Der erste Versuch
– schlafen doch! Und sie werden weiterschlafen.“
„Und wenn sie doch – wach werden?“
„Du bist ein Heini“, mischte sich Clint ein. „Wie sollten sie.
Es gibt für solche kein Hinterland, keine Betreuung mehr. Sie
schlafen bereits den ewigen Schlaf. Ich weiß das. Einer von
uns hat…“
„Schluss jetzt!“, rief Brain energisch. Er schloss die Tür.
Zögernd ging Laurell zur zweiten und verriegelte auch diese.
Schweigend verkabelten sie die Zünder in der Ladung, rollten
die Leitungen bis etwa zur Mitte der Halle aus.
Brain nahm die Drähte auf und stellte die Kontakte her, hielt
abwartend den Stößel der Zündmaschine.
„Fertig?“, fragte er verhalten, sah von einem zum anderen,
holte die stumme Zustimmung ein. Dann stieß er kräftig nach
unten.
Ein harter überlauter Schlag knallte, ihm folgte ein dumpfes
Grollen, das umso drohender wurde, je mehr sich der Druck,
der auf den Ohren lag, ausglich. Eine dichte gelbliche Wolke
quoll aus der Strecke in die Halle. Die Verbindung zum
Blindschacht war unterbrochen.
„Los, fort zum Schacht“, rief Brain, „bevor uns das einholt!“
„Hier, hier und hier“, Brain hatte auf Paolo Mannas’
Kommunater seinen nunmehr etwas lädierten Plan ausgebreitet
und zeigte dem Chef die Stellen, an denen die Zugänge zum
unterirdischen Labor gesprengt worden waren.
„Und, hast du dich überzeugt, dass es geklappt hat?“
Brain stutzte einen Augenblick. „Klar“, antwortete er dann
und hüstelte. „Wir hatten die Ladung ohnehin
überdimensioniert. Beim Füllort hätte ich beinahe einen Fehler
gemacht.“
Mannas sah auf. „Ja?“
„Wir mussten doch von über Tage aus zünden, sonst hätten
wir uns selber die Ausfahrt abgeschnitten und am Ende über
zweihundert Meter auf den Leitern bis zur zweiten Sohle
steigen, von dort zu Schacht zwei laufen und vielleicht
abermals klettern müssen – bis nach oben…“
Mannas winkte ab. „Interessant“, sagte er unbeteiligt. „Aber
nun weißt du nicht, ob der Schacht unten auch zu ist.“
„Ich bin überzeugt, dass er ‘s ist. Schon weil die Förderung
nicht mehr funktioniert. Das Gegengewicht vom Förderkorb ist
durch die Sprengung entweder abgerissen oder eingeschüttet.“
„Was für ein Gegengewicht?“ Aber Mannas winkte abermals
ab. „Na gut – auf deine Kollegen ist absoluter Verlass?“
„Ist Verlass!“
„Ich möchte nicht, dass von dieser Sache etwas an die
Öffentlichkeit dringt. Nicht dass damals etwas Verbotenes…
Die Gesetze haben sie geändert.“
„Klar, Chef – nur, da ist noch etwas, das du wissen solltest.“
„So?“ Mannas blickte aufmerksam, schob gleichzeitig den
schmutzigen Plan von sich, sodass sich Brain genötigt sah, ihn
eilfertig zusammenzuraffen. „Was sollte ich wissen?“
„Da unten waren – sind noch Leute, dauerschlafende.“
„Was?“ Paolo Mannas gab sich überrascht. „Schlamperei!“,
rief er, „Es sollte doch alles geräumt sein. Und ihr habt
trotzdem…?“
„Wir sollten unter allen Umständen…“
Paolo Mannas war aufgestanden und zum Fenster getreten.
„Na gut, sollten sie, was ich nicht glaube, wach werden, haben
sie ihre Chance. Meines Wissens sind eine Menge
Lebensmittel…“
„Ja, ja“, beeilte sich Brain zu versichern.
„Das habt ihr also auch inspiziert!“ Mannas betonte das
„auch“. „Ist euch nicht gesagt worden, dass ihr den Auftrag zu
erledigen habt, ohne nach links und… Lassen wir das.“
Brain blickte zu Boden, schwieg.
„Das Labor, habt ihr das Labor auch besichtigt?“ Die Frage
kam um Nuancen schärfer.
„Ein Labor nicht“, antwortete Brain betreten.
„Und den Fördermaschinisten, habt ihr den eingeweiht?“
„Nein.“
„Wenigstens was“, knurrte Mannas. Er trat zurück an den
Kommunater und drückte ein paar Tasten. „Ich zahl euch eine
Prämie. Die Kasse ist angewiesen. Wenn von dieser Sache
etwas in die Öffentlichkeit dringt… Du hast hier gelernt, dann
weißt du Bescheid.“
Als Brain die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand Mannas
eine Weile nachdenklich, dann rief er Cathleen Creff.
Als sie im Bild erschien, ordnete er an: „Auf Brain, Laurell
und Clint ein besonderes Auge. Stufe eins. Sie haben in
Bacherode zwar gehandelt, aber auch herumgeschnüffelt.“
„Haben sie…?“
„Ja, sie haben die Schlafenden gesehn; das Labor zum Glück
offenbar nicht.“ Er machte eine Pause. „Wenn ich nicht selber
an alles denke“, schimpfte er. Dann wechselte er Tonfall und
Thema: „Was macht
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