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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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an­de­res zu tun, als nach Leu­ten Aus­schau zu hal­ten, die in Schwie­rig­kei­ten sind, und dem einen oder an­de­ren zu hel­fen. Wir kön­nen ihn den gan­zen Tag be­hal­ten.“ Auf ei­nem der Schir­me war das Pro­gramm ei­nes kom­mer­zi­el­len Sen­ders mit Nah­auf­nah­men axtschwin­gen­der Wi­kin­ger zu se­hen. Die Stim­me ei­nes Spre­chers mur­mel­te ir­gend­wel­che Er­klä­run­gen.
    „Ich flie­ge ein Stück mit“, sag­te ich, „aber un­ten ge­fällt es mir bes­ser. Am liebs­ten ge­he ich mit der Men­ge.“
    „Na gut, bleib ei­ne Wei­le“, sag­te Ah­med. Er streck­te den Arm aus und drück­te einen Knopf. Ei­ner der Bild­schir­me zeig­te plötz­lich Judd, der in sei­nem Bü­ro saß, von Bild­schir­men um­ge­ben war, ein­tref­fen­den Be­rich­ten zu­hör­te und die Men­schen­mas­sen mus­ter­te.
    „Ge­or­ge ist bei uns, Chef“, sag­te Ah­med. „Er kann Hil­fe­ru­fe auf­neh­men.“
    „Gut!“ sag­te Judd. „Wir ha­ben dar­auf ge­hofft, daß wir ihn heu­te ein­set­zen kön­nen. Fan­gen Sie al­les auf, was Sie rein­krie­gen kön­nen, Ge­or­ge. Und ver­schwen­den Sie kei­ne Auf­merk­sam­keit an Kin­der, die sich ver­lau­fen ha­ben. Selbst dann nicht, wenn sie größ­te Angst­wel­len aus­strah­len. Es sind ge­nug Leu­te auf den Stra­ßen, die sie wahr­neh­men und ih­nen hel­fen kön­nen, zu ih­rer Mam­mi zu­rück­zu­fin­den. Wäh­rend der Kar­ne­vals­ta­ge ha­ben wir die größ­ten Pro­ble­me mit Grup­pen, die plötz­lich in Pa­nik ge­ra­ten. Ge­or­ge, ich ha­be kei­ne Ah­nung, was Sie tun kön­nen, aber ach­ten Sie auf Ge­füh­le aus der Men­ge, die dar­auf hin­deu­ten, daß je­mand ein­ge­schlos­sen oder un­ter­ge­but­tert wird. Ach­ten Sie auf Leu­te, die kei­ne Luft mehr be­kom­men und mei­den Sie, wenn plötz­lich al­le das Ver­lan­gen ent­wi­ckeln, in die glei­che Rich­tung zu ge­hen. Wenn Sie uns zehn Mi­nu­ten be­vor es zu ei­nem Mas­sen­auf­lauf kommt war­nen, kön­nen wir Le­ben ret­ten.“
    „Ich werd’s ver­su­chen“, sag­te ich.
    Auf den Bild­schir­men des kom­mer­zi­el­len Fern­se­hens hat­ten die Wi­kin­ger ge­won­nen, aber die meis­ten ih­rer Leu­te ta­ten den­noch so, als sei­en sie tot. Sie la­gen auf dem Bo­den, und Saug­pfei­le rag­ten aus ih­ren Hälsen. Die Be­ob­ach­tungs­ka­me­ras zeig­ten sprin­gen­de und ju­beln­de Men­schen­mas­sen, aber Auf­ruhr gab es nir­gend­wo.
    Sum­mend um­kreis­te un­ser Ko­pter das Az­tec-Buil­ding, ei­ne Py­ra­mi­de aus Qua­dern, die man auf dem Dach ei­nes Bü­ro­hau­ses er­rich­tet hat­te. Ei­ner un­se­rer TV-Schir­me zeig­te die glei­che Py­ra­mi­de und ei­ne Rei­he von Az­te­ken­pries­tern, die die äu­ßerst stei­len Stu­fen zur Spit­ze hin­auf­klet­ter­ten. Hin­ter den Pries­tern ka­men son­nen­ge­bräun­te Män­ner, die ir­gend­wel­che Pup­pen tru­gen, um sie der Son­ne zu op­fern. Auf den stei­len Py­ra­mi­den­stu­fen reih­ten sie sich auf. Dann wur­de lang­sam und mit großer Sorg­falt ein Thron her­an­ge­schleppt, auf dem eben­falls ei­ne Pup­pe saß. Die Py­ra­mi­de war so steil, daß man mei­nen konn­te, je­der der hier strau­chel­te, wür­de die Stu­fen hin­un­ter in die Tie­fe fal­len. Es war ein lan­ger Weg bis zum Bo­den.
    Der Kom­men­ta­tor gab ein paar In­for­ma­tio­nen über die al­ten az­te­ki­schen Son­nen­op­fer. „Ge­nau zur Mit­tags­stun­de oder um elf Uhr ört­li­cher Zeit – das ist in acht Mi­nu­ten – wird in sym­bo­li­scher Form ein Kö­nig der Son­ne ge­op­fert.“
    In ei­nem schnel­len Sze­nen­wech­sel zeig­te der Bild­schirm nun das große Rad des az­te­ki­schen Ka­len­der­steins, den Tem­pel und dann bei­de Bil­der. Das große Rad mit den fremd­ar­ti­gen Sym­bo­len hing hin­ter der Py­ra­mi­de schwach er­kenn­bar am Him­mel.
    Die TV-Ka­me­ra hol­te das Bild nä­her her­an. Him­mels­ka­me­ras, die in ver­an­ker­ten Bal­lons be­fes­tigt wa­ren, wand­ten sich den Vor­be­rei­tun­gen des az­te­ki­schen Ri­tua­lop­fers zu. Die meis­ten Schir­me zeig­ten nun die Rei­he der far­ben­präch­tig ge­klei­de­ten Men­schen, die auf den Py­ra­mi­den­stu­fen stan­den und sich als Pries­ter aus­ga­ben. An ei­ner

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