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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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im normannischen Stil. «
    Morcar fluchte, Edwin biss die Zähne aufeinander. »Diese dumme Alice«, schimpfte Morcar wütend. »Sie verrät uns ohne Bedenken! «
    »Wie geht es Ceidre?« fragte Edwin.
    »Es kursieren böse Gerüchte … « Albie stockte.
    »Heraus mit der Sprache«, forderte Edwin.
    »Ist sie verletzt?« fragte Morcar bang.
    »Sie wurde wegen deiner Flucht bestraft, Morcar. Er hat sie auspeitschen lassen, heißt es.«
    Morcar stieß einen Wutschrei aus, Edwin ballte die Fäuste. »Es ist nur ein Gerücht. Und ihr wisst, wie eine Geschichte verdreht wird, wenn sie die Runde macht. Vielleicht stimmt es gar nicht«, lenkte Albie beschwichtigend ein.
    »Warum habe ich Narr sie nicht mitgenommen?« schrie Morcar verzweifelt. »Ich habe nicht nachgedacht. Ich denke nie rechtzeitig nach!«
    »Mach dir keine Vorwürfe. Wir wissen nicht, ob es stimmt«, versuchte Edwin den Bruder zu beruhigen und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir brauchen Ceidre dort, wo sie ist.«
    »Es kursiert noch ein Gerücht«, rückte Albie zaghaft heraus. »Aber das ist auch nicht besser.« Edwins durchdringender Blick befahl dem Gefährten weiterzusprechen. »Es heißt, der Normanne stellt Ceidre in aller Öffentlichkeit nach. Er soll sie mit seinen Blicken verschlingen.« Albie zuckte die Achseln. »Vielleicht hat er sie doch nicht auspeitschen lassen.«
    »Gnade ihm Gott, wenn er sie anrührt!« schrie Morcar erbittert. Edwin wechselte das Thema, um ihn zu beruhigen.
    »Gibt es Neuigkeiten von Hereward dem Wachen?«
    »Er plant einen Aufstand gegen Roger von Montgomery. In der Nähe von Shrewsbury, aber darüber weiß ich nichts Genaues.«
    »Gut«, nickte Edwin. »Wir reiten nach Aelfgar, und danach treffen wir uns mit Hereward.«
    »Was hast du vor?« fragte Morcar.
    Zum ersten Mal lächelte Edwin. Sein düsteres Gesicht hellte sich auf, er zeigte ebenmäßige weiße Zähne. »Ich denke, Bruder, im September ziehen wir in den Krieg. Du, ich und Hereward der Wache.«

Kapitel 30
    »Stirbt sie?« fragte Alice.
    Die Magd Mary stand neben ihr im Söllergemach. Beide starrten auf die schweißgebadete, schlotternde Gestalt im Bett. »Ich weiß nicht«, flüsterte Mary.
    Alice ließ die Schnur ihres Gürtels wie einen Rosenkranz durch die fahrigen Finger gleiten. Sie hatte Ceidres Großmutter nicht ans Krankenbett gelassen – sie wollte nicht noch eine Hexe im Haus haben. Und da Alice ihre neue Macht unsagbar genoss, hatte sie der Kranken auch jede Pflege verweigert. Seither war eine Woche verstrichen. Niemand durfte ihre Kammer betreten, nicht einmal Mary, die nur unnötigen Klatsch verbreiten würde.
    Ceidre war unter den Augen ihrer Schwester im Fieber dahingesiecht. Ihre verlockende Schönheit war dahin. Zum Skelett abgemagert, bleich, hohlwangig und mit glasigem Blick, glich Ceidre einem Gespenst.
    »Glaubst du, sie stirbt?« wiederholte Alice ihre Frage ungeduldig.
    Mary trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich glaube schon«, jammerte sie. Die Herrin hatte sie noch nie um ihre Meinung gefragt, und sie fürchtete sich, die Wahrheit auszusprechen.
    Alice hatte Ceidre oft genug den Tod gewünscht. Als sie die verhasste Schwester vor einer Woche mit Wasser und sonst nichts einsperrte, hatte sie triumphiert. Die Hexe sollte lernen, wo ihr Platz war, sie sollte leiden. Und als Alice einen Tag später feststellte, dass Ceidre schwer krank war, hatte sie gehofft, sie würde sterben. Doch nun war ihr Triumph verflogen, ihr war bang ums Herz.
    Würde man ihr die Schuld an Ceidres Tod geben?
    Sie dachte an den Normannen. Die Angst bereitete ihr Übelkeit. Sie zweifelte nicht daran, dass er sie einsperren und den Schlüssel wegwerfen würde – für immer und ewig. Selbstverständlich würde er sie vorher auspeitschen lassen. Alice sah sich den Peitschenhieben ausgesetzt, glaubte beinahe, den brennenden Schmerz zu spüren, wenn ihre zarte Haut von den Hieben der Lederriemen aufplatzte. Sie schauderte. Tränen traten ihr in die Augen. Ceidre wurde sterben, wenn sie nicht versorgt wurde; und sie hatte nichts anderes verdient. Doch Alice würde dafür bezahlen und dazu war sie nicht bereit. Also musste sie ihre verhasste Schwester retten. Und wenn es zu spät war und sie trotzdem starb?
    »Hol die alte Hexe, Mary. Beeil dich.« Alice packte die Magd am Arm. »Sag ihr, Ceidre liegt im Sterben. Sie soll ihre Arzneien bringen. Lauf! « Alice stieß sie zur Tür hinaus.
    Dann trat sie zögernd näher und beugte sich über die

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