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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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aus.
    »Ich schütze niemanden. Ich weiß nicht, wer er ist«, jammerte sie.
    Irene und Tommy tauschten einen raschen Blick aus. Es war an der Zeit, dass der unfreundliche Polizist die Vernehmung übernahm. Irene räusperte sich und bereitete sich auf ihre Rolle vor.
    »Warum haben Sie den Hinterausgang genommen?«
    Sanna fuhr sich mit der Zungenspitze über ihre trockenen Lippen und antwortete rasch: »Weil mein Mantel in der Waschküche hing. Ich hatte ihn dort zum Trocknen aufgehängt. Er hing dort seit …«
    »Ich frage noch einmal. Warum haben Sie den Hinterausgang benutzt?«, unterbrach sie Irene.
    Sanna sah sie wütend an.
    Jag ihr solche Angst ein, dass sie die Wahrheit sagt, ermahnte sich Irene.
    »Es war das Einfachste. Der Mantel …«
    »Warum haben Sie überhaupt das Haus verlassen?«
    »Ich brauchte etwas Luft. Ein Abendspaziergang …«
    »Über eine morastige Wiese in Pfennigabsätzen«, stellte Irene fest.
    Sie hatte keinerlei Verständnis für Sanna und machte auch keinen Hehl daraus, dass sie Sanna nicht glaubte.
    »Ich gehe immer ein paar Runden ums Haus«, erwiderte diese tonlos.
    »Ich habe Sie mit dem Fernglas verfolgt. Sie sind geradewegs auf den Platz zugegangen, an dem der Mann stand. Daran besteht kein Zweifel. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass er vorhatte, Sie zu erschießen. Ich sah, wie er den Arm hob und auf Sie zielte. Wären wir nicht da gewesen, wären Sie jetzt tot. Ermordet. Von demselben Mann, der auch die anderen vier auf dem Gewissen hat und den Sie aus unbegreiflichen Gründen schützen. Sie wissen, wer er ist. Verraten Sie uns seinen Namen.«
    Einige Sekunden lang wirkte Sanna in der Tat verängstigt, aber dieser Ausdruck wich genauso schnell aus ihrem Gesicht, wie er gekommen war. Stattdessen fuhr sie sich theatralisch mit der Hand an die Stirn und jammerte: »Mein Kopf … ich glaube, ich habe Kopfschmerzen.«
    »Gut. Dann sehen wir zu, dass wir das Ganze so schnell wie möglich hinter uns bringen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Sobald Sie aus dem Krankenhaus entlassen werden, eskortieren wir Sie zum Präsidium. Dort können Sie dann bleiben, bis Sie uns erzählt haben, was Sie wissen. Sie begehen eine Straftat, wenn Sie einen Mörder schützen. Außerdem sollten Sie sich größte Sorgen um Ihr eigenes Leben machen.«
    Was Irene über die Ereignisse nach Sannas Entlassung aus dem Krankenhaus gesagt hatte, entsprach nicht der Wahrheit, aber versuchen musste man es. Sanna sah zwar erschüttert aus, presste aber fest die Lippen zusammen. Demonstrativ wandte sie ihren Blick ab und schloss die Augen.
    »Wir kommen wieder«, sagte Irene.
    Die beiden Kripoleute erhoben sich von ihren Stühlen und gingen auf die Tür zu. Irene hatte bereits die Hand auf die Türklinke gelegt, als sie sich noch einmal umdrehte: »Ich hoffe, der Mörder ist so ungefährlich, wie Sie zu glauben scheinen. Es ist schon vorgekommen, dass Leute in ihren Krankenhausbetten ermordet wurden«, sagte sie kalt.
    Sanna fuhr zusammen, schaute aber immer noch demonstrativ zur Seite.
    »Zuletzt hast du aber ganz schön dick aufgetragen«, fand, Tommy draußen auf dem Korridor.
    »Es schadet nicht, sie ein bisschen aufzuscheuchen.«
     
    »Die starken Regenfälle der Nacht haben die meisten Spuren verwischt. Immerhin haben wir zwischen den Büschen, wo er sich versteckt hatte, ein paar deutliche Fußabdrücke sichern können«, sagte Svante Malm.
    Irene und Tommy hatten ihn bei der Spurensicherung aufgesucht, um sich vorab berichten zu lassen.
    »Stimmen sie mit den Abdrücken aus der Waschküche nach dem Mord an Ceder überein?«, fragte Tommy.
    »Wir sind noch nicht ganz fertig, aber mit größter Wahrscheinlichkeit sind es die gleichen«, nickte der Mann von der Spurensicherung zufrieden.
    Sein sommersprossiges Gesicht verzog sich zu einem glücklichen Lächeln. Beschwingt fragte er sie, ob sie nicht eine Tasse Kaffee wollten, um den so gut wie sicheren Befund zu feiern. Irene und Tommy stimmten zu, bereuten es aber umgehend, als sie den Inhalt der Plastikbecher probierten. Jetzt war Irene klar, warum Svante immer wie zufällig beim Dezernat für Gewaltverbrechen erschien, wenn sie gerade Kaffeepause hatten. Im vierten Stock war der Kaffee wesentlich besser.
     
    »Der Einsatz hat überhaupt nichts gebracht. Mit den Straßensperren waren wir zu spät dran. Aber immerhin haben wir zwei Leute wegen Trunkenheit am Steuer aufgegriffen und einen gestohlenen Rasentraktor sichergestellt«, fasste Jonny

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