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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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erbleichte, als Kajsa ihre Sig Sauer aus der Umhängetasche zog und sie zwischen die Putztücher in den Korb legte. Auf ihr schlichtes Namensschild aus Holz war unbeholfen der Name »Danouta« eingebrannt. Auch eine schwach grau getönte Brille zog Kajsa aus ihrer Tasche, keine Sonnenbrille, denn das hätte im Oktober in geschlossenen Räumen Aufsehen erregt. Die Tönung war jedoch ausreichend, um ihr blaues Auge zu verdecken.
    Mit Fredriks Sig Sauer gab es Probleme. Das Holster zeichnete sich unter dem Kittel ab, obwohl dieser sehr weit war.
    Deswegen lieh er sich Kajsas Umhängetasche.
    »Wir legen ein paar Mappen und Ordner in die Tasche. Die ragen daraus hervor, dann können Sie den … Ballermann in die offene Tasche legen«, schlug Schwester Ann-Britt vor und schielte nervös auf die Waffe.
    Das funktionierte ausgezeichnet. Fredrik versuchte einige Male, die Pistole rasch hervorzuziehen, und es ging problemlos.
    »Falls Sie ein Patient oder Angehöriger etwas fragt, antworten sie einfach: ›Ich arbeite nicht auf dieser Station.‹ Oder: ›Ich begleite nur einen Patienten.‹ Eine andere Variante wäre: ›Das ist nicht mein Patient. Warten Sie, ich frage Schwester Ann- Britt.‹ Dann holen Sie mich einfach. ›Oberarzt Dürsell‹ setzen wir ins Schwesternzimmer. Von dort hat er durch das Fenster den vollen Überblick, ohne zu riskieren, dass jemand Fragen an ihn richtet. Sie können ja so tun, als würden Sie in der Roten Liste lesen«, sagte sie zum Kommissar.
    Andersson nickte nervös. Dass ihn ratlose Patienten oder Angehörige etwas fragen könnten, war eine Komplikation, mit der er nicht gerechnet hatte.
    »Am Sonntag findet keine richtige Visite statt, sondern nur eine Kurzvisite bei einigen Patienten. Es wäre vorstellbar, dass der Oberarzt in regelmäßigen Abständen bei Sanna vorbeischaut …«, fuhr Schwester Ann-Britt fort und lächelte viel sagend. Andersson nickte erneut.
    »Sie könnten bei den Fahrstühlen vor der Tür zur Station putzen«, sagte die Krankenschwester zu Kajsa.
    »Hast du dein Handy?«, fragte Irene. Kajsa nickte.
    »Gut. Ruf mich an, wenn er auftaucht. Ich habe auf Vibrieren geschaltet«, meinte sie.
    »Unerhört«, sagte Fredrik grinsend.
    »Du klingst immer mehr wie Jonny. Es bekommt dir nicht, mit ihm zusammenzuarbeiten«, gab Irene zurück.
    »Hört schon auf, damit wir endlich anfangen können«, unterbrach sie der Kommissar verärgert.
    Irene nahm sich sofort zusammen und sagte: »Wir gehen jetzt einer nach dem anderen raus. Versucht, einen Abstand von einer Minute einzuhalten.«
    Zusammen mit Ann-Britt verließ sie die Personalumkleide.
    Auf der Station wurden gerade die Frühstückstabletts ausgeteilt. Irene stellte sich mit den anderen Schwestern und Pflegern am Essenswagen an und erhielt ebenfalls ein Tablett. Da räusperte sich ein junger Mann hinter ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Nehmen Sie ein anderes Tablett. Dieser Patient muss gefüttert werden.«
    Auf seinem Kittel klebte ein Klebestreifen, auf dem mit blauem Filzschreiber »Magnus« stand. Seinen Hals zierte eine prächtige Tätowierung, ein vielfarbiger Drache. Irene schauderte es. Die Tätowierung erinnerte sie an einen üblen Fall, den sie vor einigen Jahren aufgeklärt hatte. Magnus’ schwarz gefärbte Haare waren an den Seiten und im Nacken rasiert. Den Rest trug er oben auf dem Kopf zu einem Zopf zusammengebunden.
    Irene lächelte dankbar und überließ ihm ihr Tablett. Sie hatte noch nie einen Erwachsenen gefüttert und brauchte vermutlich Ewigkeiten, wenn sie jetzt damit anfinge. Stattdessen nahm sie das nächste Tablett. »3.2 J. Fredriksson DK« stand auf einer Karte, die auf dem roten Plastiktablett lag.
    »Zimmer 3, Bett 2«, zischte Magnus aus dem Mundwinkel. Irene nickte fast unmerklich. Mit dem Tablett in den Händen beschloss sie, eine Erkundungsrunde zu drehen.
    Die Tür zu Sannas Zimmer war geschlossen. Im Vorraum saß wieder die Kollegin vom Vortag. Sie schaute zu Irene hoch, schien sie aber nicht zu erkennen. Hatte Ann-Britt vergessen, ihr Bescheid zu sagen? Irene war sich nicht sicher, wie sie sich verhalten sollte, aber da bemerkte sie, wie ihr die Kollegin ein diskretes Zeichen gab. Die Handbewegung hatte nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert, jedoch ausgereicht, um Irene zu beruhigen.
    Sicherheitshalber ging sie noch den anderen Korridor entlang, der parallel zu dem verlief, an dem Sannas Zimmer lag. Auch dort fiel ihr nichts Verdächtiges auf. Als sie zu dem Patientenzimmer 3

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