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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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ver­bo­te­nes Ein­drin­gen. Aber an­de­rer­seits – was kann man da­ge­gen tun?“
    „Nichts, wenn man Schwie­rig­kei­ten mit sei­nem Ko­pter hat“, sag­te Ah­med. Er ging zu den Ar­ma­tu­ren hin­über und setz­te sich hin­ter die Kon­trol­len. Je­de sei­ner Be­we­gun­gen war wohl­über­legt und vor­aus­be­rech­net. Er las die Ska­len der In­stru­men­te ab.
    Wir muß­ten den Kör­per des Op­fers in un­se­re Ge­walt brin­gen und ihn dem Am­bu­lanz­ko­pter der Ret­tungs­bri­ga­de zu­gäng­lich ma­chen, der in der Fer­ne über der Stadt kreis­te. Und da­bei muß­ten wir uns so ver­hal­ten, als sei all dies ein un­vor­her­ge­se­he­ner Zwi­schen­fall. Nicht nur un­ser Ko­pter, auch al­le an­de­ren Fahr­zeu­ge wür­den je­des un­se­rer Wor­te auf­zeich­nen. Und wenn es zu ei­ner Ver­hand­lung kam, wür­de man al­le Bän­der ab­spie­len, die zwan­zig Mi­nu­ten vor dem Un­fall (oder dem Ver­bre­chen) be­spielt wor­den wa­ren.
    Ah­med schob ei­ne Hand un­ter das Ar­ma­tu­ren­brett und lös­te ein Vier­eck-Mo­dul.
    Der Ko­pter schoß nach oben, dann fiel er wie­der und kipp­te. Ah­med be­ar­bei­te­te die Kon­trol­len und brach­te die Ma­schi­ne wie­der ins Gleich­ge­wicht. „Da ha­ben wir den Sa­lat!“ rief er. Ein Auf­wind blies uns schnell über die Dä­cher der Ge­bäu­de hin­weg. „Mit den au­to­ma­ti­schen Kon­trol­len ist et­was nicht in Ord­nung! Al­le Mann die Dü­sen­gür­tel an­le­gen. Ge­or­ge – du nimmst zwei! Einen nach vorn, den an­de­ren nach hin­ten. Für einen al­lein bist du zu groß.“
    Ich ge­horch­te, schob die Ar­me durch den Har­nisch und be­fes­tig­te die Un­ter­leibs­rie­men. Ann tat es mir gleich und ver­sorg­te Ah­med mit ei­nem Gür­tel. Wie ein aus­ge­nipp­ter Lift fiel der Ko­pter wir­belnd in ein Luft­loch. Wir jag­ten nur ganz knapp am Ran­de des Az­tec-Buil­dings vor­bei. Das klei­ne Sta­bi­li­sa­ti­ons­mo­dul hat­te uns vor­züg­lich in der Ba­lan­ce ge­hal­ten, be­vor Ah­med es her­aus­ge­nom­men hat­te. Der Ko­pter brüll­te, tanz­te hin und her, und Ah­med saß mit blas­sen Lip­pen hin­ter den Ar­ma­tu­ren und kämpf­te mit den Kon­trol­len. Über ho­hen Ge­bäu­den bläst der Wind eher auf und ab als seit­wärts. Ah­med brach un­ser Schwei­gen mit ei­nem Satz, den man vor Ge­richt oh­ne wei­te­res ab­spie­len konn­te: „Ge­or­ge, die Ra­dar­an­ten­ne am un­te­ren Rumpf könn­te da­für ver­ant­wort­lich sein, daß wir hier so her­um­wir­beln. Kannst du mal raus­ge­hen und nach­schau­en, ob sie in Ord­nung ist?“ Er klang, als be­fän­den wir uns wirk­lich in Ge­fahr. Das muß­te er auch. Im Geis­te hör­ten wir bei­de, wie die­ser Satz vor Ge­richt wie­der­holt wur­de. Man wür­de von uns ver­lan­gen, den Wahr­heits­ge­halt ei­nes je­den Sat­zes vor ei­nem Lü­gen­de­tek­tor zu be­schwö­ren. Ob­wohl Ah­med log, muß­te je­des Wort wahr sein.
    Ich öff­ne­te die Tür, und der Wind brüll­te hin­ein. Ob­wohl es so aus­sah, als be­fän­de sich un­ter der Ma­schi­ne nichts an­de­res als lee­rer Luftraum, wur­de ich den Ein­druck nicht los, daß dort die Win­de mit­ein­an­der balg­ten. Ich ging hin­ter das Si­cher­heits­ge­län­der und die auf­ge­roll­te Lei­ter und preß­te mei­ne Hän­de ge­gen den Tür­rah­men, als ich hin­aus und nach un­ten sah. Der nächs­te Sprung, den der Ko­pter mach­te, warf mich bei­na­he hin­aus, und ich pack­te Ann, als sie auf das Ge­län­der zu­rutsch­te.
    „Halt dich fest“, sag­te ich. Ich hielt mich am Tür­rah­men fest und ließ mich lang­sam hin­ab. Mei­ne Fü­ße tas­te­ten nach fes­tem Grund, aber da war nichts als Luft. Der Wind pfiff an mir vor­bei und zog mich zur Sei­te. „Ich rut­sche!“ schrie ich, da­mit es mit auf das Band kam. Der Lü­gen­de­tek­tor wür­de es be­stä­ti­gen. Mei­ne-Hän­de rutsch­ten wirk­lich ab.
    „In ein paar Se­kun­den sind wir wie­der über der Py­ra­mi­de“, rief Ah­med. „Wenn du über ihr her­aus­fällst, zieh bloß schnell den Handring des Dü­sen­gür­tels. Viel­leicht braucht die Au­to­ma­tik zu lan­ge.“ Der Wind war so laut in mei­nen Oh­ren, daß ich sei­ne Stim­me kaum hö­ren konn­te.
    „Geh hö­her!“ schrie ich

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