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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Arme vor der Brust verschränkt. Wie ein kleines Mädchen. Dann ein leises Seufzen, ehe sie antwortete …
    »Nicht vor neun. Dann gehen wir nach Hause. Ich koche«, sagte sie.
    Die Wasserspeier von Notre-Dame betrachteten die Menge auf dem Parvis Notre-Dame, dem öffentlichen Platz vor dem Eingang der Kathedrale, mit ihren gefrorenen, zeitlosen Blicken.    
    Es wimmelte von Rosenhändlern. Dewey hatte sie in Rom, in Florenz, in Barcelona gesehen, wie sie langstielige, in Zellophan gehüllte Blumen an den Mann zu bringen versuchten. Fleecewesten und Khakihosen, dunkle Haut, pechschwarzes Haar und gestutzte Schnurrbärte. Sie schlängelten sich durch die Menge, ihr Auftreten eine Mischung aus Unterwürfigkeit und Sturheit. Sie erinnerten ihn an die Arbeiterinnenameisen auf der Farm – zielstrebig, entschlossen, mit nur einem Ziel: dem Wohl der Kolonie. Sie waren abstoßend, doch Dewey bewunderte sie.
    Wenn die Afghanen etwas von ihnen hätten, hätte jeder Taliban-Arsch schon vor Jahren eine 5,56-mm-Kugel in den Schädel bekommen. Und eine Menge seiner Kameraden würden ihm noch auf die Nerven gehen, statt die Ewigkeit in mietfreien Särgen zu verbringen. Und die übrigen Jungs? Die meisten waren wieder zu Hause, lebten von Essensmarken und Mike’s Hard Lemonade und warteten darauf, dass irgend so ein Arschloch mit Schlips beim Kriegsveteranenministerium den Antrag auf Invalidenrenten las, den sie vor einem Jahr eingereicht hatten. Und was sollte man sagen? Da war der Nichtskönner Dewey von der Jefferson High mit bereits fünfzigtausend in bar, nach denen sich Onkel Sam nur die Finger lecken konnte. Das stell sich mal einer vor.
    Matheson schien von dem Platz begeistert zu sein. Seit zwanzig Minuten schlenderte er hier hin und her, setzte sich auf die Randsteine der kleinen Gärten und drehte den Kopf mal hierhin, mal dahin, um sich zu orientieren. Dewey stimmte ihm zu. Der Platz war ein guter Treffpunkt – belebt, aber weitläufig, flach und ohne Pfeiler und ähnliche Sichtbehinderungen, sodass Matheson rundum sehen konnte, ob sich ihm jemand näherte, und etliche Möglichkeiten hatte, in verkehrsreiche Straßen zu entkommen, falls er Misstrauen schöpfte – oder die Sache zu heikel wurde.
    Der Bursche hatte Mumm, denn er wusste, dass er vielleicht in eine Falle tappte. – Und dann traf es Dewey ganz unvermittelt: einer dieser Gedanken, die einen dazu bringen, alles andere kurz beiseitezuschieben, damit man im Kopf den Platz hatte, einen Schritt zurückzutreten und die Sache in einem größeren Zusammenhang zu betrachten. In gewisser Weise war auch Matheson eine Art Soldat. Er kämpfte in seiner eigenen Freiwilligentruppe für das, woran er glaubte, etwas, das größer war als er selbst, und war bereit, sich dafür eine Kugel einzufangen. Viele Leute zu Hause hielten den Kerl für einen Verräter, einen Feind der guten alten amerikanischen Art. Viele davon hatten zwar einen »Wir-stehen-hinter-euch«-Aufkleber auf den Stoßstangen, dachten aber nie auch nur eine Sekunde über die Scheiße nach, die ein entlassener Soldat durchzustehen hatte, sobald er wieder in der Heimat war.
    Sie fragten sich nicht, wie lange er brauchte, um Arbeit zu finden, einen Arzttermin, ein Rezept oder ein neues Bein zu bekommen – und sie scherten sich auch nicht darum, wie viele alte Frontschweine den Glauben und den Verstand und die Zeit verloren und sich eine Fahrkarte raus aus diesem Leben mit dem Beretta-Express kauften, weil das mehr Sinn zu machen schien als alles andere. Dewey hielt sich zwar für ohne weiteres imstande, Matheson ohne mit der Wimper zu zucken kaltzumachen, wenn es so weit war – aber der Kerl war okay. Er war vom richtigen Schlag.
    Matheson tippte auf sein Handy. »Hi«, sagte er. »Ich bin auf dem Rückweg. Ich setze das Treffen auf dem Platz vor Notre-Dame an, um zehn. Bis dahin bin ich beschäftigt. Wo bist du?«
    »In einem Café auf der Rue St. Jacques. Ich werde hier zu Abend essen … mit einer alten Freundin. Ist das okay?«
    »Klar. Wir sehen uns heute Abend im Hotel.«
    Er steckte das Handy weg und blickte sich ein letztes Mal um. Hier war es richtig. Er würde dem geheimnisvollen Informanten eine Mail schicken, sobald er wieder im Hotel war: Der Mann würde eine Rose kaufen und in der Nordostecke des Gartens warten, die der Kathedrale am nächsten war, die Blume im Schoß, die Blütenblätter Richtung Kirchengebäude. Harry würde sich unter die Touristen mischen. Zu jedem Zeitpunkt

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