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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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einzutreten, weil sie im Zimmer jemanden reden hörte. Es war ein Amerikaner. »Monsieur? Allô?«
    Sie schloss die Tür mit ihrem Schlüssel auf und rollte den Wagen hinein. Als Erstes sah sie das getrocknete Erbrochene auf dem Teppich.
    »Zut!«, brummte sie, hob Gesicht und Hände zur Decke und rief stumm den Herrgott um Kraft an. Die Stimme, die sie gehört hatte, kam aus dem Nebenzimmer. Sie klang jünger, als sie zuerst gedacht hatte. Sie ging an die Verbindungstür.
    »Monsieur? Sind Sie krank?«
    Wie er ihn zurückgelassen hatte, stand Mathesons offener Laptop auf dem Schreibtisch. Auf dem Bildschirm war Ezras Gesicht im iChat zu sehen, ein Porträt der Angst, die Wangen waren hochgezogen, die Worte kamen aus zusammengepressten Lippen.
    »… das ist jetzt das zehnte Mal, dass ich es versuche, Dad. Geiger hat mir eine Nachricht geschickt, dass etwas nicht stimmt – dass er dich und Harry sucht. Wo bist du?«
    Die Frau machte ein paar Schritte in den Raum. Ezra richtete den Blick auf sie, als er sie am Bildrand bemerkte, und beugte sich vor wie ein Kind, das die Nase ans Schaufenster des Spielzeugladens drückt.
    »He! Hey! Hallo!« Die Frau kam zwei Schritte näher. »Wer sind Sie?«
    »Je ne parle pas anglais.«
    »Sind Sie Französin?«
    »Äh …«
    »Sind Sie in Frankreich?«
    »Oui, oui. Frankreisch.«
    »Ist noch jemand da?«
    Die zappelige Energie des Jungen machte sie nervös. »Nix Englisch. Je ne parle pas anglais. «
    »Hören Sie einfach zu, ja? Ist noch jemand bei Ihnen in dem …«
    »No anglais …«
    »Scheiße!« Ezras Faust knallte auf den Tisch, sodass sein Bild zuckte – und die Raumpflegerin ebenfalls. Frustrierte Wut strömte in seinen Gefühlswirrwarr und erzeugte eine explosive Mischung. »Himmel, Lady! Hören Sie doch einfach mal zu!«    
    Die Reinigungsfrau brauchte kein Englisch zu verstehen. Sie hatte genug, drohte Ezra mit dem Finger und ließ eine Schimpftirade auf Schnellfeuerfranzösisch los. Ezra beeilte sich, den Rückwärtsgang einzulegen.
    »Okay, okay … Himmel … tut mir wirklich leid, Ma’am. Echt. Tut mir leid.«
    Doch es war zu spät. Die Frau griff nach dem Laptop …
    »Warten Sie! Nicht! Machen Sie ihn nicht …«
    … und klappte ihn mit einem Knall zu.
    Ezra starrte auf den schwarzen Bildschirm. »Scheiße …«
    Tony sprang auf seinen Schreibtisch, reckte sich genießerisch und breitete sich in voller Länge aus. Ezras Fingerspitzen bearbeiteten seinen Bauch, und sein Motor sprang an.
    »Was mache ich denn jetzt?« Er öffnete eine Schublade und nahm Geigers Briefs heraus. Zum x-ten Mal überlegte er, was ihm möglich war. »Soll ich es Mom sagen? Sie würde mich umbringen. – Und sie könnte sowieso nichts unternehmen.«
    Er streckte die Hand aus und streichelte die vernarbte Augenhöhle. Der Kater hob die Vorderpfoten und legte sie um seine Finger.

17
    Als Geiger die Tür am oberen Ende des Treppenhauses erreichte, stellte er die Sporttasche und den Alukoffer auf den Boden. Das Schild an der Tür lautete TOIT – N’ENTREZ PAS.
    Er war sich bewusst, dass er in einer fremden Arena agierte und Dinge tat, die er nie zuvor getan hatte. Ihm war bereits aufgefallen, dass er keine Aufgabe mit der Überlegung anging, was getan oder nicht getan werden konnte , sondern nur mit dem Gedanken daran, was getan werden musste  – was er zu lernen, zu beschaffen, vorzubereiten und auszuführen hatte.
    Er musste verschwinden, ohne gesehen zu werden. Er nahm das Pickset aus der Tasche. Seit er 1995 am Hafenamt aus dem Bus gestiegen war, ohne Erinnerungen, Ziele oder Wünsche, war er den Anweisungen eines inneren Kompasses gefolgt und hatte an jedem Wegpunkt Instinkt und Logik zur Methodik verschmolzen und Möglichkeiten gefunden, in einer Welt zu leben, in der er keinen natürlichen Platz besaß. Leben war Bauen – man schuf Formen aus dem Nichts, Bedeutung aus der Isolation. Der Prozess war entscheidend. Wie Geiger während der Therapiesitzungen so oft zu Corley gesagt hatte: »Anfang, Mitte, Ende. Das funktioniert für mich am besten. Dinge abzuschließen.«
    Mit der linken Hand schob er den Drehmomentschlüssel ins Schloss, mit der rechten einen Pick. Ehe er Brooklyn verließ, hatte er sich auf YouTube viermal ein Video angesehen, in dem es um das Schlösseröffnen ging, und die letzten fünfzehn Minuten hatte er an dem Schloss seiner Zimmertür geübt. Er schloss die Augen und fand mit dem Haken des Picks nacheinander alle Stifte im Schloss und

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