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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Klet­ter­ran­ken, die an den Zäu­nen en­de­ten, da­mit sie die Ge­bäu­de nicht über­wu­cher­ten. Ich frag­te mich, warum die Schling­pflan­zen nicht an den Häu­sern hoch­wach­sen durf­ten und fing an, wie ein Po­li­zist zu den­ken, denn ich sah, daß die frei­en Flä­chen oh­ne Be­wuchs Die­be dar­an hin­der­ten, sich heim­lich an den Fens­tern zu schaf­fen zu ma­chen, in die Ga­le­rie­ge­bäu­de ein­zu­drin­gen und Bil­der zu steh­len. Die Hälf­te der Leu­te, die ich kann­te, leb­ten von Ren­ten. Sie hat­ten zwar ge­nug Geld für Nah­rung und Un­ter­kunft, aber zu we­nig, um sich die hüb­schen Sa­chen zu kau­fen, die es dort drin­nen gab. Und Kunst­ge­gen­stän­de sind teu­er. Si­cher wur­de viel ge­stoh­len.
    Im Re­vier an der Ma­di­son Ave­nue nahm ich einen Um­schlag in Emp­fang, auf dem mein Na­me stand. Dar­in fand ich einen an­de­ren Um­schlag mit den Wor­ten „Ah­med Kos­va­ka­tats, Da­ten des Ver­miß­ten, nur für au­to­ri­sier­tes Per­so­nal.“
    Ich nahm im Re­vier auf ei­ner Bank Platz und sah mir das Ma­te­ri­al an. Es schi­en aus Fo­to­ko­pi­en of­fi­zi­el­ler Ak­ten zu be­ste­hen, die Ah­med be­tra­fen. Ge­burts­ur­kun­de, Schul­zeug­nis­se und sol­che Sa­chen. Schon sie an­zu­se­hen war ein An­schlag auf sei­ne Pri­vat­sphä­re. Da­zwi­schen be­fand sich auch ei­ne Ver­miß­ten­mel­dung, aber mehr als sein Na­me, sei­ne Be­schrei­bung und der Ort, an dem man ihn zu­letzt ge­se­hen hat­te, stand nicht dar­in.
    Zu­letzt hat­te er über sei­nen Arm­band­sen­der von der Ecke 127. Stra­ße der Park Ave­nue einen Be­richt ab­ge­ge­ben. Ei­ne schlech­te Ge­gend, um dar­in zu ver­schwin­den. Ein lau­si­ger Dis­trikt! Die Ge­gend des Schwar­zen Rei­ches, von Spa­nish Har­tem und den ver­sie­gel­ten Mau­ern Ara­bisch-Jor­da­ni­ens! Es ist zwar ver­bo­ten, auf den öf­fent­li­chen We­gen, die durch die­se Zo­nen ver­lau­fen, Kämp­fe ab­zu­hal­ten, aber der Haß ist hier so dick, daß man ihn mit dem Mes­ser zer­schnei­den kann. Die Sek­to­ren ha­ben das Recht, in­ner­halb ih­rer Mau­ern ei­ne ei­ge­ne Po­li­zei zu un­ter­hal­ten und nach ei­ge­nen Ge­set­zen zu ur­tei­len. Wer sich in sie hin­ein­be­gibt, ver­schwin­det. Und die „Po­li­zei“ hin­ter die­sen Mau­ern be­haup­tet dann, daß nie­mand ein­ge­drun­gen ist. Er­wach­se­ne, die ver­nünf­tig sind, kom­men gar nicht erst auf den Ge­dan­ken, die­se Ge­gend auf­zu­su­chen. Sie ge­hen an den Mau­ern vor­bei, oh­ne auf­zu­schau­en, lang­sa­mer zu wer­den oder gar ste­hen­zu­blei­ben.
    Ich ging in den Un­ter­grund und nahm mir einen Fahr­stuhl zum Aus­gang der 125. Stra­ße. Dann ging ich zwei Blocks zu Fuß, bis ich die an­ge­ge­be­ne Stel­le er­reich­te, und mar­schier­te oh­ne auf­zu­schau­en dar­an vor­bei – ne­ben der ho­hen Mau­er her, die Spa­nish Har­tem von Ara­bisch-Jor­da­ni­en trenn­te. An der Ecke Park Ave­nue und 128. Stra­ße war ei­ne Te­le­fon­zel­le aus rost­frei­em Stahl. Ich ging hin­ein, rief die Ret­tungs­bri­ga­de an und frag­te nach dem Chef.
    Wuß­te er, daß er mich dar­um bat, in das Ter­ri­to­ri­um des Schwar­zen Rei­ches, nach Spa­nish Har­tem oder Ara­bisch-Jor­da­ni­en zu ge­hen, um dort nach Ah­med zu su­chen? An­ders­wo konn­te er gar nicht sein. Ich fror in­ner­lich. Der Chef muß­te mir ein paar Tips ge­ben, da­mit ich rein­kam, mich um­se­hen und wie­der ab­hau­en konn­te. Oder glaub­te er et­wa, ich woll­te ihm über das Te­le­fon nur mei­nen letz­ten Wil­len dik­tie­ren?
    Er nahm mei­nen An­ruf aber so­fort ent­ge­gen. „Hier ist Judd Oslow, Ge­or­ge.“
    „Chef, ich kann mit die­sen Un­ter­la­gen über­haupt nichts an­fan­gen. Wor­an hat Ah­med ge­ar­bei­tet, be­vor er ver­schwand?“
    „An ei­ner großen Sa­che. Die Kri­mi­nal­ab­tei­lung zog mei­ne bes­ten Leu­te zu ei­ner Su­che her­an. Ah­med auch.“
    „Und worum ging es da­bei?“
    „Dar­über kann nur die Kri­mi­nal­po­li­zei In­for­ma­tio­nen ab­ge­ben, und zwar die Ab­tei­lung für or­ga­ni­sier­tes Ver­bre­chen. Ich kann Ih­nen gar nichts sa­gen.“
    Den­noch hat­te er mir einen Tip ge­ge­ben. Bei die­sen drei Rei­chen han­del­te es

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