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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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nickte beiläufig, als glaubte sie ihm. »Okay.«
    Geiger schaltete das iPad ab, steckte alles, was ihm gehörte, in die Tasche, nahm den Schlüssel zu Zimmer 404 und verließ den Raum.
    Zanni schenkte sich Kaffee nach. Als sie davon trank, schnüffelte sie und machte ein finsteres Gesicht.
    »Victor – entweder nach draußen oder ausmachen.«
    Er stand am Fenster und starrte auf Geigers Hotel. Während er eine Rauchwolke ausstieß, blickte er auf die frische Gitanes zwischen seinen langen Fingern. »Pardon, Zanni. Ich vergaß.« Er öffnete das Fenster und schnippte die Zigarette hinaus.
    »Gedanken?«, fragte sie.
    »Er ist, wie Sie ihn beschrieben haben. Ich glaube, er wird vielleicht versuchen, auf eigene Faust zu handeln, ohne uns. Aber … Haben Sie je überlegt, ob Geiger eventuell gar nicht plant, zu Dalton zu gehen? Dass er Sie nur benutzt, um zu verschwinden – für immer? Sie haben ihm einen neuen Pass verschafft, ein Flugticket …«
    Zanni trat ebenfalls ans Fenster. Seit sie in Paris angekommen war, spürte sie, wie die Rädchen in ihr liefen, die Zähne ineinandergriffen, getrennte Teile zusammenkamen und begannen, die Dinge anzuschieben. Dieser Einsatz würde alles ändern – und das zu wissen, verlieh ihr Auftrieb.
    »Was immer Geiger auch ist – er ist aufrichtig. Er ist hier, um sie zu retten, und um ehrlich zu sein, können wir nichts sagen oder tun, rein gar nichts, damit er uns vertraut. Was merkwürdig ist: Wir können damit arbeiten. Sein Misstrauen uns gegenüber wird seine Entscheidungen steuern, sodass wir weniger im Dunkeln tappen. Solange wir ihn nicht komplett verlieren, gefällt mir, wo wir stehen.«
    Mit der Kante des Daumennagels strich Victor die Einkerbung in seinem Kinn entlang. Er dachte über Geigers legendäre Fähigkeiten nach – hinter die Maske blicken oder den bedeutungslosen Lauten, die Menschen machen, Sinn entnehmen zu können – und fragte sich, ob Geiger bemerkte, dass er, Victor, ihn verraten wollte. Er blickte Zanni an. Er war vermutlich so alt wie ihr Vater. Der Gedanke berührte ihn merkwürdig und erzeugte eine vage Unruhe – denn er spürte, dass er womöglich eine ganz leise Besorgnis empfand, und das war inakzeptabel.
    »Ja«, sagte er. »Mir gefällt auch, wo wir stehen.«
    Geiger öffnete die Tür zu Zimmer 404 und trat ein. Die beiden Fenster gingen nach vorn hinaus, ganz wie er es auf seiner Liste von Carmine erbeten hatte, und die Vorhänge waren geschlossen. Geiger schloss die Tür hinter sich ab und ging ans Bett. Dort lagen säuberlich angeordnet eine Sporttasche aus Leinwand, ein Aluminiumkoffer, eine Digitalkamera von Canon mit Weitwinkelobjektiv, ein iPad, drei säuberliche Euro-Bündel, ein Grand-Master-Pickset zum Schlösseröffnen und zwei Schlüssel an einem Ring mit einem Pappanhänger, auf dem stand: »315 Rue Questel, Hintertür«. Auf einem Blatt Schreibmaschinenpapier standen drei handschriftliche Zeilen:
    Hotel hat keine Hintertür.
    Seitentür auf die Gasse, Gasse führt nur auf Straße.
    Carmine wünscht viel Glück. Bonne chance.
    Geiger öffnete den Alukoffer. Darin lag ein quadratisches Gebilde aus Aluminiumrohren mit etwa einem halben Meter Seitenlänge. Er nahm es heraus, öffnete einen Schieber an der Seite und zog das Quadrat auseinander. Die Teleskopleiter war drei Meter sechzig lang und hatte acht Sprossen. Perfekt.
    Die Kaffeemaschine hatte eine Kanne für drei Tassen. Daher füllte er den Wasserbehälter, gab fünf Päckchen hinein und schaltete sie ein. Er schloss die Augen, ließ die Schultern sinken und den Kopf hängen, und stand völlig still, damit er das reinste, klarste Gefühl für seinen Puls und seine Schmerzaktivität erhielt. Beide lagen in akzeptablen Bereichen.
    Mit der Kamera ging er an ein Fenster und zog die Vorhänge ein paar Zentimeter weit auseinander. Er konnte auf die Straße unter ihm und die Gebäude gegenüber blicken. Ein leichter Regen fiel, und das Pflaster glänzte schwach. Geiger nahm ein Foto der geparkten Wagen auf, die von der Mitte des Blocks bis an die rechte Straßenecke standen, dann ein Foto der Fahrzeuge zwischen Blockmitte und linker Straßenecke – ungefähr zwei Dutzend insgesamt. Dann machte er Nahaufnahmen von jedem einzelnen Auto.
    Die Raumpflegerin des Hôtel Littre schob ihren Wagen durch den Flur zu Harrys Zimmertür und klopfte.
    »Femme de ménage!« Sie wartete die vorgeschriebenen Sekunden, dann klopfte sie wieder. »Komm saubermachen! Oui? « Sie zögerte

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