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Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Der erste Tropfen Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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zehn an einem Samstagmorgen – wenn sie Glück hätten, wäre die ganze Familie noch zu Hause.
    Ein Mann von Mitte dreißig mit schütterem Haar öffnete ihnen die Tür. Ein bisschen älter als Seans Papa und mit wesentlich mehr Hüftspeck. Als er Rickards in seiner Uniform auf der Schwelle stehen sah, sagte er sofort: »Wird aber auch allerhöchste Zeit, dass Sie hier aufkreuzen – wir haben am Donnerstag angerufen!«
    »Donnerstag?«, entfuhr es Logan unwillkürlich.
    »Donnerstag! Das Fenster! Redet ihr bei der Polizei eigentlich nicht miteinander? Oder hat man euch bloß geschickt, damit ihr hier rumhängt und unsere Zeit vergeudet, wie die Typen vom letzten Mal? Na?«
    Typisch: Der gute Mann von der Leitstelle hätte am liebsten jedes einzelne Verbrechen und Vergehen im Viertel seit 1906 runtergebetet, war aber nicht in der Lage, Logan zu sagen, dass just von den Leuten, nach denen er ihn eigentlich gefragt hatte, noch eine offene Anzeige vorlag. »Wir sind nicht wegen des Fensters hier, Mr. Whyte; wir kommen wegen Sean Morrison.«
    Da verfinsterte sich das Gesicht des spärlich behaarten Mannes. »Mit dem kleinen Mist… zu der Sache haben wir nichts zu sagen.«
    »Er war ein Freund Ihres Sohnes …« Logan sah in seinen Notizen nach. »Ewan, nicht wahr?«
    »Das ist lange her.« Mr. Whyte trat einen Schritt zurück, als die ersten Regentropfen fielen und die leuchtend blau gestrichene Tür sich mit kleinen Wasserbläschen überzog.
    »Bis vor sechs Monaten.«
    »Ja, so ungefähr.«
    »Um die gleiche Zeit, als Sie die ersten Anzeigen wegen Vandalismus erstattet haben?«
    Mr. Whyte machte Anstalten, die Tür zuzuziehen. »Hören Sie, ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir nicht über den Morrison-Jungen reden wollen. Ewan hat seit Monaten keinen Kontakt mehr mit ihm. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich muss …«
    »Es wird nur eine Minute dauern, Sir.« Logan schob den Fuß in den Türspalt. »Und Sie wollen doch sicher nicht, dass die Leute denken, Sie hätten sich geweigert, uns bei der Suche nach Sean Morrison zu helfen, oder? Könnte so aussehen, als wollten Sie ihn schützen.«
    Whyte zog ein finsteres Gesicht und fluchte, doch er ließ sie ins Haus.

15
    Mr. Whyte wuselte im Wohnzimmer herum, sammelte Spielsachen und Malbücher auf und stapelte alles auf dem Couchtisch – offenbar flatterten ihm die Nerven, und er fühlte sich überrumpelt. Logan ließ den Blick durch das Wohnzimmer wandern: bunt zusammengewürfelter Nippes, ein Klavier, Fotos von diversen Strandurlauben. Ein offener Durchgang führte in ein großes Esszimmer mit angebautem Wintergarten. Überall lagen Stofftiere und knallbunte Plastikteile herum. Durch die Scheibe konnte er einen erstaunlich gepflegten Garten mit Koi-Teich und einem kleinen Wasserfall erkennen. Sehr nobel. Ein alter Mann stand draußen im Nieselregen und attackierte einen riesigen Geißblattbusch energisch mit einer Gartenschere. Der Anblick weckte Assoziationen in Logan, bei denen er nicht unbedingt länger verweilen wollte.
    Als Whyte nichts mehr zum Aufeinanderstapeln finden konnte, sagte er: »Ich nehme an, Sie erwarten, dass ich Ihnen Tee anbiete.« Es klang so widerwillig, dass Logan befürchtete, sie würden einen Jackie-Watson-Special serviert bekommen – mit Spucke drin.
    »Danke, Sir, das ist wirklich nicht nötig. Lassen Sie uns doch lieber über Sean Morrison sprechen.«
    Der Mann ließ sich in einen Sessel mit Blumenmuster sinken. »Er hat immer nur Ärger gemacht. Ich wusste, dass er eines Tages jemandem etwas antun würde! Dieser arme alte Mann … Man sollte die Prügelstrafe wieder einführen.«
    Logan nickte. »Wenn das Crown Office mich das nächste Mal fragt, werde ich es bestimmt ansprechen. Aber er war doch nicht von Anfang an so schwierig, oder?«
    Whyte rutschte in seinem Sessel hin und her. »Ich hab’s schon immer gewusst …«
    »Und wieso haben Sie ihn dann hier wohnen lassen, als seine Eltern letzten September nach Guildford fuhren?«
    »Ja … nun … da hat er sich noch wesentlich besser benommen.«
    »Aber danach nicht mehr.«
    »Hören Sie, ich habe keine Ahnung, okay? Von einem Tag auf den anderen war er plötzlich total bockig und hat sich geweigert, bei irgendwas mitzumachen. Wir haben angeboten, ihn zum Bowling mitzunehmen, zum Kartrennen, ins Kino, sogar zu diesem bescheuerten ›Laser Quest‹. Aber er hat immer nur ein langes Gesicht gezogen und geschmollt.«
    »Das war zu der Zeit, als er hier

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