Der erste Versuch
dass in dieser Höhle ein See mit
Süßwasser entdeckt wurde, sensationell allerdings, was dieses
Wasser enthielt.
„Also“, begann Connan, und es war ihm noch immer ein
Hauch jener Erregung anzumerken, die ihn befallen haben
mochte, als am Vortag das Bohrgestänge plötzlich absackte,
keinen Widerstand mehr fand und nach weiteren fünf Metern
in Wasser tauchte. „Also – das ist es!“ Und er hielt Alina eine
Glasflasche vor das Gesicht, die zu drei Vierteln mit einer
leicht eingetrübten Flüssigkeit gefüllt war.
Gleich nach dem Bekanntwerden des Ereignisses hatte die
Marsdirektion Alina
– ausgestattet mit einschlägigem
Messgerät – eilig an die Fundstelle beordert, ihr sogar einen
dieser leichten Flugschrauber gestellt, der ansonsten, seines
hohen Energieverbrauchs wegen, nur in äußerst dringenden
Fällen eingesetzt werden durfte.
Sie hatte sich doppelt gefreut: natürlich über den Fund,
Wasser auf dem Mars zu entdecken, eine Hoffnung, die sich
offenbar in einer nennenswerten Größenordnung erfüllt hatte,
und darüber, mit Connan gemeinsam an einer Aufgabe zu
arbeiten.
Sie nahm ihm das Glas aus der Hand, hielt es gegen das
Licht, schüttelte und sah dann Connan ins Gesicht. „Woher
weißt du, dass es Süßwasser ist?“, fragte sie streng.
Er lächelte. „Ich habe gekostet.“
„Dacht ich ‘s mir doch. Du bist verrückt!“ Alinas Gesicht
hatte einen besorgten Ausdruck angenommen. „Damit ist nicht
zu spaßen.“
„Es ist Süßwasser!“
„Und die Trübung? Setzt sie sich ab?“
„Nein.“
Alina wandte sich ab, entnahm dem Transportbehälter das
Mikroskop, schob auf dem bekramten Schreibtisch
Gegenstände beiseite und stellte das Instrument auf. Connan
reichte ihr die geöffnete Flasche.
Alina benetzte den Objektträger, schob die Probe unter das
Objektiv, passte sich die Okulare an, betätigte die Feintriebe
und vertiefte sich in die Betrachtung des Tropfens.
Connan stand abwartend regungslos, Gespanntheit war ihm
anzumerken.
Nach endlos erscheinenden Minuten lehnte sich Alina
zurück, stand dann spontan auf und sagte mit einem
sarkastischen Unterton: „Schau dir dein Süßwasser an!“
Connan folgte, richtete die Okulare, schaute regungslos. Im
Bild wimmelte es äußerst lebhaft von transparenten Wesen, die
paarig chaotisch umherschwirrten und aussahen wie eine Acht.
„Was ist es?“, fragte er dann leise.
„Wenn ich das wüsste!“ Sie sah ihn nachdenklich an. „Hatten
noch andere Leute einen unmittelbaren Kontakt…?“
„Die Bohrmannschaft sicher. Am Gestänge, an den
Werkzeugen und…“
„Gekostet?“
„Nur ich.“
„Trotzdem, ihr geht alle sofort in Quarantäne, bis – bis wir
jedes Risiko ausschalten können.“
„Aber…“
„Kein Aber, lieber Connan. Oder soll ich dir die Regeln…“
Er winkte ab. „Wie lange wird es dauern?“
„Ein paar Tage schon, je nachdem, was die Blutanalyse
aussagt.“ Sie schüttelte den Kopf. „So ein Leichtsinn aber
auch!“
Connan zuckte mit den Schultern. Lächelnd sagte er: „Die
Euphorie, du verstehst! Wasser auf dem Mars! Eine
Sensation.“
„Die Sensation ist das.“ Sie wies auf das Mikroskop. „Aber
hoffentlich ohne Schaden!“
Die Nachricht, man habe Wasser, aber insbesondere lebende
Organismen aufgefunden, löste größte Betriebsamkeit aus.
Zunächst forderte Alina einen Wohncontainer für die zu
Isolierenden an. Bis zu seinen Eintreffen wurde abseits ein Zelt
aufgeschlagen, in dem die vier sich einrichteten. Dann ließ
Alina all das desinfizieren, was möglicherweise mit dem
Wasser in Berührung gekommen war. Erst danach besprach sie
mit Connan weitere Schritte zur genaueren Untersuchung der
Funde. Schnell war ein Konzept, wie weiter vorgegangen
werden sollte, erarbeitet und von der Direktion – die tags
darauf einen Vertreter vor Ort entsenden wollte – bestätigt.
Danach sollten die Bohrung auf ein Mannloch erweitert und
der Hohlraum zunächst optisch sondiert werden. Später dann
würde, wenn die detaillierten Analyseergebnisse des Wassers
und der Risikofaktoren vorlägen, über den Einstieg in die
Höhle zu befinden sein.
Die nächste Überraschung bescherte Alinas Streichholztest,
den sie, einer Eingebung folgend, unmittelbar über der
Bohrlochöffnung machte und danach durch eine exakte
Analyse untermauert fand: 50,3 Prozent Sauerstoff. Damit
nicht genug: Die Kamerasondierung brachte das unglaubliche
Resultat, dass der untermarsische See leuchtete und an seinen
Rändern bizarre Gewächse wucherten,
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