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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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weise gehandelt. Mir ist aber auch klar, dass ich letzten Endes für Morcars Flucht verantwortlich bin, Ich erwarte die Strafe, die Ihr für mein Versagen für angemessen erachtet.« Rolfe kniete erneut vor seinem König und senkte den Blick.
    Wilhelm nahm seine Wanderung wieder auf. Schließlich drehte er sich um. »Ihr seid von Eurem Amt als Kastellan entbunden. Ein mildes Strafmaß – da ich Euch vertraue wie meinem rechten Arm. Aber seid versichert, Rolfe, wärt Ihr ein anderer, würde ich Euch sämtliche Besitztümer nehmen. Ihr seid entlassen.«
    Rolfe erhob sich. Es kostete ihn eiserne Disziplin, sich seine Entrüstung nicht anmerken zu lassen. Das, was soeben geschehen war, war eine tiefe Demütigung. Er hatte das Amt des Kastellans von York verloren und damit die Hälfte seiner Macht eingebüßt. Er hatte eine harte Strafe erwartet, aber nicht diese Ungeheuerlichkeit. Und nur wegen dieser Hexe, dachte er wütend.
    Alles nur wegen dieser Hexe.
    Und er hatte seinem König nicht die Wahrheit gesagt. Hatte er damit sich selbst belogen?
    »Rolfe«, Wilhelms besänftigte Stimme hielt ihn am Eingang des Zeltes zurück. »Bringt mir die Häupter der beiden Rebellen, und mein Vertrauen zu Euch ist wieder hergestellt. «
    Edwin ging nachdenklich auf und ab.
    Morcar kauerte am Lagerfeuer und stocherte zerstreut mit einem Ast in der Glut. Albie stand schweigend im Schatten der Bäume und beobachtete die Brüder.
    Die Nacht war sternenklar und kühl in den sumpfreichen Marken, dem wilden, unzugänglichen Grenzland zwischen England und Wales. Zwei Dutzend Männer bevölkerten das Lager am Fuße eines bewaldeten Hügels.
    Einige schliefen, ein anderer spielte die Flöte, deren wehmütig klagende Töne sich mit dem Schnarchen mischten.
    Gelegentlich unterbrach ein heiseres Lachen das Raunen gedämpfter Männerstimmen.
    Morcar erhob sich, die Hände in die Falten seines Umhangs gesteckt. Er stieß den Ast mit der Stiefelspitze zur Seite. Edwin wandte sich an ihn. »Ich gehe, Morcar«, sagte er leise.
    »Das kannst du nicht tun! Es ist zu gefährlich. Denk doch, wie es mir ergangen ist! Mein Kopf wäre um Haaresbreite dem Erobererbastard auf einem Silbertablett serviert worden!«
    »Ich gehe.« Edwins Stimme klang unerschütterlich und entschlossen. Doch Morcar glaubte noch etwas herauszuhören, einen Ton, den er fürchtete: Resignation.
    »Du bist der mit dem kühlen Verstand von uns beiden. Du weißt, es wäre Wahnsinn! « protestierte Morcar, und seine blauen Augen funkelten.
    »Ich kann nicht tatenlos zusehen«, entgegnete Edwin matt.
    Er wandte sich ab und blickte in den Sternenhimmel. Morcar starrte lange auf Edwins Rücken, ehe er wieder sprach. »Warte wenigstens noch ein paar Tage, Edwin. Du hinkst noch, wenn du müde und angestrengt bist. Wir gehen, wenn du wieder ganz gesundet bist.«
    Edwin lächelte müde. »Wir? Nein, Bruder. Ich gehe mit Albie, ohne dich. «
    »Nein«, entgegnete Morcar warnend. »Wir trennen uns nicht. Und nichts wird mich davon abhalten, dir zu folgen, das schwöre ich. Der Normanne ist gefährlich, Edwin. Nur zu zweit können wir ihn besiegen.«
    »Ich habe nicht die Absicht, mich mit Rolfe dem Gnadenlosen anzulegen«, versicherte Edwin düster. »Noch nicht.«
    »Das würde ich dir auch nicht raten«, meinte Morcar. »Mit dem Schwert bin ich besser als du, das musst du zugeben. Doch selbst ich war ihm unterlegen.«
    »Ich nehme es nur mit ihm auf«, meinte Edwin bedächtig, »wenn ich dazu gezwungen bin.« Er seufzte. »Doch dies ist nicht der richtige Zeitpunkt. Ich will mich umsehen und die Lage auskundschaften.«
    »Wir wollen uns umsehen. «
    Edwin hob die breiten Schultern. »Es muss getan werden. Ich muss wissen, ob die Gerüchte stimmen. Bei Gott, wenn ich mir vorstelle, dass er das Dorf niedergebrannt und an anderer Stelle wieder aufgebaut hat.« Edwin erhob die Stimme. »Er hat mein Dorf einfach versetzt?!«
    »Das ist die Art der Normannen. So etwas haben wir doch immer wieder beobachtet«, meldete Albie sich aus dem Schatten der Bäume.
    »Ganz recht. Aber wenn es mit deinem eigenen Erbgut geschieht … « Edwin schüttelte den Kopf.
    »Was hast du, sonst noch von unseren Kundschaftern erfahren, Albie?« fragte Morcar gespannt, als der junge Mann in den Schein des Feuers trat. Seine Stiefel und sein Umhang waren mit Lehm bespritzt, da er vor kurzem erst ins Lager zurückgekehrt war.
    »Die Hochzeit hat stattgefunden«, berichtete Albie zögernd. »Und er baut neue Befestigungen

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