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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Schrift eine 203 eingetrieben war, von einem Hakenbrett.
    »Sie haben Zimmer zwei-null-drei. Es geht nach hinten raus – sehr ruhig.« Er reichte Geiger den Schlüssel und das Kuvert. »Wenn Sie noch etwas benötigen, Monsieur, so lassen Sie es uns bitte wissen.«
    Geiger beäugte einen Spiegelausschnitt, in dem der Mann mit der Zeitung am anderen Ende des Foyers zu sehen war. Die Quaste an seinem Slipper baumelte hin und her wie eine kleine Tänzerfigur. Daltons Mann? Oder Soames’? Geiger ging zum Aufzug, stieg ein und drückte die 2. Als die Tür sich schloss, blätterte der Mann mit der Zeitung wieder eine Seite um.
    Der Aufzug hielt im zweiten Obergeschoss. Geiger wartete ab, bis die Tür aufgefahren war, und drückte die 3. Die Tür schloss sich wieder, der Aufzug fuhr weiter nach oben, und als er im nächsten Stockwerk hielt und sich die Tür erneut öffnete, schob Geiger die Hand in den schmalen Spalt des Liftschachts und zog den großen braunen Umschlag heraus, der dort verabredungsgemäß mit Klebeband befestigt war. Er verließ den Aufzug, ging zum Treppenhaus und stieg die Treppe nach unten.    
    Die 203 sah aus wie eine Million anderer Hotelzimmer. Aus den beiden quadratischen Fenstern, die nur eine magere Portion blassen Lichts hereinließen, blickte man auf ein anderes Gebäude. Geiger zog die Vorhänge zu, ging an den kleinen Schreibtisch und setzte sich. Der braune Umschlag aus dem Aufzugschaft war unbeschriftet. Das Kuvert vom Empfang trug in Blockbuchstaben den Namen DALTON, und als Geiger ihn öffnete, fand er darin ein maschinengeschriebenes Blatt Papier.
    Mein lieber Geiger!
    Ich werde erfahren, an welchem Tag Sie diese Zeilen lesen. Nehmen Sie morgen den Zug von Paris nach Avignon. Steigen Sie am TGV-Bahnhof aus. Der Schlüssel öffnet ein Schließfach auf der Hauptetage. Darin finden Sie weitere Anweisungen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dalton
    Geiger schüttelte das Kuvert, und ein kleiner Schlüssel rutschte ihm auf die Handfläche. Der rote Plastikgriff trug eine eingeprägte 27. Geiger legte ihn beiseite, nahm den braunen Umschlag und holte einen weiteren Hotelzimmerschlüssel mit einer goldenen 404 heraus. Carmines Leute hatten ihm, wie erbeten, ein weiteres Zimmer gemietet. Das Übrige, was er brauchte, befand sich hoffentlich dort.
    Er musste konzentriert bleiben und auf seine Wahrnehmung achten – er hatte so vieles zu berücksichtigen. An der einen Flanke befanden sich Dalton und seine Leute. Daltons Geist war getrübt, doch der Wahnsinn, der darin Einzug gehalten hatte, gehörte der verschlagenen, zielstrebigen Kategorie an. An der anderen Flanke standen Soames und die Strippenzieher von Deep Red. Ihre Absichten waren weniger persönlich, aber genauso gefährlich, weil sie von Geigers Überleben keinen Nutzen zu erhoffen hatten. Wie bei den meisten strukturierten Einrichtungen auf der Welt – Staaten, Konzernen, Religionsgemeinschaften, sogar revolutionären Vereinigungen – gingen Politik und Pragmatik vor. Geiger hatte schon mit ihnen allen zu tun gehabt. Einzelschicksale standen bei ihnen nicht im Zentrum; der Schutz der Grundlagen und der Ziele hatte immer Priorität. Geiger wusste, dass dies bei Soames nicht anders war. Wäre es anders gewesen, hätte sie einen anderen Beruf gewählt.
    Ein weiteres wichtiges Element hatte er zu beobachten: sich selbst. Im Flugzeug hatte er nicht geschlafen, um sicherzustellen, dass ihm kein Traum und seine Begleiterin, die Migräne, einen Besuch abstatteten. Ihm war bewusst, dass er eine Zeitbombe mit sich herumtrug, die nicht einmal hörbar tickte und jederzeit explodieren konnte – was ihn in gewisser Hinsicht zur am schlechtesten kalkulierbaren Variablen im ganzen Szenarium machte.
    Er griff in seine Tasche und nahm das Handy heraus, das Soames ihm gegeben hatte. Als er »Senden« drückte, hörte er augenblicklich Zannis Stimme.
    »Hallo, Herr Geiger.«
    »Ich bin in meinem Zimmer.«
    »Das weiß ich. Wir haben Sie gesehen. Wir sind in einem Zimmer des Hotels auf der anderen Straßenseite. Schalten Sie das iPad ein.«
    Geiger nahm das Tablet aus der Tasche und schaltete es ein. In der Ecke des Displays leuchtete ein Icon auf – das rote achteckige Logo von Deep Red. Geiger tippte darauf – und Zanni sah ihn auf dem Bildschirm an, das Handy noch am Ohr. Sie senkte es.
    »Hi«, sagte sie.
    Er nickte ihr zu. Er war sich so gut wie sicher, dass beide Geräte jederzeit angepeilt werden konnten, doch das beunruhigte ihn kaum.

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