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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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sich um Or­ga­ni­sa­tio­nen. Ich blät­ter­te noch ein­mal die Fo­to­ko­pi­en durch, die ich in den Hän­den hielt, und hoff­te, dar­in ei­ne In­for­ma­ti­on zu fin­den. „Ha­ben Sie in Spa­nish Har­lem, Schwarz-Har­lem und Ara­bisch-Jor­da­ni­en nach­ge­fragt, ob man dort einen Mann von der Bri­ga­de ge­se­hen hat?“ Dum­me Fra­ge.
    Der Chef sag­te freund­lich: „Man hat un­se­re Ver­miß­ten­mel­dung dort be­kom­men.“
    „Wer­den sie je­man­den von der Bri­ga­de rein­las­sen, da­mit er nach Ah­med su­chen kann?“ Noch ei­ne dum­me Fra­ge, aber ich konn­te hof­fen.
    „Nein. Man hat dort ei­ne ei­ge­ne Po­li­zei, um sol­che Din­ge zu er­le­di­gen.“ Bloß wür­de die nichts un­ter­neh­men. Judd Oslow be­saß lei­der kei­ne ge­setz­li­che Hand­ha­be, mir zu sa­gen, ich sol­le hin­ein­ge­hen und dort su­chen. Ich woll­te es trotz­dem tun.
    Zwei der Blät­ter rutsch­ten mir aus der Hand. Ich bück­te mich, um sie auf­zu­he­ben und stieß da­bei mit der Stirn ge­gen die Ab­la­ge der rost­frei­en Stahl­zel­le.
    Im Ste­reo-Kopf­hö­rer räus­per­te sich der Chef mehr­mals, als wis­se er, daß ich noch et­was von ihm er­war­te­te. Schließ­lich sag­te er: „Fan­gen Sie dort an, wo man ihn zu­letzt ge­se­hen hat. Sie brau­chen nicht vie­le In­for­ma­tio­nen, Ge­or­ge; nicht nach dem, was ich von Ah­med über ih­re Ta­len­te weiß. Sie brau­chen nur ein biß­chen Glück, wie in den ers­ten drei Fäl­len. Dann krie­gen Sie’s schon hin.“
    „Oh, klar“, mur­mel­te ich, mach­te den Kopf­hö­rer und das Kehl­kopf­mi­kro ab und häng­te sie ein.
    „Sie brau­chen nur ein biß­chen Glück“, sag­te sei­ne Stim­me und wur­de dün­ner und ent­fern­ter, als ich das Ge­spräch be­en­de­te. Ich be­tas­te­te die hei­ße Beu­le auf mei­ner Stirn und ver­ließ die Te­le­fon­zel­le.
    Ver­schlei­er­te Frau­en schau­ten aus den von Stahl­git­tern ver­sperr­ten Fens­tern. Wer vor­bei­ging, hielt den Kopf ge­senkt, da­mit er kei­nen Är­ger be­kam, wenn er je­man­den an­sah. Die Mau­ern hat­te man ge­baut, als ich fünf ge­we­sen war – denn frü­her, um die Zeit mei­ner Ge­burt her­um, hat­ten die Is­rae­lis wie­der einen Krieg mit den Ara­bern ge­führt und ih­nen den größ­ten Teil ih­res Wüs­ten­lan­des ab­ge­nom­men. Die Ägyp­ter hat­ten sich aus die­sem Krieg her­aus­ge­hal­ten und sich ge­wei­gert, Flücht­lin­ge aus Ara­bi­en auf­zu­neh­men. Is­rael wei­ger­te sich, ara­bi­sche Flücht­lin­ge auf­zu­neh­men, weil es sag­te, die Ara­ber sei­en sei­ne Fein­de, und sie sei­en Die­be und ei­ne Ge­fahr für ih­re Fa­mi­li­en. Die Is­rae­lis sag­ten auch, es sei nur zu die­sem Krieg ge­kom­men, weil die Ara­ber je­de Nacht über die Gren­ze ge­kom­men sei­en und ge­raubt, ge­plün­dert und ge­mor­det hät­ten und sie kei­ne Ara­ber in ih­rem neu­en Ter­ri­to­ri­um ha­ben woll­ten.
    Die UNO hat­te die ara­bi­schen Flücht­lin­ge auf al­le Län­der der Welt ver­teilt. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten er­hiel­ten Tau­sen­de von streit­süch­ti­gen, emp­find­li­chen An­ti­se­mi­ten, die Ame­ri­ka für ein jü­di­sches Land und al­le Ju­den für ih­re Fein­de hiel­ten. Sie ent­deck­ten so­fort die neu­en Rech­te der kul­tu­rel­len Ei­gen­stän­dig­keit, mach­ten das nach, was in Har­lem ge­sche­hen war, und er­rich­te­ten um einen de­mo­lier­ten Slum aus vier Blocks ein Grenz­ge­biet. Sie ver­lie­hen sich selbst das Stadt­recht, mau­er­ten die frei­en Räu­me zwi­schen den rest­li­chen Ge­bäu­den zu, ver­schlos­sen al­le Tü­ren, Stra­ßen und Ein­fahr­ten, die in das Ge­biet hin­ein­führ­ten, und lie­ßen nur ei­ne brei­te Stra­ße üb­rig, die an ei­nem of­fe­nen, im Zen­trum lie­gen­den Platz en­de­te. Die­sen Platz füll­ten sie mit Strandsand, pflanz­ten ein paar Dat­tel­pal­men, bau­ten einen Spring­brun­nen, ei­ne klei­ne Mo­schee und ein Mi­na­rett, und er­klär­ten die gan­ze Um­ge­bung als Ter­ri­to­ri­um des Ver­eins für die Be­wah­rung ara­bi­scher Kul­tur. Nicht­mit­glie­dern war der Zu­tritt ver­bo­ten; wer ihn sich den­noch ver­schaff­te, ver­schwand.
    Ich war ein Kind aus ei­nem Wai­sen­haus und

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