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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Hitlers Absicht. Der Klang verkündete eine deutliche Warnung. Trotzdem machte der Diktator Anstalten, ihn zu fassen. Seine Finger berührten das schimmernde Gold.
    Und Adolf Hitlers Aufschrei war lauter als der des Kelchs. Er zuckte zurück. Er schluchzte. Er starrte auf seine Finger. Sie schimmerten schwärzlich, als wäre die Haut bis auf die Knochen versengt. Dann, wie ein kleines Kind, steckte er die Finger in den Mund und setzte sich plumpsend auf den Steinboden des uralten Gewölbes.
    Goebbels runzelte die Brauen. Auch er streckte die Hand aus, aber mit größerer Vorsicht. Wieder sang der Gral seine Warnung. Göring war bereits auf dem Rückzug, schützte sein Gesicht mit dem Arm und schrie: »Nein, nein! Ich bin nicht dein Feind!«
    Im Tonfall beschwichtigender Vernunft erklärte Josef Goebbels: »Es war nicht unsere Absicht, diesem Kelch Gewalt anzutun. Es verlangt uns nur nach seiner Weisheit.«
    Er hatte Angst. Er schaute sich um, als suchte er nach einer Möglichkeit zur Flucht, als wäre er entsetzt über was immer es war, das er durch Zufall herbeigerufen hatte. Inzwischen saß sein Herr und Meister auf dem Boden, lutschte an seinen Fingern und murmelte von Zeit
    zu Zeit etwas vor sich hin.
    In der Befürchtung, der Kelch würde ebenso unvermutet wieder verschwinden, wie er aufgetaucht war, beugte ich mich vor, um ihn zu ergreifen. Zu spät merkte ich, daß ich in dem Lichtschimmer jetzt für die anderen sichtbar war. Besonders Hitler hatte mich ins Auge gefaßt und hob die Hand gegen die Helligkeit, um mich besser sehen zu können. Mir kam ein anderer Gedanke. Ich sagte zu von Bek: »Schnell, Mann. Ich bin sicher, daß nur Sie in der Lage sind, ihn anzufassen. Nehmen Sie ihn. Er ist unser Schlüssel zu dem Drachenschwert. Nehmen Sie ihn, von Bek!«
    Die drei Nazis kamen wieder näher, vermutlich fasziniert von den drei schattenhaften Gestalten, die sie da vor sich sahen, und noch immer nicht ganz sicher, ob das, was sie erlebten, Wirklichkeit war.
    Alisaard trat zwischen sie und den Gral und hob die Hand. »Nicht weiter!« rief sie. »Dieser Kelch ist nicht für euch bestimmt. Er gehört uns. Wir brauchen ihn, um die Sechs Reiche vor dem Chaos zu schützen!« Sie sprach zu ihnen wie zu vernünftigen Menschen, da sie nicht wissen konnte, wer sie waren und was sie repräsentierten.
    Hermann Göring zumindest war jetzt fest überzeugt, seine Rheinmaid gesehen zu haben. Hitler schüttelte den Kopf, wie um sich von einer Halluzination zu befreien, während Goebbels nur grinste, vielleicht überzeugt und fasziniert von seinem eigenen Wahnsinn.
    »Hört doch!« rief Göring. »Erkennt ihr es? Sie spricht Althochdeutsch! Wir haben ein ganzes Pantheon beschworen!«
    Hitler nagte an seiner Unterlippe und versuchte zu einer Entscheidung zu kommen. Er blickte von uns auf seine Finger und wieder zurück. »Was soll ich tun?« fragte er.
    Alisaard verstand ihn nicht. Sie zeigte auf die Tür. »Geht! Geht! Dieser Kelch gehört uns. Seinetwegen sind wir hierhergekommen.«
    »Ich könnte schwören, es ist Althochdeutsch«, wiederholte Göring, aber man merkte, daß er sie kaum besser verstehen konnte, als sie ihn. »Sie versucht uns die richtige Entscheidung mitzuteilen. Ihre Hand! Sie deutet nach Osten!«
    »Nehmen Sie den Kelch, Mann«, drängte ich von Bek. Ich wagte nicht, mir vorzustellen, was mit uns geschehen würde, wenn wir noch länger hierblieben. Die Nazis waren nicht ganz bei Sinnen. Wenn sie die Flucht ergriffen und den Raum hinter sich verriegelten, waren wir vielleicht Hungers gestorben, bevor sie es wagten, die Tür wieder zu öffnen.
    Von Bek reagierte schließlich auf meine Rufe. Ganz langsam streckte er die Hände nach dem herrlichen Kelch aus, der sich in seinen Griff zu schmiegen schien, als wäre er seit jeher sein Eigentum. Die Musik wurde noch lieblicher, das Leuchten weicher, der Duft stärker. Von Beks Züge wurden von dem Glanz des Kelchs beleuchtet. Er wirkte zugleich heldenhaft und rein, ganz wie die Ritter der Artussage denen vorgekommen sein müssen, die sie auf ihrer Suche nach dem Gral begleiteten.
    Ich führte ihn und Alisaard an den zögernden Nazis vorbei und zur Tür des Gewölbes. Den Kelch nahmen wir mit uns. Sie machten keinen Versuch, uns aufzuhalten, waren sich aber nicht ganz sicher, ob sie bleiben oder uns folgen sollten.
    Ich sprach zu ihnen, wie man einen Hund anredet. »Bleibt«, sagte ich. »Bleibt hier.« Alisaard schob den Riegel zurück.
    »Ja«, murmelte Göring.

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