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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Leib spannte sich an. Geiger warf ihm einen Briefumschlag in den Schoß.
    Ein langsamer, dichter Atemzug entwich Carmines Lippen. Er lockerte sich. »Mein Gott …«
    »Carmine … Wenn ich auf Ihren Tod aus wäre, wieso hätte ich so lange warten sollen?«
    Carmine suchte in dem Gesicht nach einem Ausdruck, nach dem Heben einer Braue, dem Verziehen einer Lippe, irgendetwas, das einen Hinweis auf die Empfindungen hinter der Frage gab. Doch er fand nichts. Er erinnerte sich an ihr erstes Treffen, als Geiger ins La Bella gekommen war. Irgendwann hatte Carmine gefragt: »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie ein sehr seltsamer Scheißkerl sind?«, und Geiger hatte auf seine ruhige, stoische Art geantwortet: »Ja. Viele Menschen.« Sollte sich Geiger während jener zwölf Jahre in irgendeiner Hinsicht geändert haben, so konnte Carmine beim besten Willen nicht benennen, in welcher Weise.
    »Rauchen Sie noch?«, fragte Carmine.
    Geiger zückte seine Luckys und ein Bic-Feuerzeug, und Carmine nahm beides.
    »So ist es gut.« Er schüttelte eine Zigarette aus dem Päckchen und zündete sie sich an. Mit einem hörbaren Zischen sog er den Rauch ein, ließ ihn in der Lunge verharren, nickte zufrieden und sandte eine Qualmwolke in den Wagen. »Was ist in dem Umschlag?«
    »Siebzigtausend. Ich breche bald nach Paris auf. Wenn ich dort ankomme, müssen einige Dinge für mich bereit sein. Eine Liste mit Anweisungen liegt bei. Ein paar Anrufe, mehr sollte von Ihrer Seite aus nicht nötig sein, aber ich habe nicht viel Zeit. Ihre Kosten habe ich auf zehn- bis fünfzehntausend geschätzt – Sie sollten also ausreichend Profit machen.«
    »Das ist sehr großzügig. Hat das was mit Informationsabruf zu tun?«
    »Ich bin in diesem Geschäft nicht mehr tätig, Carmine. Das wissen Sie.«
    »Aber Sie riskieren Ihren Arsch. Wieso?«
    »Es gibt etwas, das ich tun muss.«
    Ohne hineinzublicken, legte Carmine den Umschlag neben sich auf den Sitz. »Wieso sind Sie sich so sicher, dass ich mich um die Dinge kümmere?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Geiger öffnete die Tür. »Rollie ist im Kofferraum. Leben Sie wohl, Carmine.«
    Er stieg aus und schloss leise die Tür. Durch die getönten Scheiben beobachtete Carmine, wie er sich entfernte, bis er den Lichtkreis der Straßenlaterne verließ und einfach zu verschwinden schien.

15
    Zanni legte die Sachen eine nach der anderen auf den Schreibtisch. »Pass – auf Mr. John Grey. Flugticket – Air France, JFK nach Paris-De-Gaulle, zweiundzwanzig Uhr. iPad nach Ihren Vorgaben, Handy nach unseren Vorgaben – drücken Sie den Knopf, dann sprechen Sie mit mir.«
    Geigers Haus war von Licht durchflutet. Die kupfrigen Sonnenstrahlen, die durch das Oberlicht fielen, machten eine elektrische Beleuchtung überflüssig.
    »Nur mit Ihnen?«
    Geiger stand auf der gegenüberliegenden Seite des Raums von ihr. Er legte Kleidungsstücke in einen kleinen Leinenkoffer.
    »Nur mit mir.« Sie legte ein Bündel neuer Geldscheine hin. »Zweitausend Euro.«
    Er beobachtete sie, stellte ein Profil zusammen. Rechtshänderin, aber die linke Hand nicht ungeübt. Möglicher Astigmatismus, aber nicht ausgeprägt.
    »Wozu brauche ich zweitausend Euro?«
    »Vielleicht brauchen Sie sie nicht.«
    Sie hob ihren großen Starbucks-Kaffeebecher und trank einen Schluck, während sie durch den Raum schlenderte. Sie trainierte, urteilte er, intensiv – wegen des Tonus, nicht wegen der Muskelmasse. Vermutlich wollte sie wegen der Arbeit schlank sein, doch konnte auch ein Element der Eitelkeit in ihr Training hineinspielen und sich um ihre Figur, ihre Sexualität drehen.
    »Also gut«, sagte sie. »Wir gehen davon aus, dass Sie eine Reihe von Szenarien durchgespielt haben – darunter auch die, dass Sie sich in dem Hotel Daltons Anweisungen abholen und uns entwischen, wir nie wieder von Ihnen hören und Sie alles auf eigene Faust machen.« Sie wandte sich ihm zu und wartete.
    Geiger bewegte seinen Hals, nach rechts. Knack. »Und wieso sollte ich das tun?«
    »Weil Sie uns nicht trauen. – Was wir verstehen würden. Aber in diesem speziellen Fall sind wir auf Ihrer Seite. Wir können uns kein weiteres öffentliches Desaster leisten; Dalton muss kaltgestellt werden. Brauchen wir Sie mehr, als Sie uns brauchen? Wahrscheinlich. Aber wenn Sie es darauf anlegen, jemandem das Leben zu retten, könnten wir für Sie von Nutzen sein. Wir möchten nur, dass Sie darüber nachdenken.«
    »Ich habe darüber nachgedacht.«
    Sie

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