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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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brauchen Sahne.«
    Christine schrieb Crème auf ihre Liste. Eigenartig – wie nach all den Jahren ihr Gehirn noch immer zwischen den beiden Sprachen hin- und hersprang. Sie hob den Kopf und bemerkte, dass jemand sie anstarrte. Er war am anderen Ende der Bar, eine Tasse Kaffee in der Hand, und als ihr Blick sich auf ihn richtete, sah er keine Veranlassung, damit aufzuhören. Er blinzelte nicht einmal. Sie fand sein Starren beunruhigend, weil es aus einem ansehnlichen, eckigen Gesicht ohne jeden Ausdruck stammte. Sie setzte ihr Cafébesitzerinnenlächeln auf.
    »Bonjour, Monsieur.«
    »Hallo.«
    »Ah … ein Amerikaner. Kann ich Ihnen noch etwas bringen?«
    »Nein. Sind Sie Christine Reynaud?«
    An der Frage fehlte etwas – eine Haltung, ein Hinweis auf den Grund für die Frage. Es klang eigenartig.
    »Ja«, sagte sie. »Wer sind Sie?«
    Er stand von dem Hocker auf, nahm die Tasche, die zu seinen Füßen stand, und trat auf sie zu. »Mein Name ist Geiger.«
    Von ihm ging etwas Intensives auf – nichts Sexuelles, nichts Bedrohliches, weder heiß noch kalt. Ihr erschien es mehr wie ein natürlicher Zustand. Der Name ließ eine Synapse in ihrem Gehirn feuern, und sie brauchte ungefähr drei Sekunden, bis sie eine Verbindung gefunden hatte.
    »Geiger … Sie sind mit Harry befreundet.«
    »Richtig.«
    »Nun, so ein Zufall. Harry ist ebenfalls in Paris. Aber das wissen Sie vermutlich.«
    »Ich habe mir überlegt, dass er Sie vielleicht aufgesucht hat. Können wir unter vier Augen reden?«
    Fast war es, als würde eine Zündschnur in Brand gesetzt. Sie roch beinahe den Phosphor. Wenn jemand fragte, ob man unter vier Augen reden könne, bestand eine neunzigprozentige Wahrscheinlichkeit, dass das, was folgte, ein Loch ins Leben sprengte. Bei diesem Gedanken straffte sie den Rücken.
    »In meinem Büro. Kommen Sie.«
    Sie gingen in den hinteren Teil des Cafés und traten in einen kleinen Raum mit zwei Aktenschränken, einem unordentlichen Schreibtisch samt Sessel und einem kleinen Sofa. Christine wandte sich um, als Geiger die Tür schloss, und stellte sachlich fest:
    »Harry ist etwas zugestoßen. Etwas Schlimmes.«
    »Er wurde entführt. Harry und ein anderer Mann.«
    Entführt. Bei dem Wort spannte sich ihr Gesicht. Diesen Begriff hörte man nicht sehr oft in einem Gespräch. Die Zündschnur sprühte weiter Funken, während sie zur Bombe hinunterbrannte.
    »Wieso?«
    »Jemand möchte tauschen – sie gegen mich.«
    Die bizarre Information und ihre beiläufige Präsentation brachten Christine aus der Fassung. Alles kippte ein wenig, und lange Zeit aufrechterhaltene rechte Winkel maßen plötzlich achtundachtzig und zweiundneunzig Grad.
    » Tauschen? Was zum Teufel soll das bedeuten?«
    »Christine …«
    »Wer sind Sie?«
    »Das zu erklären würde viel Zeit kosten, und davon habe ich nur wenig. Deshalb müssen Sie mir erzählen, was Sie wissen.«
    Unversehens erhielt Christine Gesellschaft – von einem kleinen Troll in einem Winkel ihres Bewusstseins, der an sich selbst nagte und hämisch kicherte. Ich bin wieder da. Zeit für Verlust. Zeit für Schmerz.
    »Fragen Sie«, forderte sie Geiger auf.
    »Wann war Harry hier?«
    »Abends vor drei Tagen.«
    »Hat er irgendetwas erwähnt, weshalb er in Paris war? Wo er wohnte?«
    »Nein.«
    »Wen er wo traf und wann?«
    »Nein. Nichts. Er sagte nur, er sei beruflich hier.« Sie versuchte, ein Gefühl für den Mann zu bekommen, doch sie fand bei ihm keinen Ansatzpunkt. Er war glatt wie Eis. Harry hatte ihn als engen Freund bezeichnet. Christine vermochte sich nicht vorzustellen, wie die beiden zusammenpassen sollten.
    Aus seiner Tasche nahm Geiger einen Aktenhefter.
    »Ehe Harry New York verließ, hat er mir das hier gegeben. Eine Kopie seines Testaments, die Besitzurkunde zu seinem Apartment, Dokumente zu seinem Bankschließfach.« Er warf den Hefter auf den Schreibtisch. »Denken Sie nach, Christine. Fällt Ihnen irgendetwas ein, das Harry gesagt hat und das von Bedeutung sein könnte? Ein Termin? Eine Route?«
    Ihr war schwindlig von dem Tempo, mit dem alles aus dem Normalen ausbrach und ins Außergewöhnliche abrutschte.
    »Wir haben über uns gesprochen. Vor allem über die Vergangenheit. Und er hat Sie erwähnt. Aber über den Grund seines Hierseins hat er geschwiegen. Da bin ich mir sicher.«
    Es bringt einen in gewissem Maße aus dem Gleichgewicht – fast empfindet man Einsamkeit –, wenn man begreifen muss, dass vor einem ein völlig Fremder steht, der Dinge

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