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Der Fälscher aus dem Jenseits

Der Fälscher aus dem Jenseits

Titel: Der Fälscher aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Schluck auf meine Gesundheit.«
    Doch der Abbé blieb nicht lange allein. Bald kam der Bürgermeister hereingeplatzt. Bei seinem Anblick schob Abbé Saunière die Manuskripte hastig in seine Soutane.
    »Was ist das für eine Geschichte mit diesen Pergamenten, Herr Pfarrer?«
    Abbé Saunière ließ sich nicht so leicht einschüchtern. »Die befanden sich in der Kirche, also gehören sie auch der Kirche. Ich möchte sie verkaufen. Auf die Weise kann ich meine Schulden zurückzahlen.«
    Das war ein stichhaltiges Argument. Der Bürgermeister hakte nicht weiter nach.
    »Na gut. Aber ich brauche eine Abschrift für das Gemeindearchiv.«
    Der Pfarrer stimmte rasch zu: »Natürlich, natürlich. Ich pause sie Ihnen ab.«
    Diese Pause, eine Reihe unverständlicher lateinischer Wörter, brachte Marie Denardaud ein paar Tage später dem Bürgermeister. Aber handelte es sich auch um eine echte Kopie? Das Original hatte niemand gesehen.
    Wie dem auch sei, von dem Moment an ging François Béranger Saunière immer sehr spät schlafen. Im Pfarrhaus brannte fast die ganze Nacht hindurch Licht. Einige Zeit später bestellte er wieder die Maurer in die Kirche. Er deutete auf eine Bodenplatte in der Nähe des Altars.
    »Stemmt mir die da heraus.«
    Die Platte gab schließlich nach und dieses Mal kam darunter etwas noch Außergewöhnlicheres zum Vorschein: In einem Hohlraum stand ein Topf, der mit glänzenden Gegenständen gefüllt war. Wie beim ersten Mal verscheuchte der Pfarrer die Arbeiter.
    »Das reicht. Vielen Dank auch.«
    »Aber Herr Pfarrer, wir haben da einen Schatz entdeckt!«
    »Das ist nur wertloser Plunder, davon versteht ihr nichts. Guten Abend!«
    In Rennes-le-Château sprach sich die Neuigkeit sofort herum: Der Pfarrer hatte einen Schatz entdeckt. Abbé Saunière stritt dies zwar hochmütig ab, weigerte sich aber, die Gegenstände zu zeigen.
    Eine Woche später fuhr François Béranger Saunière nach Paris. Man flüsterte sich zu, dass er die Nationalbibliothek besuchen wolle, um eine Information zu suchen, die ihm noch fehlte, um den Rest des Schatzes zu finden. Fünf Tage später kehrte er zurück. Anscheinend hatte er eine Entdeckung gemacht, denn er ging gleich an die Arbeit. Die Bewohner von Rennes-le-Château beobachteten Abbé Saunière und Marie Denardaud dabei, wie sie nachts Löcher gruben.
    Die beiden verhielten sich seltsam. Jede zweite Nacht verbrachten sie auf dem Friedhof neben dem Pfarrhaus. Mit Schnüren und Zollstöcken nahmen sie Maß. Von Zeit zu Zeit gruben sie ein kleines Loch und notierten sich etwas in ein Heft.
    In den anderen Nächten wanderten sie dagegen etwa zehn Kilometer zu Fuß zur Hochebene von Razes, beide einen Tragkorb geschultert. Wenn sie im Morgengrauen zurückkehrten, schienen sie schwer beladen zu sein.
    War der Schatz also über zwei verschiedene Orte verteilt? Oder wusste François Béranger Saunière noch nicht genau, wo er sich befand? Oder wurde eine der beiden Grabungen lediglich inszeniert, um Spuren zu verwischen? Oder waren beide nur vorgetäuscht? Vielleicht spielte sich ja alles ganz woanders ab, vor allen Blicken geschützt, zum Beispiel in der Kirche... Tatsache ist, dass das jahrelang so ging und dass sich die Bewohner von Rennes-le-Château am 12. März 1895 beim Präfekten beschwerten, weil der Pfarrer ihre Familiengräber in Mitleidenschaft zog: »Wir, die Wähler, protestieren, weil der Herr Pfarrer kein Recht hat, nachdem wir Verschönerungen vorgenommen oder Kreuze und Kränze aufgestellt haben, alles zu verschieben, hochzuheben oder in eine Ecke zu stellen.« Doch diese lange Plackerei trug plötzlich Früchte, denn 1897 änderte sich alles schlagartig!
    Von dem Zeitpunkt an stürzte sich François Béranger Saunière, der von seinen Schäflein nur 25 Franc im Jahr sammelte, in irrwitzige Ausgaben. Er kaufte ein Grundstück neben der Kirche und baute darauf das Haus seiner Träume, ein riesiges Gebäude von zweifelhaftem Geschmack im neogotischen Stil. Auch seine Geliebte vergaß er nicht. Marie Denardaud bekam ihr eigenes Haus gleich neben dem seinen.
    Der Lebenswandel des Pfarrers von Rennes-le-Château war mehr als extravagant. Er importierte Rumfässer aus Jamaika, züchtete Enten, die mit Löffelbiskuits gefüttert wurden, und ließ für Privatkonzerte unter großen Kosten eine berühmte Opernsängerin und andere Musiker kommen.
    Natürlich nahm die Kirchenleitung Anstoß daran. Der Bischof von Carcassonne enthob ihn seines Amtes und beschuldigte ihn des

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