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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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nächs­ten Auf­trag.
    Der Wäch­ter am Com­pu­ter-Kom­plex un­ter­such­te mei­nen Paß, sah sich mei­nen Aus­weis an, te­le­fo­nier­te mit ei­nem sei­ner Vor­ge­setz­ten und führ­te mich dann durch ein La­by­rinth von Kor­ri­do­ren an Bü­ros, Bild­schir­men und Fern­schrei­bern zu ei­ner Eta­ge.
    Vor ei­ner Tür blie­ben wir ste­hen.
    „Hier hin­ein“, sag­te der Wäch­ter.
    Ich ging rein. Zwei zwer­ge­n­ähn­li­che Män­ner mit di­cken Bril­len schri­en da her­um.
    „Un­ge­heu­er­lich, aber groß­ar­tig!“
    „Mach mal schnell einen Wahr­schein­lich­keits­test.“
    „Hal­lo“, sag­te ich un­si­cher.
    Ei­ner eil­te an die Tas­ta­tur ei­nes klei­nen Com­pu­ters, tipp­te Zah­len ein, gab der Ma­schi­ne ein paar An­wei­sun­gen und ließ sie lau­fen.
    Der an­de­re sah ihm ge­spannt zu.
    „Hal­lo?“ wie­der­hol­te ich und frag­te mich, ob ich ih­nen auch ein­fach zu­se­hen soll­te.
    Die Ma­schi­ne spuck­te einen Bo­gen Pa­pier aus.
    „Null Kom­ma acht“, sag­te der jün­ge­re der bei­den und schwenk­te das Blatt hin und her. Er wirk­te wie ein klei­ner Troll, der einen Zie­gen­bock imi­tiert.
    „Hopst ihr Bur­schen im­mer so rum, wenn ihr nach­denkt?“ frag­te ich grin­send. Ich dach­te an Ann und ih­re klei­ne Stu­den­ten­bu­de. Sie dreh­te sich im­mer im Kreis; wahr­schein­lich des­we­gen, weil ih­re Bu­de zu klein war, um dar­in her­um­zu­lau­fen oder zu hop­sen.
    „Warum nicht?“ frag­te der Äl­te­re ab­wehr­be­reit. „Was wün­schen Sie?“
    „Ich bin Ge­or­ge San­ford. Man hat mich ge­schickt, da­mit ich euch hel­fe.“ Ich griff in die Ta­sche, such­te nach mei­nem Ein­satz­be­fehl.
    „Was tun Sie denn?“ Die bei­den ka­men auf mich zu und peil­ten mich durch ih­re di­cken Bril­lenglä­ser neu­gie­rig an.
    „Ich … äh … spü­re Leu­te auf.“
    „Oh, der Te­le­path? Ja, wir brau­chen Ih­re Hil­fe, um Trends im Be­völ­ke­rungs­fluß vor­her­sa­gen zu kön­nen. Die Über­le­ben­den der Kup­pel­ka­ta­stro­phen ha­ben un­se­re gan­ze Ar­beit über den Hau­fen ge­wor­fen. Die Leu­te vom Ver­kehr sa­gen, daß ih­re Fahr­plä­ne völ­lig im Ei­mer sind und sie bes­se­re Vor­her­sa­gen brau­chen.“
    „Ja“, sag­te der Jün­ge­re mit dem schüt­teren Haar. „Kön­nen Sie uns hel­fen?“
    „Hel­fen? Wo­bei?“
    „Da­bei vor­her­zu­sa­gen, was der Durch­schnitts­mensch so den gan­zen Tag über in sei­ner Frei­zeit treibt“, sag­te der Äl­te­re. Er war schon kahl. „Ich hei­ße Ben.“ Er reich­te mir steif die Hand und schüt­tel­te die mei­ne.
    „Ich hei­ße Joe.“ Auch der Jün­ge­re schüt­tel­te mir die Hand. Er war ner­vös und ließ sie schnell wie­der los. „Sind Sie ein Durch­schnitts­mensch?“ „Kei­ne Ah­nung.“
    „Ich mei­ne, ma­chen Sie das­sel­be wie die an­de­ren Leu­te? Wenn Sie an den Strand ge­hen wol­len, stel­len Sie dann fest, daß al­le an­de­ren sich auch dort auf­hal­ten? Wenn Sie mit der Sub­way fah­ren – ist dann im­mer al­les ge­ram­melt voll, egal wo­hin Sie fah­ren wol­len?“
    „Nein, meis­tens ist sie leer. Ich tref­fe nicht vie­le Leu­te.“
    Joe sag­te zu Ben: „Wie kann er das Ver­hal­ten von Durch­schnitts­men­schen vor­her­sa­gen, wenn er selbst kei­ner von ih­nen ist?“
    „Wir ha­ben nicht um die Hil­fe ei­nes Durch­schnitts­men­schen ge­be­ten“, sag­te Ben, „son­dern um einen Te­le­pa­then, der weiß, wo die Leu­te ste­cken.“
    „Wenn wir einen Durch­schnitts­men­schen hät­ten“, sag­te Joe, „brauch­ten wir nur auf­zu­pas­sen, wo­hin er geht – und da müß­ten dann auch die an­de­ren sein.“
    „Aber wir brau­chen je­man­den“, sag­te Ben, „der Be­völ­ke­rungs­strö­me vor­her­sa­gen kann.“
    „Dann brau­chen wir erst recht einen Durch­schnitts­men­schen; je­man­den, der als ers­ter los­geht. Wir könn­ten ihn mit ei­nem Sen­der aus­stat­ten und Ver­kehrs­vor­be­rei­tun­gen tref­fen, be­vor die Mas­se sei­nem Bei­spiel folgt“, sag­te Joe.
    Ben sag­te: „Ein­spruch. Er könn­te sich ein Bein bre­chen. In Wirk­lich­keit brau­chen wir ei­ne gan­ze Grup­pe, einen re­prä­sen­ta­ti­ven Be­völ­ke­rungs­quer­schnitt: Män­ner, Frau­en und Kin­der.“ Er ging

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