Der Esper und die Stadt
verbotenes Eindringen. Aber andererseits – was kann man dagegen tun?“
„Nichts, wenn man Schwierigkeiten mit seinem Kopter hat“, sagte Ahmed. Er ging zu den Armaturen hinüber und setzte sich hinter die Kontrollen. Jede seiner Bewegungen war wohlüberlegt und vorausberechnet. Er las die Skalen der Instrumente ab.
Wir mußten den Körper des Opfers in unsere Gewalt bringen und ihn dem Ambulanzkopter der Rettungsbrigade zugänglich machen, der in der Ferne über der Stadt kreiste. Und dabei mußten wir uns so verhalten, als sei all dies ein unvorhergesehener Zwischenfall. Nicht nur unser Kopter, auch alle anderen Fahrzeuge würden jedes unserer Worte aufzeichnen. Und wenn es zu einer Verhandlung kam, würde man alle Bänder abspielen, die zwanzig Minuten vor dem Unfall (oder dem Verbrechen) bespielt worden waren.
Ahmed schob eine Hand unter das Armaturenbrett und löste ein Viereck-Modul.
Der Kopter schoß nach oben, dann fiel er wieder und kippte. Ahmed bearbeitete die Kontrollen und brachte die Maschine wieder ins Gleichgewicht. „Da haben wir den Salat!“ rief er. Ein Aufwind blies uns schnell über die Dächer der Gebäude hinweg. „Mit den automatischen Kontrollen ist etwas nicht in Ordnung! Alle Mann die Düsengürtel anlegen. George – du nimmst zwei! Einen nach vorn, den anderen nach hinten. Für einen allein bist du zu groß.“
Ich gehorchte, schob die Arme durch den Harnisch und befestigte die Unterleibsriemen. Ann tat es mir gleich und versorgte Ahmed mit einem Gürtel. Wie ein ausgenippter Lift fiel der Kopter wirbelnd in ein Luftloch. Wir jagten nur ganz knapp am Rande des Aztec-Buildings vorbei. Das kleine Stabilisationsmodul hatte uns vorzüglich in der Balance gehalten, bevor Ahmed es herausgenommen hatte. Der Kopter brüllte, tanzte hin und her, und Ahmed saß mit blassen Lippen hinter den Armaturen und kämpfte mit den Kontrollen. Über hohen Gebäuden bläst der Wind eher auf und ab als seitwärts. Ahmed brach unser Schweigen mit einem Satz, den man vor Gericht ohne weiteres abspielen konnte: „George, die Radarantenne am unteren Rumpf könnte dafür verantwortlich sein, daß wir hier so herumwirbeln. Kannst du mal rausgehen und nachschauen, ob sie in Ordnung ist?“ Er klang, als befänden wir uns wirklich in Gefahr. Das mußte er auch. Im Geiste hörten wir beide, wie dieser Satz vor Gericht wiederholt wurde. Man würde von uns verlangen, den Wahrheitsgehalt eines jeden Satzes vor einem Lügendetektor zu beschwören. Obwohl Ahmed log, mußte jedes Wort wahr sein.
Ich öffnete die Tür, und der Wind brüllte hinein. Obwohl es so aussah, als befände sich unter der Maschine nichts anderes als leerer Luftraum, wurde ich den Eindruck nicht los, daß dort die Winde miteinander balgten. Ich ging hinter das Sicherheitsgeländer und die aufgerollte Leiter und preßte meine Hände gegen den Türrahmen, als ich hinaus und nach unten sah. Der nächste Sprung, den der Kopter machte, warf mich beinahe hinaus, und ich packte Ann, als sie auf das Geländer zurutschte.
„Halt dich fest“, sagte ich. Ich hielt mich am Türrahmen fest und ließ mich langsam hinab. Meine Füße tasteten nach festem Grund, aber da war nichts als Luft. Der Wind pfiff an mir vorbei und zog mich zur Seite. „Ich rutsche!“ schrie ich, damit es mit auf das Band kam. Der Lügendetektor würde es bestätigen. Meine-Hände rutschten wirklich ab.
„In ein paar Sekunden sind wir wieder über der Pyramide“, rief Ahmed. „Wenn du über ihr herausfällst, zieh bloß schnell den Handring des Düsengürtels. Vielleicht braucht die Automatik zu lange.“ Der Wind war so laut in meinen Ohren, daß ich seine Stimme kaum hören konnte.
„Geh höher!“ schrie ich
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