    Morcar begegnete furchtlos Rolfes Blick.
    »Bitte, ergib dich« flehte Ceidre. »Bitte, Morcar, bitte!«
    Morcar ließ das Schwert fallen.
    Rolfe schleuderte es mit dem Fuß von sich, ohne seine Waffe von Morcars Herz zu nehmen. Er drückte ihm die Schwertspitze noch tiefer in die Haut und zwang Morcar auf beide Knie. »Im Namen von König Wilhelm«, sagte Rolfe feierlich, »seid Ihr mein Gefangener. «
    Ceidre stand hinter Rolfe. Ohne lange zu überlegen, bückte sie sich nach einem Stein, hob ihn hoch,

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