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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Während er uns ins Arbeitszimmer führte, deutete er auf ein unberührtes Tablett mit Aufschnitt und Käse. Das Zeug sah so vergammelt aus, dass es vermutlich eine echte Lebensmittelvergiftung hervorrufen konnte.
    Im Arbeitszimmer herrschte ein vertrautes Durcheinander aus Papieren, Lesegeräten und Büchern. Er hatte eine Computer-Anlage mit einem großen Doppelschirm. Der eine bildete eine eher unkomplizierte Hamilton-Funktion ab, der andere eine mit Zahlen vollgeschriebene Matrix (genauer gesagt, die sichtbare Fläche einer Hypermatrix). Jeder, der den Hauch einer Ahnung von Kosmologie hatte, konnte sie entschlüsseln. Es handelte sich um ein Diagramm mit den verschiedenen Eigenschaften des Proto-Universums während seiner Alterung von Null auf zehntausend Sekunden.
    Er deutete auf diesen Schirm. »Können… können Sie mit den ersten drei Reihen etwas anfangen?«
    »Ja«, sagte ich und wartete drei Sekunden, um seinen Sinn für Humor zu testen. »Die erste Reihe steht für das Alter des Universums in Zehnerpotenzen, die zweite für die Temperatur und die dritte für den Radius. Sie haben die Null-Spalte weggelassen.«
    »Weil man sie vernachlässigen kann.«
    »Solange Sie wissen, dass sie da ist. Peter… darf ich Sie so nennen?«
    »Klar, Julian.« Er rieb sich über zwei bis drei Tage alte Bartstoppeln. »Blaze, ich möchte mich ein wenig frisch machen, bevor Sie mir über Kyoto berichten. Julian, sehen Sie sich inzwischen die Matrix an. Klicken Sie das Feld links von den Reihen an, wenn Sie Fragen zu den Variablen haben.«
    »Haben Sie während meiner Abwesenheit überhaupt geschlafen?« fragte Amelia.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Wann sind Sie nach Japan geflogen? Vor drei Tagen? Da habe ich mich kurz hingelegt. Ich brauche wenig Schlaf.« Damit verließ er das Zimmer.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe ihn ja. Aber wirst du damit zurechtkommen? Er ist ein Sklaventreiber.«
    Ich nahm eine Falte schwarzer Haut zwischen zwei Finger. »Das liegt mir im Blut.«
    Mein Ansatz zur Bewältigung des Problems war ungefähr so alt wie die post-aristotelische Physik. Zuerst würde ich mir die Voraussetzungen ansehen, seine Hamilton-Funktionen außer Acht lassen und überprüfen, ob ich mit der Pseudo-Operator-Theorie auf das gleiche Ergebnis kam. Wenn das der Fall war, bestand der nächste Schritt wohl darin, dass wir uns noch einmal gründlich mit den Voraussetzungen befassten. Es gab keine experimentellen Werte über die Bedingungen kurz vor und nach dem ›inflationären Universum‹. Sicher konnten wir einige Aspekte des Problems besser in den Griff bekommen, wenn wir den Jupiter-Beschleuniger dazu brachten, die Energien bis dicht an den kritischen Punkt hochzufahren. Aber wie nahe am Abgrund stoppt man einen Roboter, wenn zwischen Befehl und Reaktion achtundvierzig Minuten liegen? Wohl nicht allzu nahe.
    Die nächsten beiden Tage waren ein schlafloser Mathematik-Marathon. Wir machten eine halbe Stunde Pause, als wir draußen Explosionen hörten und zum Dach hinauffuhren, um einen Blick auf das Feuerwerk zum Vierten Juli über dem Washington Monument zu werfen.
    Die Knallerei und der Pulvergeruch brachten mich auf den Gedanken, dass dieses Spektakel eine Art blasse Vorschau auf kommende Attraktionen sein könnte. Uns blieben noch etwa neun Wochen. Wenn alles nach Plan lief, würde das Jupiter-Projekt am 14. September in den kritischen Energiebereich eintreten.
    Ich glaube, wir stellten alle drei die gleiche Verbindung her. Schweigend beobachteten wir das Finale und kehrten dann an die Arbeit zurück.
    Peter hatte eine schwache Ahnung von Pseudo-Operator-Analysis, und ich hatte eine schwache Ahnung von Mikrokosmologie. Wir verbrachten viel Zeit damit, uns zu vergewissern, dass ich die Fragen und er die Antworten verstand. Aber nach zwei Tagen war ich ebenso überzeugt wie er und Blaze: Das Jupiter-Projekt musste sterben.
    Oder wir mussten alle sterben. Ein furchtbarer Gedanke geisterte durch mein von Speed und schwarzem Kaffee überreiztes Gehirn. Ich konnte die beiden mit zwei Hieben töten. Danach konnte ich alle Unterlagen vernichten und Selbstmord begehen.
    Ich würde mich in Shiva, den Weltenzerstörer, verwandeln, um mit einem frühen Atomforscher zu sprechen. Durch einen einfachen Akt der Gewalt konnte ich das Universum vernichten.
    Ein Glück, dass ich bei klarem Verstand war.
    Es würde den Projekt-Ingenieuren nicht schwer fallen, die Katastrophe zu verhindern; dazu genügte jede

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