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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Ankunft auf Mittelfinger. (Ich war im tiefsten Winter auf dem Planeten eingetroffen.)
    »Und? Habt ihr beschlossen, uns auf dem Marktplatz zu hängen?«, wollte ich wissen. »Oder begnügt ihr euch mit einer schlichten, nichtöffentlichen Enthauptung?«
    »Wenn es notwendig wäre, euch zu töten, hätten wir das bereits getan.« Umwerfender Sinn für Humor. »Was nützte es in einem solchen Fall noch, Dinge zu erklären?«
    Er schenkte sich noch eine Tasse Tee ein. »Eine Wartezeit ist unausweichlich. Ich brauche die Bestätigung des gesamten Baumes.« Das hieß, dass eine Botschaft zur Erde und wieder zurück gesendet werden musste. Mindestens zehn Monate. »Aber der vorläufige Konsens lautet, dass ihr mit meinem Segen aufbrechen könnt. Ihr bekommt die Zeitfähre.«
    »Und ihr werdet mit einem Schlag einhundertfünfzig einflussreiche Unzufriedene los«, sagte Marygay.
    »Nicht nur das. Ihr seid bereits jetzt faszinierende Anachronismen. Stellt euch vor, wie wertvoll ihr erst in vierzigtausend Jahren sein werdet!«
    »Lebende Fossilien«, sagte ich. »Was für ein Gedanke!«
    Er zögerte einen Moment; der Begriff war ihm nicht vertraut. Dann nickte er. »Sowohl von der Physis wie auch von der Denkweise her. In gewisser Weise bin ich es meinem eigenen Erbe schuldig. Ich hätte von selbst darauf kommen sollen.« In ihrer eigenen Sprache hatten sie ein kollektives ›Ich‹, das er in diesem Fall vermutlich meinte.
    »Sie sagten, es sei eine zweite Entscheidung zu treffen gewesen«, sagte Marygay. »Im Zusammenhang mit der ersten…«
    »Gewissermaßen ein Spiegel eurer Aktion.« Er lächelte. »Ihr wisst, dass ich die Menschen von früher sehr schätze. Deshalb hat es mich stets traurig gestimmt, euch so behindert durchs Leben gehen zu sehen.«
    »Behindert… durch unsere Individualität?«, fragte ich.
    »Genau! Unfähig, den Baum anzuzapfen und das Dasein mit Milliarden von Artgenossen zu teilen.«
    »Nun, wir erhielten das Angebot, als wir aus dem Militärdienst ausschieden. Inzwischen sind mehr als zwanzig Jahre vergangen, und ich habe meine Wahl noch keine Sekunde lang bereut.«
    »Sie erhielten das Angebot, ja, und einige Veteranen entschieden sich dafür.«
    »Wie viele?«, erkundigte sich Marygay.
    »Offen gestanden, weniger als ein Prozent. Aber ich war damals neu und fremd für euch.
    Tatsache ist, dass seit der Zeit, da diese Möglichkeit erstmals zur Wahl stand, fast hundert Jahre – dreihundert Erdenjahre – vergangen sind. Die Bevölkerung von Mittelfinger hat sich in dieser Spanne auf über zwanzigtausend vermehrt. Das ist mehr als ausreichend für einen gesunden genetischen Pool. Deshalb möchte ich mein Angebot wiederholen und euch eine zweite Chance geben.«
    »Heißt das, dass jeder, der diesen Wunsch verspürt, sich eurem Gruppen-Bewusstsein anschließen kann?« Mich überkam eine düstere Vorahnung und der mächtige Drang, meine Kinder zu beschützen.
    »Nein, nicht mehr als ein Familienmitglied aus der Generation der Nachgeborenen. Die Auserwählten müssten Eignungstests ablegen. Und da ihre genetische Zusammensetzung nicht perfekt ist, wären sie natürlich nicht ganz ich – aber immerhin Blätter an unserem Baum.« Ich möchte wetten, dass er sein Lächeln nicht als herablassend empfand. »Ich weiß, das muss schrecklich für Sie klingen. Immerhin bezeichnen Sie uns als ›Zombies‹.«
    »Ich habe, ehrlich gesagt, den Eindruck, dass es schon genug von euch auf diesem Planeten gibt. Ganz zu schweigen von den zehn Milliarden oder mehr, die sich auf der Erde tummeln. Warum lasst ihr uns nicht in Ruhe? Das war die ursprüngliche Abmachung.«
    »Mein Vorschlag verstößt nicht gegen die ursprüngliche Abmachung. Er stellt lediglich eine freundliche Geste dar. Sie können und wollen das nicht so verstehen, weil Sie zu altmodisch sind.«
    »Nun, zumindest haben wir zehn Monate Zeit, uns an den Gedanken zu gewöhnen.« Und notfalls Bill und Sara zur Vernunft zu bringen.
    »Oh, diese Sache muss nicht so lange warten wie die Anfrage wegen des Sternenschiffs. Ich kann schon mal alles in die Wege leiten. Falls der Große Baum meinen Vorschlag ablehnen sollte, wären nur wenige von euch betroffen. Aber ich kenne mich; ich kenne den Baum. Es wird keine Probleme geben.«
    »Aber wie soll das funktionieren?«, fragte Marygay. »Die alten Menschen, die sich euch anschließen, werden weiterhin heiraten und eigene Familien gründen.«
    Der neue Mensch sah sie verwirrt an. »Auf gar keinen

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