Der Esper und die Stadt
auf und ab und warf dabei kleine, gelbe Pillen in seinen Mund. „Wie kommen wir an die heran?“
Ein bißchen von dem, was sie zu tun versuchten, verstand ich. „Ich kenne da ein Mädchen“, sagte ich. „Immer, wenn sich irgendwo eine große Menschenmenge ansammelt, sagt sie, ist sie die erste, die sieht, wie es losgeht. Sie mag Menschenmengen und Lärm und sieht sich gern wichtige Leute an.“
„Wo ist sie jetzt?“
„Abgereist. Hat ihre Jugendrente bekommen.“
„War sie eine Führernatur? Sind die Leute ihr hinterhergelaufen?“
„Nein. Sie war ein bißchen daneben; lief nur hinter anderen Leuten her.“
Joe fing wieder mit seinem Gehopse an. „Eine Mitläuferin, eine Empathin wie Sie, aber ohne etwas zu tun. Sie hat die Gedanken und Pläne der Leute aufgefangen, die irgendwo hingehen wollten, und war deswegen immer als erste da, weil sie keinen Job hatte, der sie aufhielt. Ein Schaf, wenn auch ein schnelles. Stimmt’s, George?“
„Kann sein.“ Es gefiel mir nicht, daß er jemanden als Schaf bezeichnete.
„Wo kriegen wir ein schnelles Schaf her, Ben?“ fragte Joe.
„Wer war der erste bei großen Menschenansammlungen? Fragen wir den Computer.“
„Der wird’s auch nicht wissen. Keiner hat’s ihm eingegeben. Kein Input, kein Output.“
„Versuchen wir … äh … versuchen wir …“ Auch Ben fing an zu hopsen. „Ich glaube, ich hab’s! Ich hab’s wirklich!“
„Braucht ihr Burschen mich überhaupt?“ fragte ich. Ich bekam keine Antwort. Die beiden krakeelten nur herum und hopsten. Ich verdünnisierte mich leise.
Draußen in der Sonne war es zu heiß, aber zum Glück blies ein guter Wind. Die Windrichtung wechselte an jeder Ecke. Ich ging zur Kommune der Karmischen Bruderschaft zurück und traf zwei Mädchen, die mit der Raga-Yoga-Sache angefangen hatten; das ist so ein Ding, bei dem man sein gewöhnliches Bewußtsein ablegt, indem man es mit Extremen auffüllt.
Wir gingen nach Coney Island, fuhren mit der Achterbahn und dem Himmelsspringer, sprangen ins Wasser, stellten uns wagemutig den großen Wellen entgegen, ließen uns umwerfen und wieder an den Strand spülen. Später fuhren wir dann sandig und kichernd mit der Subway zurück.
Ich nahm eine Dusche, wechselte die Kleider und hörte plötzlich auf zu lachen. Ich war besorgt und setzte mich im Geist mit Larry auseinander. Die Mädchen hatten sich wie ganz gewöhnliche Mädchen benommen, und es war gut, einfach zu sein; es machte Spaß. War die Welt wirklich im Begriff, die gewöhnlichen Menschen auszulöschen? Sind die Techs wirklich feindselig?
Mit einem unguten Gefühl im Magen rief ich die Rettungsbrigade an, um nach Aufträgen zu fragen.
„Nein, Sanford. Wir haben zwar keine Einsatzbefehle für Sie, aber eine Botschaft. Sie sollen um Punkt sechs Uhr folgende Nummer anrufen.“ Es war genau sechs.
Ich wählte die Nummer. Larrys Stimme meldete sich. „Hast du darüber nachgedacht, ob du meiner Bande beitreten willst, George?“ Es war eine Tonbandstimme, deswegen antwortete ich nicht.
Als ich einhängte, hörte ich das rasche Klicken, das mir sagte, daß die Polizei einen automatischen Stimmenabdruck gemacht hatte. Das Abhörsystem hatte die Stimme als die eines Gesuchten identifiziert und würde nun ein Kommando zu diesem Telefon schicken. Man würde ihn dort nicht finden. Dazu war Larry zu gerissen.
Ich rief Ahmed an. „Hat Larrys Bande in letzter Zeit irgendwas angestellt?“
„Es wurden ein paar Sachen gemaust; vielleicht war es seine Bande. Ein Spruch macht die Runde: ‚Wenn du einen Computer sabotierst, verbannen sie dich aus der Zivilisation und schicken dich auf eine Insel, wo du mit den Fischen leben kannst. Ich wette, das macht dir Angst!’ “
„Hört sich nach Larry an.“ Ich
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