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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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eingeflogen, wo der Goldmacher sie in Empfang nehmen wird. Alle sagen böse Dinge über die schöne Lara. Sie sei eine Verräterin, eine Hure usw. Wie kommt es, dass ein so langweiliger Konzern plötzlich so leidenschaftlich wird?! Pass auf dich auf, Tessa. Ich glaube, du bist vielleicht ein bisschen zu waghalsig – wie heißt das auf Englisch? Es ist schon spät, und ich komme nicht drauf, aber vielleicht kann dein lieber Mann es für dich übersetzen! B. P.S. Du musst bald mal nach Bielefeld kommen, Tessa, es ist eine schöne und stille kleine Stadt, sie wird dir gefallen! B.
    ***
    Es ist Abend. Tessa ist hochschwanger. Sie geht im Salon des Hauses in Nairobi auf und ab, setzt sich zwischendurch hin, steht wieder auf. Arnold hat ihr gesagt, sie dürfe nicht mehr nach Kibera, bis das Baby da ist. Selbst das Sitzen vor dem Laptop ermüdet sie. Nach fünf Minuten muss sie aufstehen und wieder herumgehen. Justin hat sich zeitig auf den Weg nach Hause gemacht, um bei ihr zu sein, wenn die Wehen einsetzen.
    »Wer oder was ist waghalsig? «, will sie von ihm wissen, als er das Haus betritt.
    »Wer ist was? «
    Natürlich spricht sie das Wort englisch aus, und es klingt eher wie »weckhälzig«. Sie muss es noch zweimal wiederholen, bevor bei Justin der Groschen fällt.
    »Tollkühn«, antwortet er vorsichtig. »Draufgängerisch. Warum?«
    »Bin ich waghalsig? «
    »Niemals. Ausgeschlossen.«
    »Jemand hat mich gerade so genannt, deswegen. Und wie draufgängerisch ich sein kann, in meinem Zustand.«
    »Nur das nicht«, bittet Justin inständig, und beide brechen in Lachen aus.
    ***
    Brief von Oakey, Oakey & Farmeloe, Anwaltskanzlei mit Sitz in London, Nairobi und Hongkong, an Ms T. Abbott, Postfach Nairobi:
     
    Sehr geehrte Ms Abbott,
    wir vertreten die Firma ThreeBees in Nairobi, die uns eine Reihe von Briefen übergeben hat, von Ihnen an Sir Kenneth Curtiss persönlich gerichtet, den Vorstandsvorsitzenden des genannten Unternehmens, sowie an weitere Direktoren und Mitglieder des Vorstands.
    Wir müssen Sie darauf hinweisen, dass das Produkt, auf das Sie Bezug nehmen, alle erforderlichen klinischen Testverfahren durchlaufen hat, von denen viele auf der Grundlage strengerer Vorgaben durchgeführt wurden, als in den entsprechenden Vorschriften auf nationaler und internationaler Ebene festgelegt ist. Wie Sie ganz richtig konstatieren, wurde das Produkt in Deutschland, Polen und Russland nach umfasssenden Tests bereits zugelassen. Auf Wunsch der kenianischen Gesundheitsbehörden erfolgte zudem eine unabhängige Prüfung der Zulassung durch die Weltgesundheitsorganisation WHO. Eine Kopie des entsprechenden Zertifikats liegt diesem Brief bei.
    Wir machen Sie daher darauf aufmerksam, dass jede weitere Einlassung Ihrerseits oder von Seiten Ihrer Partner in dieser Sache, sei sie an die Firma ThreeBees oder eine andere Stelle gerichtet, als böswillige und ungerechtfertigte Verunglimpfung dieses hoch angesehenen Produkts sowie Schädigung des guten Namens und der Marktposition seines Vertreibers, der Firma ThreeBees, Nairobi, angesehen wird. In einem solchen Fall sind wir angewiesen, auf der Stelle und ohne weitere Rücksprache mit unserem Mandanten ein gerichtliches Verfahren einzuleiten.
    Mit freundlichen Grüßen …
    ***
    »Alter Freund. Könnten wir uns mal kurz unterhalten.« Tim Donohue spricht, und Justin ist der alte Freund, vor dessen innerem Auge die Szene noch einmal abläuft. Man hatte sich geeinigt, das Monopoly-Spiel vorübergehend zu unterbrechen; Woodrows Söhne sind verspätet zum Karatetraining geeilt, und Gloria ist in die Küche gegangen, um etwas zu trinken zu holen. Woodrow hat sich beleidigt wieder ins Hochkommissariat verzogen. Justin und Tim sitzen sich daher allein am Gartentisch gegenüber, umgeben von Riesenbeträgen in Spielgeld.
    »Was dagegen, wenn ich im Interesse des Allgemeinwohls kurz heiligen Boden betrete?«, erkundigt sich Donohue mit leiser, gepresster Stimme, die nicht weiter dringt als nötig.
    »Wenn es sein muss.«
    »Muss es. Es geht um diese ungebührliche Fehde, die Ihre selige Gattin gegen Kenny K. geführt hat. Hat ihn auf seiner Farm überfallen, den Ärmsten. Zu den unmöglichsten Zeiten angerufen. Ihm böse Briefe in den Klub geschickt.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Natürlich nicht. Im Augenblick auch nicht gerade das passendste Thema. Besonders, wenn die Polizei in Hörweite ist. Unter den Teppich kehren, lautet unser Rat. Zu irrelevant. Brenzlige Zeiten für

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