Der Fälscher aus dem Jenseits
Ohren.
»Ich bin Ihnen wirklich dankbar für das Opfer, das Sie mir da bringen.«
Doch der Kunsthändler brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen.
»Einen Moment. Sie sollen mir später nicht vorwerfen, dass ich Sie betrogen habe. Ich brauche eine Bescheinigung.«
»Alles, was Sie wollen.«
»Dann schreiben Sie auf dieses Blatt: Der Unterzeichner, Mr Smith, bestätigt heute, von Monsieur Durand für zwei Millionen Franc einen falschen Utrillo gekauft zu haben. Monsieur Durand hat mich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich bei diesem Gemälde um eine Fälschung handelt, die in keinster Weise eine solche Summe wert ist. Anschließend Datum und Unterschrift, dann müssen Sie mir nur noch den Scheck ausstellen. Ich packe Ihren falschen Utrillo inzwischen ein.«
Der fünfte und letzte Akt spielte im Pariser Luxushotel, in dem Mr Smith wohnte. Hervé S., der große Kunstexperte, eilte nach einem aufgeregten Anruf des Multimillionärs herbei. Am Telefon hatte dieser nichts sagen wollen, doch hatte er den Experten gebeten, alles stehen und liegen zu lassen und zu kommen. Hervé S. bemerkte die Place du Tertre. die an der Rückenlehne eines Sessels lehnte.
»Was ist denn los? Sie haben doch Ihren Utrillo. Das war das Geschäft des Jahrhunderts!«
Aber Mr Smith wirkte ganz und gar nicht wie jemand, der das Geschäft des Jahrhunderts gemacht hatte. Er war bleich, sogar leichenblass.
»Es ist nur... Beim Auspacken des Bildes hatte ich so ein seltsames Gefühl.«
Der Experte trat näher und stieß einen Schrei aus. »Das ist ja eine Fälschung!«
»Sind Sie sich sicher?«
»Bestimmt. Das ist zwar eine gute Imitation, aber zweifelsohne eine Fälschung.«
»Wie konnten Sie sich nur so täuschen? Sie haben mir versichert, dass das ein Utrillo aus der weißen Periode ist.«
»Ich habe mich nicht geirrt, das wissen Sie genau! Das Bild, das wir beide im Büro gesehen haben, war echt, dieses hier ist es nicht. Man hat sie miteinander vertauscht. Sie haben sich hereinlegen lassen, das ist alles!«
Der Multimillionär sah so niedergeschlagen aus, dass Hervé S. etwas weicher wurde.
»Sie haben da zwar nicht das Geschäft des Jahrhunderts gemacht, aber Sie können immer noch Ihr Geld zurückverlangen. Klagen Sie Durand an. Erstatten Sie Anzeige!«
Wohl zum ersten Mal in seinem Leben war der Milliardär kleinlaut.
»Ich habe ihm ein Papier unterschrieben, mit dem ich anerkenne, dass ich in voller Kenntnis der Sache eine Fälschung kaufe, obwohl er mich gewarnt hat.«
Damit fiel der Vorhang. Der Experte konnte sich nur noch auf Zehenspitzen zurückziehen und dabei mühsam ein Lächeln unterdrücken. Natürlich erzählte er die Geschichte gleich weiter, sodass sie in Künstlerkreisen rasch die Runde machte. Auch wir haben sie durch ihn erfahren. Durand und Smith hätten sie aus verschiedenen Gründen nie ausgeplaudert, was wirklich schade gewesen wäre.
Eine Kassenangestellte bereut
Frankreich, 1990. Monsieur Bénichou war zufrieden. Seit er 1963 aus Nordafrika zurück gekehrt war, ließen sich die Dinge nicht schlecht an. Mit dem Geld, das er hatte retten können, hatte er eine kleine Versandhandelsfirma gegründet und mit allen möglichen unnützen Utensilien und Haushaltsgegenständen, die aus dem Fernen Osten eingeführt wurden, gehandelt. Er konnte sich über das Ergebnis freuen: Heute vertrieb seine Firma per Versand eine breite Palette von Produkten, dazu gehörte Kleidung für Kinder und Erwachsene, Gartenzubehör, Möbel, kurzum, fast alles. Natürlich musste Monsieur Bénichou am Anfang improvisieren und ins Ausland reisen, um die amerikanischen Verkaufsmethoden zu studieren und um sich mit hervorragenden Mitarbeitern zu umgeben. Doch letztendlich funktionierte alles prächtig.
Allerdings gab es in der Organisation des Betriebs einen Schwachpunkt: die Kassenangestellte Malvina Souchan, eine angeheiratete Cousine, die seit mehreren Jahren für die Firma arbeitete. Diese Person, die sich gut verkaufen konnte, hatte sich erlaubt, ihr persönliches Einkommen dadurch zu erhöhen, dass sie einen Teil des Geldes, das in die Kasse ihres Cousins hätte fließen müssen, für sich abzweigte. Um dies zu bewerkstelligen, griff sie zu einem einfachen, aber wirkungsvollen Trick. Wenn sie eine Bestellung erhielt, sandte sie dem Privatkunden — jedoch niemals einer Firma, das war klüger so — statt einer offiziellen Rechnung eine so genannte Pro-forma-Rechnung, eine Art Kostenvoranschlag, die ein Laie
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