Der erste beste Mann: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
Seattle entfernt erwartet hätte. Dieser konservative Mensch auf einem Moped! Heute jedoch trug er keinen dunklen Anzug. Und seinen Aktenkoffer hatte er auch nicht dabei. Dafür sah er in Jeans und einem Sweatshirt der Universität Washington noch attraktiver aus.
„Mark?“ Sie konnte ihr Erstaunen nicht verbergen.
„Was machen Sie hier?“ Die Feindseligkeit in seiner Stimme war ebenso unüberhörbar.
„Das Gleiche wie Sie, vermutlich“, gab sie kühl zurück. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht, aber der Wind wehte es sofort wieder zurück.
„Sie sind mir nicht zufällig gefolgt, oder doch?“ Der Blick seiner blauen Augen war voller Misstrauen.
„Ihnen gefolgt?“, wiederholte sie abweisend. Sie war selten so beleidigt worden. „Ihnen gefolgt!“ Sie startete ihr Moped und ließ den Motor aufheulen. „Darf ich Sie darauf hinweisen, dass ich zuerst am Strand war? Wenn hier jemand jemandem gefolgt ist, dann Sie ja wohl mir.“ Sie musste kurz Luft holen. „Wenn ich an unsere erste Begegnung denke, dann sind Sie der Letzte, nach dem ich Ausschau halten würde.“
Mark blickte sie finster an. „Ganz meinerseits. Und ich bin auch nicht in der Stimmung für eine weitere Geschichte über das verdammte Hochzeitskleid Ihrer Tante Martha.“
Ärgerlicherweise versetzten seine Worte ihr einen Stich. „Ich habe diesen wundervollen Nachmittag sehr genossen, bis Sie aufgetaucht sind.“
„Ich ebenfalls“, konterte Mark missmutig.
„Dann schlage ich vor, dass wir unserer Wege gehen und vergessen, uns überhaupt getroffen zu haben.“
Es sah so aus, als wollte er noch etwas sagen, aber sie hatte keine Lust, ihm zuzuhören. Sie wendete, gab Gas und fuhr davon. Obwohl sie wusste, dass es völlig unvernünftig war, war sie wütend auf Mark. Es ärgerte sie, dass sie sich gefreut hatte, ihn zu sehen. Und sie war wütend, dass er sich nicht im Geringsten darüber gefreut zu haben schien, sie zu sehen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Und über das „verdammte Hochzeitskleid“ – wie er sich ausdrückte – hatte er auch nichts mehr hören wollen. Wie ruppig von ihm! Sie sollte sich einfach nicht für einen Mann interessieren, der derart unhöflich war.
Shelly hatte es plötzlich sehr eilig, zur Promenade zurückzukommen, und stemmte die Schultern gegen den Fahrtwind. Sie hatte sowieso nicht so weit fahren wollen.
Der nasse, feste Sand lud zum rasanten Fahren ein, und Shelly hielt sich dicht am Wasser, um schneller Abstand zu Mark zu gewinnen. Nicht, dass er sie verfolgt hätte, aber sie wollte jede Möglichkeit einer weiteren unerfreulichen Begegnung vermeiden.
Eine große Welle spülte an den Strand und hinterließ eine dünne, glänzende Schicht. Shelly bemerkte es nicht, bis ihr Vorderrad durchs Wasser lief und es zu beiden Seiten hochspritzte. Dann grub es sich in den nun aufgelockerten nassen und schweren Sand. War sie eben noch rasant über den Strand gefahren, so schoss sie jetzt kopfüber über die Lenkstange ihres Mopeds nach vorn.
Mit einem heftigen Rumms landete sie im Sand. Sie war zu geschockt, um zu merken, ob sie verletzt war oder nicht.
Bevor sie sich bewegen konnte, kauerte Mark schon an ihrer Seite. „Shelly ist alles in Ordnung?“
„Ich … ich weiß nicht.“ Vorsichtig krümmte sie erst den einen Arm und dann den anderen. Sie setzte sich auf und prüfte die Beine. Auch dort spürte sie keine Schmerzen. Offensichtlich hatte sie diese Erfahrung unbeschadet überstanden.
„Sie verrückte Närrin!“, brüllte Mark jetzt los und stand auf. „Wollten Sie sich umbringen?“
„Ah …“ Sein Ausbruch verschlug ihr die Sprache, und ihr fiel keine passende Antwort ein.
„Können Sie sich vorstellen, was ich gedacht habe, als ich Sie da kopfüber durch die Luft fliegen sah?“
„Endlich erlöst?“, schlug sie vor.
Mark schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt. Lassen Sie mich Ihnen helfen.“ Er bückte sich, legte ihr die Arme um Rücken und Schenkel und hob sie behutsam hoch.
„Mir geht es ausgezeichnet“, protestierte sie. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, und sie wusste nicht, ob das von ihrem Sturz oder davon kam, dass Mark sie an sich gedrückt fest in den Armen hielt. Selbst als er sie nun hinunterließ und sie wieder auf den Füßen stand, hielt er sie unvermindert fest.
„Sind Sie sicher, dass Sie nicht verletzt sind?“
Shelly nickte. Sie traute ihrer Stimme nicht.
„Aber ich fürchte, mein Moped hat den
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