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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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auch, erklommen hast, um von deinem Mann gesehen zu werden. Unsere Gesichter befinden sich auf gleicher Höhe, und trotz der neuen Strenge an dir ist es wieder Weihnachten, ich tanze mit dir und rieche den süßen, warmen Grasduft in deinen Haaren.
    »Sie hat Ihnen also einen Stapel Papiere ausgehändigt«, sagte Rob. »Worum ging es darin?«
    Ich nehme von dir den großen Umschlag entgegen, und die Berührung deiner Finger macht mich verrückt. Mit Absicht schürst du das Feuer in mir, du weißt es und kannst gar nicht anders, als mich erneut an den Rand des Wahnsinns zu treiben, obwohl du mich niemals dorthin begleiten würdest. Ich habe kein Jackett an. Du beobachtest, wie ich mein Hemd aufknöpfe und den Umschlag an meiner nackten Haut nach unten gleiten lasse, bis er mit der unteren Kante zwischen Hosenbund und Hüfte steckt. Du beobachtest, wie ich das Hemd wieder zuknöpfe, und mich überkommt ein Gefühl der Scham, als hätte ich dich gerade geliebt. Als guter Diplomat lade ich dich auf einen Kaffee in die Cafeteria ein. Du lehnst ab. Wir stehen voreinander wie Tänzer, die auf die Musik warten, was allein ihre körperliche Nähe zueinander rechtfertigen könnte.
    »Rob hat Sie gefragt, um was es in den Unterlagen ging«, rief Lesley ihm wieder ins Bewusstsein.
    »Es ging darin um einen angeblichen Skandal.«
    »Hier in Kenia?«
    »Die Korrespondenz wurde als geheim eingestuft.«
    »Von Tessa?«
    »Seien Sie doch nicht albern. Wie sollte sie irgendetwas als geheim einstufen?«, fauchte Woodrow, der gleich darauf seine hitzige Reaktion bedauerte.
    Sie müssen sie zwingen , etwas zu unternehmen , Sandy , beschwörst du mich. Dein Gesicht ist blass vor Leid und Entschlossenheit. Deiner Neigung zur Theatralik hat die Erfahrung wirklicher Tragik nichts anhaben können. In deinen Augen schimmern Tränen, die seit dem Verlust deines Babys nicht mehr versiegt sind. Deine Stimme drängt, zugleich liebkost sie mich, du ziehst alle Register, wie eh und je. Wir brauchen einen Fürsprecher , Sandy . Einen von außerhalb . Jemand Offizielles , Fähiges . Versprechen Sie’s mir . Wenn ich Ihnen die Treue halten kann , können auch Sie mir treu bleiben .
    Also sage ich es. Ich lasse mich, genau wie du, von der Macht des Augenblicks hinreißen. Ich glaube . An Gott . An die Liebe . An Tessa . Wenn wir zusammen auf der Bühne stehen, glaube ich. Bring mich um Kopf und Kragen, wie jedes Mal, wenn ich dich treffe, und du verlangst es mir ab, weil auch du süchtig bist nach diesen unmöglichen Beziehungen und theatralischen Szenen. Ich verspreche es , sage ich, und du lässt es mich wiederholen. Ich verspreche es , ich verspreche es . Ich liebe dich , und ich verspreche es . Und das ist das Stichwort, das du brauchst, um mir einen Kuss auf die Lippen zu geben, auf den Mund, der soeben das beschämende Versprechen gegeben hat: einen Kuss, der mich zum Schweigen verpflichtet und den Vertrag besiegelt; eine kurze Umarmung, die mich an unsere Abmachung bindet und mir erlaubt, den Duft deiner Haare zu riechen.
    »Die Unterlagen wurden per Diplomatenpost an den zuständigen Staatssekretär in London geschickt«, erklärte Woodrow Rob. »Von da an unterlagen sie der Geheimhaltung.«
    »Warum?«
    »Wegen der schwerwiegenden Anschuldigungen, die sie enthielten.«
    »Gegen wen?«
    »Dazu darf ich nichts sagen, fürchte ich.«
    »Eine Firma? Eine Einzelperson?«
    »Kein Kommentar.«
    »Aus wie vielen Seiten bestand das Dokument, was meinen Sie?«
    »Fünfzehn, zwanzig. Es war noch eine Art Anhang dabei.«
    »Irgendwelche Fotos, Illustrationen, Beweisstücke?«
    »Kein Kommentar.«
    »Irgendwelche Bänder, Disketten? Aufgezeichnete Geständnisse, Erklärungen?«
    »Kein Kommentar.«
    »An welchen Staatssekretär haben Sie die Sachen geschickt?«
    »Sir Bernard Pellegrin.«
    »Haben Sie eine Kopie angefertigt und hier behalten?«
    »Wir verfolgen grundsätzlich die Politik, hier so wenig brisantes Material wie möglich aufzubewahren.«
    »Haben Sie eine Kopie behalten oder nicht?«
    »Nein.«
    »Wie waren die Unterlagen erstellt worden?«
    »Was meinen Sie?«
    »Waren sie mit der Hand geschrieben oder maschinell?«
    »Maschinegeschrieben.«
    »Womit?«
    »Ich kenne mich mit Schreibmaschinen nicht aus.«
    »Ein elektronischer Drucktyp vielleicht? Von einem Textverarbeitungsprogramm? Einem Computer? Erinnern Sie sich an die Schriftart? Was für ein Font es war?«
    Woodrow zuckte unwillig die Achseln, fast aggressiv.
    »Es war nicht vielleicht

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