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Der erste Weltkrieg

Der erste Weltkrieg

Titel: Der erste Weltkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Berghahn
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Rüstungsfabriken und Arbeitervierteln, wo die sozialistische Bewegung schon vor 1914 stark gewesen war und wo, wie überall in Europa, eine wachsende Zahl von Frauen an die Fließbänder und Drehbänke trat. Schließlich stabilisierte es auch die Stimmung der Heimatfront, dass man von eindrucksvollen Politikern wie Clemenceau geführt wurde und das Vertrauen in die Lebens- und Arbeitsfähigkeit des politischen Systems, ähnlich wie in England, nicht verloren ging.
    Anders als in England und Frankreich hatte der Krieg an der deutschen Heimatfront schon im Herbst 1914 sehr bittere Folgen. Die Ernährungslage verschlechterte sich nämlich bald nach Kriegsausbruch ganz rapide, während die Todesmeldungen von der Front massiv in die Gemeinden flatterten. Die von den Engländern sofort verhängte Seeblockade wirkte sich für das Reich katastrophal aus. Nicht allein, dass der Außenhandel, der dem Lande bis 1914 so viel Wohlstand beschert hatte, völlig zusammenbrach und Millionenverluste verursachte, auch infolge der Beschlagnahme von Handelsschiffen, Patenten und deutschem Eigentum in Übersee. Vielmehr wurde auch die Einfuhr von Rohstoffen und Lebensmitteln unterbrochen. Auf die Krise, die der fehlende chilenische Salpeter zunächst für die Munitionsherstellung brachte, ist bereits hingewiesen worden.
    Für den Durchschnittsbürger machte sich dagegen der Mangel an Brotgetreide am schmerzlichsten bemerkbar. Die Produktion fiel bis 1917 um 42,8 %. Für diese Krise waren mehrere Faktoren verantwortlich. Da war als Erstes die Maxime, dass die Proviantierung der Armee absoluten Vorrang vor der Versorgung der Zivilbevölkerung hatte. Der militärische Bedarf war enorm, wenn man bedenkt, dass ein Armeekorps monatlich 660.000 Laibe Brot und 500.000 Kilo Fleisch verbrauchte. Die Landwirtschaft hatte schon vor 1914 nicht genügend Getreide produziert und konnte und wollte sich darüber hinaus nicht einfach auf den Ackerbau umstellen. Das Land brauchte weiterhin Milch- und Fleischprodukte, obwohl durch die Viehhaltungdem Markt weiteres Brotgetreide entzogen wurde. Der Kartoffelanbau bot eine Alternative zur Getreideproduktion, aber die frühen und harten Winter von 1914/15 und noch mehr der folgenden Jahre führten zu schlechten Ernten.
    In Vergleich zu England und Frankreich, wo es gelang, zusammen mit einer adäquaten Lebensmittelversorgung eine die Bevölkerung einigermaßen zufrieden stellende Organisation und Aufsicht zu entwickeln, sahen sich die deutschen Behörden mit schier unlösbaren Verteilungskonflikten konfrontiert. Selbst wenn sie effizienter gewesen wären, angesichts der akuten Lebensmitteldefizite, die bald auch das Fleisch und die Milchprodukte erfassten, ging es in Deutschland immer nur um eine unmögliche Quadratur des Kreises. Keine Bürokratie der Welt hätte dieses Problem lösen können.
    Unter diesen Umständen wäre zu erwarten gewesen, dass die Behörden von Anfang an zur Hauptzielscheibe der öffentlichen Kritik wurden. In der zweiten Kriegshälfte war dies denn auch mehr und mehr der Fall. Bis dahin gelang es jedoch vor allem den Stadtverwaltungen, als die Fürsorglichen zu erscheinen, die allein das Wohlbefinden der Zivilbevölkerung im Auge hatten. So kam es – und dies bedeutete nicht, dass die Behörden eine derartige Entwicklung bewusst und zynisch inaugurierten – zu einer Suche nach nichtbehördlichen Sündenböcken. Im Herbst 1914 waren dies zuerst die so genannten Kriegerfrauen, deren Männer eingezogen worden waren und die eine Unterstützung sowie ein Kindergeld erhielten. Es scheint, dass viele dieser Frauen, soweit sie aus dem gutsituierten Bürgertum stammten, dieses Geld für den schon lange vor 1914 beliebten Ausgang in eines der vielen Cafés ausgaben, wo sie sich bei Kaffee und Kuchen mit ihren Freundinnen trafen.
    Das erregte den Zorn derjenigen, die sich solche Stunden nicht leisten konnten, entweder weil sie arbeiten mussten oder nicht das Geld zum Kaffeeklatsch hatten. Mit dem Argument, dass statt Kuchen lieber mehr Brot gebacken werden sollte und Grundnahrungsmittel mit Hilfe der Behörden gerechter verteilt werden müssten, kam es schon im Herbst 1914 nicht nur zu Protesten gegen die schlechte Brotversorgung, sondern auchgegen die Kriegerfrauen. Hatte «Vater Staat» geglaubt, mit den Unterstützungen eine Lösung für die zurückgebliebenen Familien gefunden zu haben, wurde sein Blick durch die Demonstranten jetzt auf die Versorgung der «Minderbemittelten» gelenkt.
    Als

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