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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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fürch­te­te mich bei dem Ge­dan­ken, daß ich die­se mir un­be­kann­ten Leu­te aus den vier­zi­ger Jah­ren, die Sa­na­to­ri­en be­trie­ben hat­ten, er­mor­den könn­te.
    Ah­med mus­ter­te mich durch­drin­gend. „Um­brin­gen. Du hast es aus­ge­spro­chen, Ge­or­ge. Das Zu­sam­men­le­ben von Gleich­ge­sinn­ten hat den Hor­den­ge­dan­ken wie­der auf­le­ben las­sen. Die Hor­de be­schützt ih­res­glei­chen mit ei­nem selbst­mör­de­ri­schen Tö­tungs­drang. Ein Lö­we wür­de einen Pa­vi­an schon des­we­gen nicht an­grei­fen, weil er weiß, daß zwan­zig an­de­re lie­bend gern be­reit sind, sich selbst zu op­fern, bloß um ihm zu zei­gen, daß er die Kral­len von ih­nen zu las­sen hat. Wir le­ben wie­der in pri­mi­ti­ven Stam­mes­ge­mein­schaf­ten. Nach zwan­zig Mil­lio­nen Jah­ren tie­ri­scher und mensch­li­cher Evo­lu­ti­on und des Ja­gens und Tö­tens in Ru­deln ha­ben wir den Kreis ge­schlos­sen. Es macht Spaß, In­stink­ten zu fol­gen. Und dem Spaß kön­nen die Leu­te nicht wi­der­ste­hen.“ Ah­med stand auf. Er war am En­de sei­ner Er­klä­rung an­ge­langt. „Des­we­gen müs­sen wir äu­ßerst auf der Hut sein, wenn ir­gend­wel­che Leu­te ver­su­chen, zwi­schen den Kom­mu­nen Krieg zu ent­fa­chen. Es kann sehr schnell Wirk­lich­keit wer­den, zu schnell. Und ein Kampf wür­de ih­nen Spaß ma­chen.“
    Wir gin­gen raus und mar­schier­ten auf das Haupt­quar­tier der Ret­tungs­bri­ga­de zu.
    „Aber warum ge­schieht es dann nicht?“ frag­te ich. „Ich ha­be noch kein Wort da­von ge­hört, daß die Kom­mu­nen ein­an­der be­kämp­fen.“
    „Es ge­schieht. Man bringt es bloß nicht in den Nach­rich­ten. Die Re­gie­rung stoppt al­le Le­bens­mit­tel­lie­fe­run­gen, wenn sol­che Kämp­fe aus­bre­chen. Sie schnei­det die­se Kom­mu­nen von der Was­ser- und Ener­gie­ver­sor­gung ab, bis ih­re Rats­ver­samm­lun­gen je­den fest­neh­men und be­stra­fen, der sich an Aus­ein­an­der­set­zun­gen be­tei­ligt hat. Wenn sol­che Fäl­le in den Zei­tun­gen ste­hen, sind sie in der ödes­ten Bü­ro­kra­ten­spra­che ab­ge­faßt und nur an Stel­len zu fin­den, wo man sie nicht er­war­tet. Leu­te, die sich von sol­chen Mel­dun­gen auf­rei­zen las­sen könn­ten, fin­den sie meist gar nicht. Des­we­gen kön­nen sie sich an sol­chen Krie­gen auch kaum be­tei­li­gen.“
    „In Ord­nung, ich kann ja ver­ste­hen, warum du nicht willst, daß Lar­ry auf die­se Wei­se über die Tech­ni­ker re­det. Aber was ist, wenn er die Wahr­heit sagt? Was ist, wenn die Techs wirk­lich ver­su­chen, die … die …“
    Ah­med zuck­te die Ach­seln. „Ei­ni­ges von dem, was er sag­te, er­gibt schon Sinn.“
    „Und warum tust du dann so, als wä­re er ver­rückt, wenn du in sei­nem Ge­re­de einen Sinn er­kennst?“
    „Bei Psy­cho­ti­kern ach­tet man nicht auf das, was sie sa­gen, son­dern auf das, was sie tun.“ Ah­med reck­te sich. „Aber laß uns jetzt an die Ar­beit ge­hen und spä­ter dar­über re­den.“
    Wir fuh­ren mit dem Lift in den ach­ten Stock.
    „Ah­med, hat Lar­ry was auf dem Kas­ten?“
    „Sein Ge­re­de ist nichts als Kriegs­ge­schrei. Er be­nutzt es als Ent­schul­di­gung, da­mit er in ei­nem Krieg Ge­ne­ral spie­len kann.“
    „Aber hat er was auf dem Kas­ten?“ Nach­dem wir an der Re­zep­ti­on un­se­re Na­men ge­nannt hat­ten und die Emp­fangs­da­me auf un­se­re ge­tipp­ten Be­feh­le war­te­te, blie­ben wir ste­hen.
    „Er ist ge­ris­se­ner als ich. Aber er irrt sich.“
    Un­se­re For­mu­la­re tra­fen ein. Ah­med las mei­nen Be­fehl zu­erst. „Die Ret­tungs­bri­ga­de hat einen Auf­trag für dich, der sich ver­nünf­tig an­hört. Man hat ein Zwei-Mann-Un­ter­see­boot be­reit­ge­stellt, um die bei­den zer­stör­ten Un­ter­see-Kup­peln ab­zu­su­chen. Du sollst dich auf­ma­chen und nach Vi­bra­tio­nen even­tu­el­ler Über­le­ben­der su­chen. Viel­leicht war­tet noch je­mand in ir­gend­wel­chen Luft­lö­chern un­ter der Kup­pel­spit­ze auf Ret­tung. Wenn du da­mit fer­tig bist, sollst du was für die Sta­tis­tik ma­chen.“
    Ah­med reich­te mir das ma­schi­nen­ge­schrie­be­ne For­mu­lar. „In zehn Mi­nu­ten legt das Un­ter­see­boot an Pier

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