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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Geschäfte, um für Freunde, Nachbarn und uns selbst einzukaufen. Niemand in Paxton verfügte über viel Geld. Wir hatten im Grunde eine Tauschwirtschaft, obwohl jeder Erwachsene einmal pro Monat einen kleinen MoScheck aus Centrus erhielt. So etwas wie die Universal-Stütze, die wir bei unserem letzten Besuch auf der Erde kennen gelernt hatten.
    Auf Mittelfinger funktionierte das System sogar, weil niemand besonderen Luxus erwartete. Auf der Erde waren die Menschen fast ausnahmslos arm, aber auf Schritt und Tritt von Hinweisen auf unerreichbaren Wohlstand umgeben gewesen. Hier draußen dagegen führte jeder in etwa das gleiche einfache Leben.
    Wir schoben einen Einkaufswagen den mit Ziegeln gepflasterten Gehweg entlang, konsultierten unsere Liste und suchten ein halbes Dutzend Läden auf. Kräuter, Gitarrensaiten und Klarinettenzungen, Schmirgelpapier und Firnis, Memory-Kristalle, einen Malkasten, ein Kilo Marihuana (Dorian hatte eine Schwäche dafür, war aber allergisch gegen die Hanfpflanzen, die Sage in Töpfen zog.) Dann tranken wir Tee in einem Straßencafe und beobachteten die Passanten. Es war angenehm, mal unbekannte Gesichter zu sehen.
    »Ich frage mich, wie das alles bei unserer Rückkehr sein wird.«
    »Unvorstellbar«, sagte ich. »Es sei denn, wir stoßen auf ganz normale Ruinen. Antikes Zeug. Was bleibt, wenn du vierzigtausend Jahre in die Vergangenheit der Menschheit zurückgehst? Vermutlich nicht einmal die Fundamente ihrer Städte.«
    »Keine Ahnung. Erinnere mich, dass ich nachschaue, wenn wir daheim sind.« Auf der Straße vor uns stieß ein Auto gegen das Heck des Vordermanns. Die Fahrer, beides Mitglieder des neuen Menschen, stiegen aus und inspizierten schweigend den Schaden. Es war nicht viel passiert – ein kleiner Kratzer an der Stoßstange, mehr nicht. Sie nickten einander zu, stiegen wieder ein und fuhren weiter.
    »Ich glaube nicht, dass das ein echter Unfall war«, sagte Marygay.
    »Was? Hm… möglich. Sogar wahrscheinlich.« Eine arrangierte Szene als Lektion, wie gut sie miteinander zurechtkamen. Wie gut der Mensch mit sich selbst zurechtkam. Dass sich das Ganze direkt vor unseren Augen abspielte, war vermutlich kein Zufall; immerhin herrschte kaum Verkehr.
    In der Stunde, die uns bis zur Busabfahrt nach Paxton noch blieb, gönnten wir uns den Besuch in einem Massage-Studio.
    Daheim angekommen, setzte ich mich ans Bibliotheks-Terminal und versuchte herauszufinden, was wir vierzigtausend Jahre in der Vergangenheit so getrieben hatten. Ich stellte fest, dass es »uns« noch gar nicht gegeben hatte. Nur den späten Neandertaler. Der kannte zwar bereits das Feuer und diverse Steinwerkzeuge, besaß aber weder eine erkennbare Sprache noch eine ausgeprägte Kunst, wenn man von ein paar primitiven Felszeichnungen in Australien absah.
    Was würde geschehen, wenn unsere und die Nachfahren des neuen Menschen so grundsätzliche und profunde Merkmale wie Sprache und Kunst weiterentwickelten und diese womöglich nur begrenzt mit uns teilen konnten – etwa in der Art, wie wir mit Hunden »redeten« oder uns über das Fingerfarben-Geschmier von Schimpansen amüsierten?
    Ich war mir sicher, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: Untergang oder die Evolution einer neuen Spezies. So oder so, würden wir einhundertfünfzig Männer und Frauen völlig allein sein. Um die Rasse zu erneuern oder auszusterben, ein nutzloses, anachronistisches Relikt.
    Ich nahm mir vor, diese Erkenntnis für mich zu behalten. Bildete ich mir wirklich ein, dass niemand außer mir zu dem gleichen Schluss kommen würde? Aldo Verdeur-Sims sollte der Erste sein, der das Thema öffentlich oder zumindest halb öffentlich zur Sprache brachte.

zehn
    »Wenn sie tatsächlich vierzigtausend Jahre überdauern sollten, werden wir ihnen genauso fremd erscheinen, wie uns damals die Taurier fremd erschienen«, sagte Aldo. »Aber ich bezweifle, dass ihnen das gelingt.«
    Wir bezeichneten das Ganze in unserem ersten Rundschreiben als »Diskussionsgruppe«, hatten uns aber in Wahrheit vor allem an die Leute gewandt, denen Marygay und ich am ehesten zutrauten, dass sie unser Projekt tatkräftig vorantrieben oder gar das Schiffskommando übernahmen. Ein Demokratisierungsprozess würde früher oder später von selbst einsetzen.
    Außer uns waren das Cat und Aldo, Charlie und Diana, Ami und Teresa sowie eine wechselnde Besetzung, zu der Max Weston (trotz seiner Xenophobie), unsere Sara, Lar Po und die Tens – Mohammed und eine oder zwei seiner

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