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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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Autos.«
    Kristers Vater war kurz vor Mittsommer überraschend gestorben. Seine Mutter war vierundachtzig und litt an schwerem Gelenkrheumatismus. Jetzt sollte das Haus seiner Eltern am Stadtrand von Säffle verkauft werden, denn seine Mutter hatte eine schöne Zweizimmerwohnung im Erdgeschoss gefunden, die sogar eine kleine Terrasse besaß und nur wenige Gehminuten von Kristers Schwester Ulla entfernt lag. Kristers Schwestern wohnten mit ihren Familien noch in Säffle, was Irene und Krister im Sommer einiges an Lauferei erspart hatte. Sein Bruder Stefan lebte nach seiner Scheidung allein. Er war der Älteste. Er wohnte in Stockholm und hatte nicht sonderlich viel Kontakt mit der übrigen Familie. Jedes seltene Mal, wenn er sich blicken ließ, fuhr er ein neues, sportliches Auto. Trotz aller Börsen- und Bankkrisen verdienten die leitenden Angestellten der Banken nach wie vor ausgezeichnet.
    Jetzt wollten die Schwestern den Volvo loswerden, der in der Garage stand. Am 1. Dezember musste das Haus geräumt sein.
    »Ein Volvo 740 von 1992, nicht mal achtzigtausend Kilometer auf dem Tacho, der ist eigentlich gerade erst eingefahren«, meinte Krister.
    »Obwohl er elf Jahre alt ist und damit auch nur zwei Jahre jünger als der Saab«, wandte Irene ein.
    »Aber gut in Schuss. Pedantisch gepflegt. Und er ist nur ein Viertel dessen gelaufen, was der Saab auf dem Tacho hat. Wir bekommen ihn für fünfundzwanzigtausend Kronen.«
    Irene lächelte.
    »Das klingt nach einem guten Geschäft. Wir schlagen zu. Skål! Auf das neue Auto!«
    »Skål. Ich habe Montag frei. Dann fahre ich mit dem Zug nach Säffle und komme mit dem Volvo zurück. Und dann gebe ich eine Anzeige für den Saab auf. Immerhin ist er gerade durch den TÜV gekommen. Wenn wir noch fünftausend für ihn kriegen, ist das okay.«
    »Wie viel ist der Volvo noch wert?«
    »Weiß nicht. Aber schon allein wegen Sammie ist ein Kombi super. Dahinten sitzt er viel sicherer. Wir legen uns ein Hundegitter zu, um den Laderaum abzutrennen. Und wenn wir nach Sunne fahren, können wir so viel Gepäck mitnehmen, wie wir wollen.«
    Irene sah ihren Mann erstaunt an.
    »Was meinst du damit, nach Sunne fahren? Unser Saab hat doch für unsere paar Sommerwochen immer ausgereicht?«
    Das Sommerhaus bei Sunne hatte früher Kristers Eltern gehört, vor einigen Jahren hatten diese es jedoch auf ihre Kinder überschrieben. Anfänglich hatten sie die Sommermonate strikt wochenweise aufgeteilt, aber später war das nicht mehr nötig gewesen. Irene und Krister hatten die Häuslerkate benutzen können, wann immer sie wollten. Stefan aus Stockholm war nie dort, Maggans Familie hatte sich ein Sommerhaus direkt am Vänern gekauft, und Ullas Familie hatte in ein großes Boot investiert, mit dem sie den ganzen Sommer über unterwegs waren.
    »Ulla und Maggan wollen, dass wir ihre Anteile an dem Sommerhaus kaufen.«
    Irene hätte sich fast am Wein verschluckt.
    »Das können wir uns nicht leisten«, sagte sie hustend.
    »Doch. Wenn wir das Reihenhaus verkaufen und uns stattdessen eine Wohnung kaufen.«
    »Das Reihenhaus verkaufen!«
    »Die Mädchen ziehen ohnehin bald aus. Nur du und ich bleiben übrig. Und Sammie«, meinte er noch, als er das Schnarchen des Hundes unter dem Tisch hörte.
    »Zentral gelegene Wohnungen sind genauso teuer wie ein Reihenhaus hier draußen«, protestierte Irene.
    »Nicht ganz. Außerdem kostet die Instandhaltung eines Hauses mehr. Gartenarbeit liegt uns beiden nicht. Bald müssen wir die Fenster und die Holzverkleidung der Giebel neu streichen und in zwei Jahren die Fassade und den Schuppen. Das Holz der Fassade ist nicht von bester Qualität, schließlich wurde in den siebziger Jahren beim Bau immer gepfuscht. Und die Innenverschalung …«
    »Verkaufen! Ehrlich gesagt kommt das alles etwas plötzlich, ich muss da erst noch drüber nachdenken«, sagte Irene.
    Sie stießen nochmals an und lächelten sich zu, aber innerlich gab es Irene einen Stich ins Herz. Der Gedanke, das Reihenhaus, in dem sie fünfzehn Jahre gelebt hatten, zu verkaufen, tat weh.

KAPITEL 14
    Die dunkelgraue Dünung brach sich am steinigen Ufer. Tiefhängende, schwere Regenwolken hatten am Vormittag für etliche Schauer gesorgt. Mit gebeugtem Kopf kämpfte Irene gegen den starken Gegenwind. Inzwischen kannte sie den Weg zu Annika Hermanssons Haus recht gut. Eingedenk ihrer früheren Besuche auf Styrsö hatte sie sich warm angezogen. Sogar an die Handschuhe hatte sie dieses Mal gedacht.
    Man hätte

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