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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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star­ten­den Raum­schif­fes. Es war weit von uns ent­fernt.
    „Sie ma­chen es sehr rea­lis­tisch“, sag­te Ann mit ih­rer wei­chen Stim­me. „All die­ses künst­li­che Blut … Und auch das Ding, das sie da hoch­hal­ten. Es sieht aus wie ein Herz.“ Und dann ver­stumm­te sie, als sei ihr in ei­nem Mo­ment des Ver­ste­hens die Luft weg­ge­blie­ben.
    „Pss­st“, mach­te Ah­med. „Ich zeich­ne das auf, da­mit wir es uns noch ein­mal an­se­hen kön­nen. Wenn die glau­ben, sie kämen da­mit durch, ha­ben sie sich aber hef­tig in den Fin­ger ge­schnit­ten.“
    Ich dreh­te mich um und ver­mied es, mir die Sze­ne ein zwei­tes Mal an­zu­se­hen. Statt des­sen ver­such­te ich zu er­grün­den, was mo­men­tan in Judd Os­los Bü­ro vor sich ging. Der Chef der Ret­tungs­bri­ga­de stritt sich ge­ra­de mit ei­nem Po­li­zei­chef, des­sen Ab­bild auf ei­nem vor ihm ste­hen­den TV-Schirm sicht­bar war. „Wir ha­ben ei­ne No­tam­bu­lanz mit ei­nem Ärz­te­team in der Luft“, sag­te er ge­ra­de. „Wenn es um einen Men­schen geht, der Hil­fe und ärzt­li­chen Bei­stand braucht, ha­ben wir auch das all­ge­mei­ne Recht, in die Kom­mu­ne ein­zu­drin­gen. Der Ex­per­te sagt au­ßer­dem, daß es zu den Tra­di­tio­nen der Az­te­ken ge­hört, Ge­fan­ge­ne zu op­fern – spe­zi­ell ge­fan­ge­ne Kö­ni­ge. Und wir ver­mis­sen Ak­bar His­ham, der doch so et­was wie der Kö­nig der ara­bi­schen En­kla­ve ist, stimmt’s? Sie kön­nen uns oh­ne wei­te­res ei­ne Voll­macht ge­ben.“
    „Nein“, wi­der­sprach der an­de­re Mann. „Nein, das kön­nen wir nicht. Wir wis­sen nicht ein­mal, ob das Op­fer ein Au­ßen­ste­hen­der ist. Die Az­te­ken sind kei­ne ech­ten In­dia­ner, son­dern Psy­cho­pa­then. Das Op­fer könn­te durch­aus ein Frei­wil­li­ger ge­we­sen sein. Fra­gen Sie Ih­re ESP-Ex­per­ten.“
    Ich ging nä­her an un­se­ren Schirm her­an und drück­te den Si­gnal­ge­ber. Der Po­li­zei­chef sah mich durch den Bild­schirm in Judds Bü­ro an.
    „Mein Na­me ist San­ford; ich bin für den Em­pa­thie-Emp­fang zu­stän­dig.“
    „Freut mich, Sie ken­nen­zu­ler­nen, San­ford. Wenn ich Ih­nen ei­ne Lis­te ver­miß­ter Per­so­nen vor­le­sen wür­de, könn­ten Sie mir dann sa­gen, wel­che da­von ge­ra­de um­ge­bracht wor­den ist?“
    „Nein, Sir.“
    „Nun, was kön­nen Sie dann?“
    „Ich kann Ih­nen sa­gen, was die noch le­ben­den Ver­miß­ten füh­len – und wo sie sind“, sag­te ich. „Ich bin mir nicht si­cher, ob To­te über­haupt Ge­füh­le ha­ben. Viel­leicht könn­te ich mich in einen To­ten ein­stim­men, dem man ge­ra­de das Herz her­aus­ge­schnit­ten hat, aber ich ha­be nicht vor, so was zu ver­su­chen.“
    „Okay“, sag­te der Po­li­zei­chef. „Aber da­mit sind uns die Hän­de ge­bun­den. Ehe wir die Lei­che nicht als die ei­nes un­se­rer Recht­spre­chung un­ter­lie­gen­den Au­ßen­ste­hen­den iden­ti­fi­ziert ha­ben, kön­nen wir nichts ma­chen.“
    „Wenn wir den Mann krie­gen und wie­der­er­we­cken könn­ten, könn­te er sich selbst iden­ti­fi­zie­ren. Ein Tod durch ra­schen Blut­ver­lust ist nur ein Schein­tod. Man könn­te ihn in zwei Stun­den zu­rück­ho­len. Wir müß­ten ihn in­ner­halb von ein­ein­halb Stun­den an ein künst­li­ches Herz an­schlie­ßen, und die Ret­tungs­ak­ti­on dürf­te nicht mehr als vier­zig Mi­nu­ten be­tra­gen“, sag­te Judd.
    Der Po­li­zei­chef sag­te: „Wä­re je­mand in der Nä­he der Py­ra­mi­de in der Luft und könn­te mit ei­nem Dü­sen­gür­tel auf die Spit­ze sprin­gen, so könn­te er sich ei­ne Pup­pe schnap­pen. Stroh­pup­pen­dieb­stahl wird nicht be­son­ders hoch be­straft. Aber wenn ein Po­li­zei­be­am­ter so was tä­te, wür­de die Höl­le los sein. Es wä­re ein An­griff auf die Rech­te der Ge­mein­schaft. Ich muß der­glei­chen Ak­tio­nen al­so un­ter al­len Um­stän­den ver­bie­ten, ha­ben Sie mich ver­stan­den?“
    „Schon auf­ge­zeich­net“, ver­si­cher­te Judd ihm. „Für die Un­ter­la­gen.“ Er wand­te sich zu un­se­rem Schirm um und sah uns an. „Es wä­re schon ein Dra­ma, wenn ei­ner von euch rein zu­fäl­lig über der Az­te­ken­py­ra­mi­de aus dem Ko­pter fie­le. Das wä­re

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