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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Gruppe waren Operatoren oder wenigstens Proto-Operatoren gewesen. Die Begegnung mit den anderen, den Mördern und den Attentätern, erfüllte ihn mit größerer Nervosität. Und mit mehr Neugier.
    Vielleicht erfuhr er von ihnen, wie man sich mit seinen Erinnerungen aussöhnte.
    Der ›Versammlungsraum‹ enthielt einen ringförmigen Tisch um eine Holo-Mulde. »Die meisten von uns kommen hier zusammen, um Nachrichten zu sehen«, erklärte Mendez. »Aber wir treffen uns auch für gemeinsame Filme, Konzerte oder Spiele. Es macht Spaß, all die unterschiedlichen Ansichten zu vergleichen.«
    Julian konnte sich das nicht so recht vorstellen. Er hatte in seiner Einheit zu oft die Wogen glätten müssen, wenn eines der Mitglieder eine starke These vertrat, die den Rest der Gruppe in zwei heftig streitende Lager spaltete. Es dauerte Sekunden, die Gemüter zu erhitzen, aber manchmal Stunden, sie wieder zu beruhigen.
    Die Wände waren mit dunklem Mahagoniholz vertäfelt, während Tisch und Stühle aus fein gemaserter Fichte bestanden. Ein schwacher Hauch von Leinöl und Möbelpolitur. In der Holo-Mulde das Bild einer Waldlichtung, gesprenkeltes Sonnenlicht auf einer Blumenwiese.
    Im Raum befanden insgesamt zwanzig Stühle. Mendez bot Julian einen Platz an und setzte sich neben ihn. »Vielleicht möchten Sie sich zuerst einklinken«, sagte er, »dann können sich unsere Leute einer nach dem anderen zuschalten und sich vorstellen.«
    »Gern.« Julian merkte, dass es sich um ein gut eingeübtes Ritual handelte. Er ließ seine Blicke über die Blumenwiese schweifen und stellte den Kontakt her.
    Mendez war der Erste, der ihn mit einem wortlosen Hallo begrüßte. Die Verbindung mutete fremd an, kraftvoll in einer Weise, wie er es noch nie erlebt hatte. Sie erinnerte an das überwältigende Gefühl, zum ersten Mal am Meer zu stehen. Das Bewusstsein von Mendez schwamm in schier endloser Weite, einer Fülle gemeinsamer Gedanken und Erinnerungen. Und er selbst bewegte sich darin so mühelos und leicht wie ein Fisch in seinem Element.
    Julian übermittelte Mendez seine Reaktion – zusammen mit einem Gefühl aufsteigender Panik. Er wusste nicht, ob er zwei solche Welten vereinigen konnte, geschweige denn fünfzehn. Mendez beruhigte ihn, ließ ihn wissen, dass es umso leichter wurde, je mehr Leute dazukamen. Und wie zum Beweis für seine Worte klinkte sich Cameron ein.
    Cameron war ein älterer Mann, der elf Jahre als Berufssoldat gedient hatte, ehe er sich freiwillig für das Projekt meldete. Er war bei einer Spezialeinheit in Georgia zum Scharfschützen ausgebildet worden, vor allem an dem Mauser-Fernlenkgewehr, das ein Ziel auch noch jenseits des Horizonts oder um die Ecke traf. Er hatte zweiundfünfzig Menschenleben auf dem Gewissen, und jedes einzelne belastete ihn schwer. Dazu kam eine tiefe Trauer um die Menschlichkeit, die er mit seinem ersten Treffer verloren hatte. Er erinnerte sich noch an die freudige Erregung, die er damals beim Töten empfunden hatte. Er hatte in Kolumbien und Guatemala gekämpft und deshalb mühelos eine Verbindung zu Julians Dschungel-Einsätzen hergestellt.
    Mendez war ebenfalls noch da und Julian spürte, wie er beiläufig die Eindrücke sichtete, die der Soldat Cameron von dem Neuen aufnahm. Und obwohl Julian dieser Teil des Austausches vertraut war, staunte er doch, wie schnell und vollständig er vonstatten ging. Allmählich begriff er, warum der Informationsfluss leichter zu verarbeiten war, je mehr Gruppenmitglieder sich einschalteten: Das gesamte Wissen war bereits vorhanden, aber Teile davon traten deutlicher hervor, sobald sich Camerons Sichtweise mit der von Mendez verband.
    Dann kam die Mörderin Tyler. Sie hatte in einem Jahr kaltblütig drei Menschen umgebracht, um sich die Mittel für ihren Drogenkonsum zu beschaffen. Das war kurz vor der Bargeld-Abschaffung in den Staaten gewesen; man hatte sie bei einer Routine-Grenzkontrolle gefasst, auf dem Weg in ein Land, wo es noch Papier-Pesos und Designer-Drogen gab. Ihre Verbrechen waren älter als Julian und buchstäblich von einer anderen Person begangen worden, obwohl sie ihre Schuld weder in rechtlicher noch in moralischer Hinsicht leugnete. Die Rauschgiftsüchtige, die drei Dealer ins Bett gelockt und ermordet hatte, um ihrem Boss einen Gefallen zu erweisen, war eine grelle, melodramatische Erinnerung, fast wie ein Action-Film, den man ein paar Stunden zuvor gesehen hatte. Im friedlichen Teil ihres Lebens gehörte Tyler zu den Zwanzig, wie sie

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