Der Experte: Thriller (German Edition)
merde .«
Vor ihnen entdeckte Geiger, worauf er gewartet hatte – einen schmalen Kiesweg, der von der Straße abzweigte und nirgendwohin zu führen schien. Er griff in die Sporttasche, nahm Christines an seine Hand angepasstes Küchenmesser heraus und hielt es außer Brunos Sichtfeld.
»Bruno, halten Sie – dort rechts.«
Die Augen des Fahrers zuckten zum Rückspiegel. »Monsieur?«
Geiger beugte sich vor. »Fahren Sie dort von der Straße ab. Wenden Sie.«
»Aber ich soll Sie nach …«
Plötzlich ruhte das Messer mit der flachen Seite der Klinge auf Brunos Brust.
»Bruno – ich möchte es nicht noch einmal sagen müssen.«
Etwas an Geigers Stimme wirkte beinahe genauso einschüchternd wie das Messer. Vielleicht lag es an dem Umstand, dass sie samtweich und stahlhart zugleich sein konnte. Bruno nahm den Fuß vom Gas, schlug das Lenkrad ein und fuhr auf den Kiesweg.
»Fahren Sie bis zu den Büschen, dann halten Sie.«
Der Fahrer gehorchte und zog die Handbremse an. Sein Blick verließ das Gesicht im Rückspiegel nicht.
»Ich habe vierzig Euro – und Sie können nehmen den Wagen. Aber bitte – bitte tun Sie mir nichts.«
Geiger bemerkte den ungeschminkten Klang der Angst in Brunos Stimme.
»Ich will Sie nicht ausrauben, Bruno.« Geiger nahm das Messer weg und lehnte sich zurück, ließ die Waffe aber sichtbar auf seinem Bein ruhen. Wieder blickte er nach hinten. Von der Straße aus waren sie nicht zu sehen. »Drehen Sie sich zu mir um.«
Der Fahrer löste den Sicherheitsgurt und tat wie ihm geheißen. In Brunos traurige Augen trat sichtlich Verwirrung.
»Bruno, arbeiten Sie für Dalton?«
Bei der Frage liefen wellenartig Runzeln über die Stirn des Fahrers. »Pardon?«, fragte er.
»Arbeiten Sie für Dalton?«
»Ich verstehe nicht. Ich arbeite für Taxi Provencal.« Sein Blick schweifte immer wieder zu dem Messer ab und kehrte ruckartig zu Geiger zurück. »Dieser Name – Dalton. Ich kenne diesen Namen nicht. Bitte, Monsieur. Vielleicht ist da – wie nennen Sie es – ein Fehler untergelaufen?« Er runzelte die Stirn, suchte nach dem passenden Wort, und seine Hand ging zu seinem Schlips und lockerte den Knoten. »Ah! Jetzt weiß ich! Es gab einen Missverstand! «
Geiger nahm sein Päckchen Lucky Strikes heraus. Er hatte genug gehört und gesehen.
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich rauche, Bruno?«
»… Nein.«
Geiger zündete sich die Zigarette an und legte das Messer in die Reisetasche zurück. »Es war notwendig, Ihnen Angst zu machen, Bruno. Ich werde Ihnen nichts tun. Beruhigen Sie sich – und hören Sie gut zu.«
»Ich würde gern auch rauchen.«
Geiger hielt ihm das Päckchen hin, und Bruno zog eine Zigarette heraus. Sie zitterte in seiner Hand, als Geiger ihm Feuer gab.
»Sie bringen mich an ein Ziel, wo es sehr gefährlich ist, Bruno. Sie wissen, was gefährlich bedeutet?«
»Ja.«
»Und je nachdem, was dort passiert, könnte es einigen Personen lieber sein, wenn Sie danach tot sind. Sie wissen, was tot bedeutet?«
»Tot?« Seine Augen schrumpften zu Schlitzen, als wäre er ein stark Kurzsichtiger, der versuchte, ein Straßenschild zu lesen. Er öffnete den obersten Hemdknopf. »Wieso?«
»Die Leute, mit denen ich zu tun habe, mögen keine Sicherheitsrisiken. Verstehen Sie?«
Der Fahrer nickte. »Und ich bin so etwas – weil ich Sie kenne?«
»Ja.«
»Und diese Leute … Mit ihnen – wie sagen Sie es – ist töten okay?«
»Als Sie noch Koch waren – war da das Töten von Hühnern okay für Sie?«
Bruno begann, versonnen den Kopf zu schütteln. Es war einer jener Momente, in denen eine Gebärde das Gegenteil dessen bedeutet, was sie normalerweise anzeigt. Er wirkte ratlos, gelähmt, aber er begriff nur zu gut, was er hörte.
»Es könnte passieren, wenn Sie mich absetzen, Bruno, oder morgen, in einer Woche, in einem Monat – oder auch nie.« Geiger schnippte seine Zigarettenkippe aus dem Fenster. »Ich würde vorschlagen, dass Sie Avignon verlassen. Parken Sie den Wagen in einer Garage, und nehmen Sie einen Zug irgendwohin, wo niemand Sie kennt. Bleiben Sie dort ein paar Wochen. Verstehen Sie?«
Bruno fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Die Shar-Pei-Runzeln streckten sich dabei, und er wirkte wie ein mürrischer Trauerkloß in einer Karikatur.
»Das ist – unmöglich.«
Geiger öffnete den Reißverschluss seiner Reisetasche, nahm ein dickes Bündel Euroscheine heraus und zählte einige davon ab. Mit jeder Banknote wurde die Furche
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